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2305 - Jagd auf die Dunkelkapsel

Titel: 2305 - Jagd auf die Dunkelkapsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Nachricht wahrscheinlich besser aufnehmen als dein Freund Zirium."
    Er ist nie und nimmer mein Freund!, wollte Gamauf schreien. Aber er beherrschte sich, befolgte den Rat des Anatomen und konzentrierte sich.
    „Du sollst Vater eines neuen Geschöpfes werden. Es wird deinen scharfen, über alles erhabenen Intellekt besitzen und andererseits mit der Raffinesse und Erfahrung eines der berühmtesten Heerführer der Gegenwart ausgestattet sein."
    Er hielt ein Skalpell hoch, führte es nahe zu Gamaufs Augen. „Um zu gewährleisten, dass unser Versuch funktioniert, müssen wir dir allerdings eine kleine Gewebeprobe entnehmen. Es kann sein, dass es ein wenig schmerzt."
    Eine kleine Gewebeprobe? Und deswegen dieser ganze Aufwand? Was wollen deine hässlichen, verkrüppelten Landsleute plötzlich hier, und was soll all dieses schreckliche Werkzeug, das sie in Händen halten?
    Sie kamen näher, die starren, lidlosen Augen auf ihn gerichtet, in denen sich grenzenloser Fanatismus widerspiegelte.
    Licht blendete Gamauf, Aggregate sprangen leise surrend an. Eine Maske legte sich über sein Gesicht; gerade in dem Moment, als er glaubte, eine Frage formulieren zu können.
    „Du willst sicherlich wissen, was dieser ganze Aufwand bedeutet, nicht wahr?"
    Tomfs Grinsen wurde zur versteinerten Grimasse.
    „Deine Vaterschaft ist mit einem kleinen Opfer verbunden", sagte er mit wackelndem Kinn. „Wir fangen nun an, die Gewebeprobe zu entnehmen. Spürst du den Schnitt? Ja, kann schon sein, dass die Betäubung ein wenig nachgelassen hat.
    Aber ich denke mir, dass du bei Bewusstsein das Opfer nachvollziehen willst, das du für dein Kind bringst."
    Tomf begann zu summen. Eine fröhliche, kleine Melodie, die Gamauf dem Kolonnen-Anatomen gar nicht zugetraut hätte. Die anderen Ärzte fielen mit tiefen Stimmen ein, brummten mit, wiegten dabei die Körper im Rhythmus, während eine kreischende Säge ihre Arbeit tat.
    „So, das hätten wir", sagte Tomf nach geraumer Zeit.
    Seltsame, verwirrende Sinneseindrücke hatten Gamauf während der Operation begleitet. Solche voller Blut sowie von einem Ziehen und Zwacken in den Gliedern.
    „Die ärgste Grobarbeit ist überstanden." Tomf beugte sich hinab zum Boden.
    Gamauf konnte ihm mit seinen Blicken nicht folgen.
    „Siehst du, ist alles schon ab", sagte der Anatom. Er zeigte ihm einen Arm und ein Bein.
    Seinen Arm und sein Bein.
    „Du gibst wirklich eine sehr schöne Gewebeprobe ab." Der Kolonnen-Anatom lachte hässlich, während Gamauf zu begreifen begann.
     
    *
     
    Tage vergingen. Harzige Tränenklumpen verklebten nach und nach seine Augenwinkel, doch die Kolonnen-Anatomen scherten sich nicht weiter um sein Wohlbefinden. Sie bastelten und schnipselten vielmehr an seinem Körper herum, entfernten Hautteile, transplantierten Innereien, zerschnitten und zersprengten Knochenwerk. Jede einzelne Nervenbahn tasteten sie ab und prüften die Reaktionen. Gamauf kollabierte mehrmals, doch die Mediziner ließen ihn nicht sterben. Der stets lächelnde Tomf empfand größten Spaß, ihn über die Fortschritte bei seinem „Meisterwerk", wie er es nannte, in allen Einzelheiten zu informieren.
    Zeit wurde zu einem Meer von Schmerzen. Schnipsel von Eindrücken prägten sich tief ein, während andere kurz hochdrängten und gleich wieder verschwanden.
    Irgendwann einmal hörte er das Schnaufen des anderen. Es war nahe und übertönte das stetige Piepsen der lebenserhaltenden Maschinen, die sein einziger Anhaltspunkt im Einerlei der Operationen und Tests waren.
    Es stank. Es war der Atem eines Mor’Daer.
    „Wir beginnen nun, die beiden Gewebeproben aneinander zu fügen", sagte Tomf, fröhlich wie immer. „Wie ich es versprochen habe, werdet ihr die Väter eines neuen Geschöpfes. Unglaubliche Fähigkeiten werden aus dieser Verschmelzung erwachsen, denn bei euch beiden ergibt eins und eins wesentlich mehr."
    Gamauf wollte antworten. Wie seit Anbeginn der Prozedur war der Schnabel paralysiert. Er brachte lediglich ein leises Klappern zustande.
    „Ihr werdet über neue Begabungen verfügen. Brachliegende Psi-Potenziale werden soeben ausgemessen und zueinander in Relation gebracht. Ihr dürft euch wirklich freuen, dass alles so reibungslos abläuft ..."
    Gamauf war kein Tod vergönnt. Die Kolonnen-Anatomen würden ihn selbst aus dem tiefsten Grab zurückbringen, um ihre Fähigkeiten an ihm auszutesten.
    In gewissem Sinne war es tröstlich, fortan einen anderen neben sich zu wissen, der ähnlich empfinden

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