231 - Der Preis des Verrats
Tischen, Kabelgewirr und Computergeräten. »Mr. Hacker?«
»Hier!« In der Mitte des Raumes tauchte der kahle schwarze Schädel seines Computerspezialisten auf. Er hob eine der Muscheln seines Kopfhörers an.
»Schon was Neues?«
Collyn Hacker warf Mr. Black einen bedauernden Blick zu. »Nichts! Takeos Störsignal funktioniert einwandfrei. Da ist nichts zu machen!«
»War zu erwarten«, knurrte der Hohe Richter von Waashton. Während er wütend einen Weg zwischen dem Elektroschrott auf dem Fußboden suchte, verschwand Hacker wieder hinter seinem Funkgerät.
Blacks Zorn kam nicht von ungefähr. So plötzlich, wie Miki Takeo aufgetaucht war, so war er auch wieder verschwunden. Nur den Störsender hatte er hier gelassen, so gut versteckt, dass man ihn bislang nicht auffinden konnte. Obwohl klar war, dass sie das Störsignal nicht umgehen konnten, hatte Black Mr. Hacker beauftragt, eine Frequenz zu suchen, über die sie Kontakt zu Takeo aufnehmen konnten. Vielleicht gelang es ihnen so, den momentanen Aufenthaltsort des Androiden zu finden.
Das letzte Mal hatte Black ihn vor zwei Tagen gesehen. Orguudoo mochte wissen, was in den Android gefahren war, ohne jede Erklärung zu verschwinden. Es musste mit dem Gedächtnischip des U-Man zusammenhängen, den er kurz zuvor untersucht hatte. Zwar hatte Takeo behauptet, darauf nichts Relevantes gefunden zu haben – aber wer sagte, dass Androiden nicht lügen konnten?
Der Richter hielt vor einem Tisch, auf dem der U-Man lag, der versucht hatte, ihn zu entführen. Nachdem der Android die Kampfmaschine zur Strecke gebracht hatte, verband er sich mit seinen elektronischen Innereien.
»Ich denke nicht, dass wir weitere Angriffe zu befürchten haben«, hatte er am Ende gesagt. Dann hatte er sich zurückgezogen. Angeblich, um herunter geladene Daten des Roboters detailliert zu scannen.
Black schlug dermaßen heftig auf den Tisch, dass sämtliche lose Schräubchen und einige Relais zu Boden fielen. Er war davon überzeugt, dass Takeo noch in derselben Nacht die Stadt verlassen hatte. Zornig heftete der Hohe Richter seinen Blick auf den auseinander genommen Korpus. Dessen Ausstattung jagte ihm immer noch leise Schauer über den Rücken.
Er verfügte über Teleskopaugen, Nachtsicht- und Infrarot-Optik, ein integriertes Funk- und Sendemodul und eine Multifunktionswaffe im rechten Mittelfinger, die kleine Projektile verschießen, mittels eines Laserstrahls schweißen und schneiden und als Flammenwerfer eingesetzt werden konnte. Der linke Zeigefinger war als Teleskopstichwaffe ausfahrbar. Die verformbaren Finger konnten allesamt um gut eine Elle verlängert werden. Sie glichen dann Tentakeln, die nicht nur unter Türspalten fahren, sondern sich auch um den Körper eines Gegners schlingen konnten. Black hatte es selbst erlebt.
Dabei bewegten sich diese U-Men unglaublich wendig und schnell. Durch eine Tönung ihrer synthetischen Haut und mit Hilfe von Prothesen, Perücken und Schminke konnte man ihr Auftreten leicht variieren. So wie bei diesem muskelstarrenden Barbaren-Modell, das da vor ihm auf dem Tisch lag.
Takeo und er vermuteten, dass nur ein Mann das nötige Knowhow besaß, um hinter diesem Angriff auf Waashton zu stecken: General Arthur Crow. Der Android hatte versucht, einen Hinweis auf ihn in den Daten des U-Man zu finden – angeblich war es ihm nicht gelungen.
Angeblich! Nach seinem Verschwinden hegte Black den dringenden Verdacht, dass Takeo doch etwas gefunden hatte und nun auf eigene Faust losgezogen war. Sein Ziel lag auf der Hand: die Produktionsstätten der U-Men, südwestlich von hier, in den Appalachen. Aber nur Takeo selbst kannte ihren Standort. Er hatte sie schließlich selbst erbaut. Ohne eine Möglichkeit zur Luftaufklärung würde es Wochen dauern, das gebirgige Gebiet zu durchkämmen.
Black ballte die Fäuste. Hoffentlich lag Takeo inzwischen nicht auch als Computerschrott auf irgendeinem Tisch herum!
»Mr. Black!« Collyn Hacker winkte aufgeregt. »Ich habe eine Ortung!«
Der Hohe Richter eilte zu Hacker. Auf dessen Bildschirm flackerte ein leuchtend roter Impuls innerhalb einer wellenförmigen Linie. »Wo ist er?«
»Er? Nein, ich meine die Quelle des Störsignals. Sie ist hier in Waashton, aber hundertprozentig nicht mehr mit Takeo verbunden!«
***
22. Oktober 2524, Appalachen
Miki Takeo lenkte seinen Plysteroxkörper über den Felsenpfad, der zu seinen einstigen Produktionsstätten führte. Während er die Felsen in seiner Umgebung nach Feinden
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