2305 - Jagd auf die Dunkelkapsel
mit dem jungen London wer weiß was für Dinge anstellt."
„Wahrscheinlich."
„Ich habe mit Mondra konferiert. Sie entwickelt einen Plan, wie man Zerberoff anlocken könnte. Er zeigte ja starkes Interesse am hyperdimensionalen Zapfvorgang an der Sonne beziehungsweise an Projekt BACKDOOR. Und bei dieser ...
Neugierde will sie ansetzen."
„Sehr interessant."
„Himmeldonnerwetter noch mal!", fluchte Daellian. „Normalerweise bekommst du den Mund nur zu, wenn du einen Schokoriegel in demselben stecken hast. Warum bist du so maulfaul?"
„Ich ... bin ein bisschen heiser", krächzte Rudnor und deutete auf seine Kehle.
„So?" Daellian beäugte ihn misstrauisch. Er fokussierte den Blick, konzentrierte ihn auf den leicht geöffneten Mund und sah, dass der Rachenansatz des Dicken tatsächlich gerötet war.
Seltsam.
Daellian wechselte das Thema. „Ich hab dir doch den Auftrag gegeben, Antonin zu beobachten."
„Das habe ich auch gemacht."
„Und?"
„Es war eine tolle Taktikbesprechung", antwortete Rudnor. „Seine Leute waren mit vollem Eifer bei der Sache. Da ist es ganz schön zur Sache gegangen."
Irgendetwas stimmte da nicht. „Du lügst."
„Ich ... Aber ..."
„Deine Pulsfrequenz steigt rasant an.
Dein Gesicht glüht. Du greifst wie immer, wenn du dich unsicher fühlst, in die Tiefen deiner Schokoladentasche. Ich könnte dir weitere 23 Faktoren nennen, die mir zeigen, dass du nicht die Wahrheit sagst."
Rudnor antwortete nicht und blickte betreten zu Boden.
„Also?"
„Ich schwöre bei der Seele meiner Großmutter, dass er mit seiner Mannschaft beisammen war und es um Taktikunterricht ging."
„Deine Großeltern liegen längst alle unter der Erde. Du lügst." Ruhig richtete er einen Handlungsarm auf den dicken, kleinen Terraner aus und sagte: „Ich melde dich jetzt gleich bei Bré Tsinga, der du ja offiziell zugeteilt bist. Wenn ich es darauf anlege, fliegst du augenblicklich aus dem öffentlichen Dienst. Willst du das?"
„Nein." Rudnor presste die Lippen fest aufeinander, bis sie weiß wurden.
„Wieso fühlst du dich diesem Menschen so sehr verpflichtet? Du kennst ihn gar nicht und vertraust ihm dennoch mehr als mir?"
„Ja." Rudnor hob den Blick und sah ihn fest an. Es war keine Wut oder kein Hass in seinen Augen. Vielmehr so etwas wie ... Mitleid.
„Antonin ist ein Mensch", sagte er. „Im Gegensatz zu dir. Du hetzt deine Untergebenen umher, ohne Gefühl und Mitgefühl. Das hat rein gar nichts mit deinem körperlichen Zustand zu tun. Sondern mit deinem Charakter. Du bist schlichtweg ein Arschloch."
Daellian dachte kurz nach. „Ja, da wirst du wohl Recht haben", meinte er. „Deine Meinung ist mir allerdings herzlich egal. Jetzt sag mir gefälligst, was Kapitän Antonin gemacht hat, während ich die Daten des Sextanten überprüfte."
Rudnor schüttelte den Kopf. „Aus mir wirst du nichts herauskriegen."
„Das werden wir schon sehen."
12.
Der Duale Kapitän erwachte. Er befand sich in der Singularität.
In einer ungeordneten und chaotischen wie niemals zuvor. Jedes seiner beiden Ichs war von Erinnerungen überfrachtet.
Mühsam teilte sich Zerberoff. Er musste den beiden Seiten Gelegenheit geben, getrennt voneinander möglichst rasch zu normalem Denken zu finden.
Aroff schrie vor Schmerz auf, und Zerbone fiel kurz darauf wimmernd ein.
Sie lagen auf dem Boden. Lagen!
Ihr gemeinsamer, so ungleichmäßig belasteter Körper sandte Schmerzwellen aus, die ihre Gehirne nach der Rückkehr in die Wirklichkeit über alle Gebühr belasteten. Der Knotenpunkt, an dem die beiden Wirbelsäulen zusammenwuchsen, war Zentrum ihrer Pein.
„Auf...richten!", befahl Zerbone ihrem Schutzanzug.
„Schmerzmittel injizieren!", setzte Aroff gleich darauf hinzu.
Es dauerte nur Augenblicke, bis der Anzug reagierte – und die Erleichterung kam.
Aroff und Zerbone ließen sich Zeit, bevor sie ihre Sinne öffneten. Zuvorderst kam die innere Ruhe. Erst dann stellten sie sich den äußeren Gegebenheiten.
Stets hatten sie es so gehalten, und stets waren sie gut gefahren.
Zerbone öffnete die Augen. „Der Terraner ist verschwunden", sagte er.
„Er kann nicht weit gekommen sein."
Aroff ließ sich Zeit. In Gedanken beschäftigte er sich mit der Fehlprogrammierung ihres Anzugs. Anders war es nicht zu erklären, dass er nicht dafür gesorgt hatte, sie im Stehen zu stabilisieren.
Es war seine eigene Schuld, befand er. Er hatte niemals damit gerechnet, dass eine derartige Situation
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