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231 - Der Preis des Verrats

231 - Der Preis des Verrats

Titel: 231 - Der Preis des Verrats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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kreisrunden Öffnung führten. Agat’ol schnürte sich sein Kleiderbündel vom Rücken und streifte die Sachen über. Nur die Stiefel hängte er sich über seine Schultern. Dann machte er sich an den Aufstieg.
    Als er die Öffnung erreichte, war er am Ende seiner Kräfte. Ein Gitter versperrte den Ausgang. Agat’ols Herz raste. Wie eine reglose Spinne hing er an der Wand. Weit unter ihm drang leises Plätschern zu ihm hoch. Oberhalb des Gitters war nichts zu hören: keine Stimmen, keine Schritte, kein einziges Geräusch. Zögernd griff er nach dem kreisrunden Gestänge und drückte solange dagegen, bis es knirschend nachgab. Es sitzt locker! Agat’ol konnte sein Glück kaum fassen. Er kletterte eine Sprosse höher, stemmte sich nochmals gegen das Gitter und schob es ein Stück zur Seite.
    Nachdem er sich durch die entstandene Lücke gezwängt hatte, lag er schwer atmend auf einem feuchten, weichen Untergrund. Gras , dachte Agat’ol und schaute sich um. Er war auf einer Insel aus Gras gestrandet. Links davon breitete sich ein Wald aus Bäumen und Büschen aus. Auf der anderen Seite ragten menschliche Behausungen empor. Das Größte von ihnen und gleichzeitig das, welches der Grasinsel am nächsten war, glich einer Ruine. Auf dem flachen Dach schimmerten Rohre und schlanke Bäume im Sternenlicht. Und ein großes Kuppelzelt.
    Noch bevor der Mar’osianer darüber nachdenken konnte, ob sich wohl jemand dort oben aufhielt, hörte er ein schmatzendes Geräusch vom Eingang des Ruinenbaus her. Schnell drückte er sich flach auf die Erde. Ungefähr zwanzig Schritte entfernt glitten die Umrisse dreier Oberflächenkriecher aus dem Portal. Fast zögernd verließen sie das Gebäude. Eine der Gestalten hatte weibliche Rundungen. Der Zweite war ein Hüne, der beim Laufen das rechte Bein nachzog. Die dritte Gestalt trug eine glänzende Kappe.
    Mehr konnte der Mar’os-Jünger nicht erkennen. Geduckt schlich die kleine Menschen-Gruppe in Richtung der anderen Häuser. Anscheinend war sie genauso wie Agat’ol darauf bedacht, im Verborgenen zu bleiben. Der Mar’osianer überlegte nicht lange und folgte ihr.
    ***
    Mit großen Schritten durchquerte Mr. Black das Foyer der Capitolruine. Hier war der Ort, an dem der Hohe Richter zwischen den unterschiedlichen Gruppierungen von Waashton vermittelte oder Recht sprach. Vor fast zwei Jahren hatte Black dieses Amt übernommen. Es beinhaltete auch, dass der Richter im Kriegsfall die politische und militärische Führung der gesamten Stadt übernehmen sollte.
    Black hatte sich oft vorgestellt, wie er vorgehen würde, wenn ein solcher Fall eintrat. Doch im Traum hätte er nicht daran gedacht, dass er eines Tages überlegen musste, ob nun der Kriegsfall eingetreten war oder nicht. Vor dieser Entscheidung hatte wohl nicht einmal sein genetischer Vater, der letzte US-Präsident vor der Apokalypse, gestanden.
    Einer der Wächter öffnete ihm die Tür zum Treppenhaus. Black nickte ihm zu und stieg hinab in die Katakomben seines Hauptquartiers. Erst vor wenigen Tagen hatten seine Leute die oberirdische Etage geräumt. Sämtliches Equipment und alle wichtigen Unterlagen lagerten nun im bunkerähnlichen Keller der Ruine.
    Anlass dafür war der Tote, den man in einem leeren Fass im Hof der Schänke »Zur durstigen Wisaau« gefunden hatte. Eigentlich kein ungewöhnlicher Vorfall in einer Stadt wie Waashton. Aber man hatte den Toten zuvor in Begleitung eines Kindes gesehen. Die Vermutung lag nahe, dass es sich bei dem Kind um jene Sorte modifizierter U-Men handelte, die nicht nur die Rev’rends überfallen, sondern auch versucht hatten, ihn, den Hohen Richter der Stadt, zu entführen. Auch die Wunde des Toten – ihm war mit einem Laser die Kehle durchtrennt worden – ließ nur diesen einen Schluss zu.
    Nach dem Vorfall hatte der Hohe Richter die Führer der verschiedenen Gruppierungen der Stadt zu noch mehr Zusammenhalt aufgerufen. Die Sicherheitsvorkehrungen innerhalb Waashtons hatten höchste Priorität. Warum das U-Men-Kind den Mann getötet hatte, blieb ein Rätsel. Auch der Zweck seines Besuches oder ob es sich noch in Waashton aufhielt. Und vor allem: wo derjenige steckte, der es geschickt hatte. Diese Rätsel wollte Mr. Black lösen; je schneller, desto besser!
    Am Fuße der Treppe angelangt, warf der Richter seinen Wächtern einen Gruß zu. Er eilte durch das Besprechungszimmer in den angrenzenden Raum. Dort angekommen glitten seine braunen Augen über das Durcheinander von überfüllten

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