2312
Pauline, sag Hallo zu Inspektor Genette.«
»Hallo zu Inspektor Genette.«
»Kannst du ihn abschalten?«, fragte Genette.
»Ja, natürlich. Schaltest du deinen auch ab?«
»Ja. Falls es tatsächlich das ist, was geschieht, wenn wir sie abschalten.« Durch das Visier konnte Swan Genettes ironisches Lächeln erkennen. »Alles klar. Passepartout schläft. Und Pauline?«
Auch Swan hatte den Knopf unter der Haut an ihrer rechten Halsseite gedrückt. »Ja.«
»Sehr gut. Also, jetzt können wir etwas offener miteinander reden. Sag mal, wenn dein Qube an ist, nimmt er dann alles auf, was du hörst und siehst?«
»Normalerweise schon. Natürlich.«
»Und steht er in direkter Verbindung mit irgendwelchen anderen Qubes?«
»In direkter Verbindung? Du meinst durch Quantenverschränkung?«
»Nein, nein. Angeblich macht die Dekohärenz das ja unmöglich. Ich meinte bloß Funkkontakt.«
»Tja, Pauline hat einen Funkempfänger und -sender, aber ich entscheide über Aus- und Eingang.«
»Kannst du dir da sicher sein?«
»Ja, ich glaube schon. Ich stelle die Aufgaben, und sie erfüllt sie. Ich kann all ihre Tätigkeiten anhand ihrer Logbücher überprüfen.«
Die kleine silberne Gestalt schüttelte zweifelnd den Kopf.
»Ist es bei dir nicht genauso?«, fragte Swan.
»Ich glaube schon«, antwortete Genette. »Bloß bin ich mir bei all den Qubes, bei denen es sich nicht um Passepartout handelt, unsicher.«
»Warum? Meinst du, dass Qubes etwas mit den Ereignissen hier zu tun haben könnten? Oder mit denen auf dem Merkur?«
»Ja.«
Swan starrte überrascht das neben ihr schwebende Wesen an, das wie eine große Puppe in einem Raumanzug aussah. Es machte ihr ein bisschen Angst. Die Stimme dieses Wesens erklang durch ihr Helmmikrofon in ihrem Ohr, ganz ähnlich wie die von Pauline. Ein heller, hoher Alt, angenehm und belustigt.
»Hier gibt es auf beiden Seiten der Bruchstelle eine ganze Menge kleiner Krater. Der hier zum Beispiel …« Genette streckte den Zeigefinger aus, und ein grüner Laserpunkt erschien an der Wand einer kleinen Höhlung, zeichnete ihre Kreisform in einer schnellen Bewegung nach und verharrte dann in ihrer Mitte. »Siehst du das? Und das?« Der Laserpunkt zog einen weiteren Krater nach. Alle Einschlagstellen waren sehr klein. »Die sind frisch genug, um zum selben Zeitpunkt wie der Riss aufgetreten zu sein.«
»Stammen sie also von Bruchstücken?«
»Nein. Die Gravitation ist hier so gering, dass kaum ein Bruchstück zurückfällt. Wenn doch, dann würde es einfach aufsetzen und nicht einschlagen. Diese Löcher sind tiefer.«
Swan nickte. Auf der holperigen Asteroidenoberfläche lagen viele Steine herum. »Und wie stuft der alte Bericht diese Krater ein?«
»Als Anomalien. Man hat vermutet, dass es sich um Lochbrüche handelt, verursacht durch Eisvorkommen, die durch die Aufschlaghitze geschmolzen sind. Möglich wäre das. Aber ich nehme an, dass du dir die Berichte über den Terminator-Unfall angesehen hast?«
»Ja.«
»Erinnerst du dich, dass es dort auch Anomalien gab? Was immer in die Schienen eingeschlagen ist, es war kein sauberer Treffer. Es gibt Krater, die weiter draußen liegen, sehr kleine Krater, die vor dem Zwischenfall noch nicht da waren. Zugegeben, auf dem Merkur könnten sie von herabgefallenen Bruchstücken stammen …«
»Könnte es nicht sein, dass der Einschlagkörper auf dem Weg nach unten auseinandergebrochen ist?«
»Das passiert normalerweise nur, wenn es eine Atmosphäre gibt, die ihn aufheizt und abbremst.«
»Könnte nicht auch die Gravitation des Merkur dafür verantwortlich sein?«
»Deren Auswirkungen wären zu vernachlässigen.«
»Ich weiß nicht, vielleicht ist er dann auch nicht auseinandergebrochen.«
Die kleine Gestalt nickte. »Ja, so ist es.«
»Wie meinst du das?«
»Er ist nicht auseinandergebrochen. Genau genommen hat er sich zusam mengesetzt.«
»Wie meinst du das?«
»Ich meine damit, dass seine Masse sich erst im allerletzten Moment überhaupt zusammengeballt hat. Deshalb hat keines der Frühwarnsysteme des Merkur ihn kommen sehen. Wenn der Meteorit von irgendwo gekommen wäre, hätten sie ihn sehen müssen, aber kein einziges Überwachungssystem hat ihn entdeckt. Für mich sieht das nach einem Problem der Nachweisgrenze aus. Eine solche Grenze liegt entweder in der Messmethode begründet, oder sie wird künstlich festgelegt und liegt über dem eigentlichen, unteren Grenzwert.«
»Warum denn das?«
»Normalerweise, damit es nicht ständig
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