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2305 - Jagd auf die Dunkelkapsel

Titel: 2305 - Jagd auf die Dunkelkapsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nahmen, kamen neue hinzu und verabschiedeten sich solche, die sie bereits eine Weile begleitet hatten.
    „Wenn ich mir diese Gestalten so ansehe", flüsterte Gamauf, „fühle ich mich richtiggehend wohl in deiner Gesellschaft, Mor’Daer."
    Zirium erwiderte nichts. Es war ihm anzusehen, dass er, der hartgesottene Soldat, mit Ängsten zu kämpfen hatte.
    Die dreigeteilte Zunge fuhr immer wieder unruhig aus dem Maul, die Schuppenhaut seines Gesichts wirkte trocken und spröde. Im Krieg und Kampf fand er seine Erfüllung. Doch dieses experimentelle Panoptikum stellte wohl eine neue Erfahrung für ihn dar.
    Die Kolonnen-Anatomen waren schlichtweg hässlich. Verbaute, ja scheinbar von der Wirklichkeit verzerrte Gestalten. Allesamt waren sie kleiner als Zirium und er. Als Säuger und Warmblüter schienen sie die niedrige Luftfeuchtigkeit zu genießen, die in der Bark herrschte.
    Kreischende, enervierende Geräusche ließen Gamauf immer wieder zusammenzucken. Er war nun wirklich nicht einer, der leicht einzuschüchtern war – doch die Töne, die die Außenskelette der Anatomen erzeugten, gingen durch Mark und Bein.
    Der Lamellenpanzer, der ihre dürren Leiber umhüllte, bestand aus muschelkalkähnlichen Rundschichten, die bei jeder beugenden oder streckenden Bewegung aneinander rieben und diese hässlichen Geräusche erzeugten. Von überall her echote das Kreischen, nur noch übertönt vom Singen der Bohrer und Sägen, die anscheinend in allen Teilen der Skapalm-Bark mit Vorliebe eingesetzt wurden. Da und dort hörte man ein trockenes Krachen, als breche ein Knochen.
    „Un...heimlich!", brachte Zirium hervor.
    „Das geht uns alles nichts an", sagte Gamauf. „Wir geben unsere Spermaprobe ab, und damit hat sich’s. Es kann uns egal sein, was die Anatomen damit anfangen." Er pflegte die Dinge stets aus der nüchternen Sicht des Wissenschaftlers zu sehen. Angstzustände führten zu Psychosen, Psychosen zu Wahnsinn, und Wahnsinn endete schnell einmal im Tod.
    TRAITOR konnte niemanden brauchen, der nicht Herr seiner Sinne war.
    Ein Kolonnen-Anatom drehte sich ihm mit lidlosen Augen zu, sagte aber nichts.
    Einer seiner beiden Arme war zweigeteilt. Aus dem Unterarmknochen ragte ein langes, knorpeliges Gebilde hervor, das von künstlichem Sehnenmaterial überzogen war und sich wie ein zusätzliches Glied auf und nieder bewegte. Sein horniger Stirnansatz eiterte. Fäden gelbroter Flüssigkeit zogen dünne Bahnen über die eingefallenen Wangen. Der Lamellenpanzer seiner Brust war an einer Stelle geteilt. Mehrere knochenlose Finger pressten sich dazwischen hervor, als versuchten sie, den Panzer von innen aufzubrechen. Steckte tatsächlich ein anderes Wesen im Leib des Anatomen?
    „Möglich ist es", klapperte Gamauf leise. „Angeblich experimentieren diese Wesen im Auftrag der Chaotarchen. Es gibt wohl nichts, was ihnen heilig ist."
    „Wie bitte?", fragte Zirium irritiert, der ein paar Worte aufgeschnappt hatte.
    „Ich denke nach." Gamauf verspürte keine gesteigerte Lust, mit dem Militär Konversation zu betreiben. Die Progress-Wahrer mochten ihre Gründe haben, ihn gemeinsam mit dem Mor’Daer hierher gebracht zu haben, und er sah die Dinge nüchtern wie immer. Aber seine Sympathie für den als mitunter zügellos bekannten Heerführer hielt sich in Grenzen.
    Der Marsch, begleitet von den quietschenden Geräuschen der aneinander schabenden Lamellenpanzer, zog sich in die Länge.
    Führten sie die Kolonnen-Anatomen absichtlich durch jeden Bereich der Skapalm-Bark? Sollten Zirium und er sehen, was hier alles geschah?
    In einem offenen Labor, das sie passierten, wurde mit einer neuen Version von Mikro-Bestien gearbeitet. Ihre Leiber, teilweise deformiert und nicht lebensfähig, hingen aneinander gereiht an überdimensionierten Fleischerhaken. Manche atmeten oder bewegten sich noch.
    Anatomen kümmerten sich in schrecklicher Schweigsamkeit um ihre experimentelle Zucht.
    Auch wenn Gamauf die Notwendigkeit dieser Versuche einsah – allmählich fühlte er sich unwohl. Warum zeigte man ihm das? Ihm, dem größten Wissenschaftler seiner Zeit? Erwartete man, dass er logistische Verbesserungsvorschläge einbrachte? Das hätte man billiger haben können.
    „Hier hinein!", befahl ein Anatom, dessen Kopf spitz nach oben zulief und in vernarbten Nasenlöchern endete. Er deutete in ein spartanisch eingerichtetes Zimmer.
    „Was soll das alles, Kollegen?", fragte Gamauf. „Muss ich meine wertvolle Zeit in einem Warteraum

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