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2312

2312

Titel: 2312 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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ist es. Und ein Qube muss in die Sache verwickelt sein.«
    »Scheiße.« Sie hielt sich einen Arm vor den Bauch. »Aber wie … wie könnte jemand …«
    Genette legte ihr eine kleine Hand auf den Arm. Yggdrasil schwebte unter ihnen dahin, kalt und tot. Eine graue Kartoffel. »Lass uns auf die Gerechtigkeit zurückkehren.«
    Zurück an Bord des Interplan-Hoppers saß Swan nach dem Essen noch bis spät abends mit Genette in der Messe.
    Swan, die nicht aufhören könnte, über das, was sie heute erfahren hatte, nachzudenken, sagte: »All das bedeutet also, dass wer auch immer …«
    Genette gebot ihr mit erhobenen Händen Einhalt. »Bitte erst die Qubes ausschalten.«
    Nachdem sie ihre Geräte beide ausgeschaltet hatten, fuhr Swan fort: »Das bedeutet, wer immer das getan hat, könnte die Tat bereits vor Jahren begangen haben.«
    »Oder zumindest vor einiger Zeit, ja. Vor einer ganzen Weile.«
    »Und die Steinchen wurden von mehr als einem Ort aus abgeschossen.«
    »Ja. Aber vielleicht gibt es die Abschussvorrichtung trotzdem noch. Diese Pistole oder dieses Katapult, oder was auch immer benutzt wurde, muss ein hochpräzises Gerät sein. Eine außergewöhnliche handwerkliche Meisterleistung. Der Toleranzbereich, den Passepartout angegeben hat, ist sehr gering. Dafür braucht man Molekulardrucker und Ähnliches. Vielleicht können wir das Werk aufspüren, in der etwas derart Ausgefallenes hergestellt wurde – das werden wir überprüfen. Und dann erfahren wir vielleicht auch, wer es in Auftrag gegeben hat.«
    »Und weiter?«, fragte Swan.
    »Wir suchen nach dem Programm für die Fabrik und dem Entwurf für das Gerät. Die Druckanweisungen. Und nach einem Programm, mit dem man die nötigen Umlaufbahn-Berechnungen anstellen kann. Qubes denken sich so etwas nicht aus, solange man sie nicht dazu auffordert – davon sind wir zumindest bisher ausgegangen. Der Qube, der so ein Programm entwickelt hat, müsste diesen Vorgang aufgezeichnet haben, wenn ich es richtig verstehe. Also existiert das Programm wahrscheinlich noch irgendwo. Und bislang ist die Zahl der Werke, die Qubes herstellen, begrenzt.«
    »Könnten diese Leute ihren Qube nicht zerstört haben, nachdem er seinen Zweck erfüllt hatte?«
    »Ja. Aber es gibt keinen Grund anzunehmen, dass er seinen Zweck erfüllt hat.«
    Der Gedanke ließ sie schaudern.
    »Wir müssen den Qube suchen, das Programm zur Umlaufbahnberechnung, das Fertigungsprogramm und auch das Werk, die Abschussvorrichtung und die Abschussplattform, worum auch immer es sich bei Letzterer handelt.«
    Swan runzelte die Stirn. »All diese Dinge sind vielleicht zerstört oder zumindest sorgfältig weggeräumt.«
    »Das ist wahr. Du begreifst sehr schnell, worin genau unser Problem besteht. Wie dem auch sei, wir müssen bei diesen Ermittlungen wie Buch halter vorgehen und alle Aufzeichnungen prüfen. Wie so oft bei unserer Arbeit.« Erneut lächelte Genette ironisch. »Bei Interplan geht es nur sehr selten so dramatisch zu, wie es manchmal dargestellt wird.«
    »Schon in Ordnung. Aber was gibt es noch zu tun, während du damit beschäftigt bist? Was kann ich tun?«
    »Du kannst dich mit der anderen Hälfte des Problems befassen. Dabei werde ich dich schon bald unterstützen.«
    »Mit der anderen Hälfte?«
    »Dem Motiv.«
    »Aber wie sollte man das ermitteln? Und wenn man es ermittelt hat, wie sollte man es jemandem zuordnen? Eine solche Tat ist so krank, dass mir allein beim Gedanken daran schlecht wird. Sie ist böse.«
    »Böse!«
    »Ja, böse!«
    Genette zuckte mit den Schultern. »Lassen wir das beiseite, und gehen wir einfach davon aus, dass es sich um einen vereinzelten Impuls handelt. Der deshalb vielleicht auch Spuren hinterlässt.«
    »Dass jemand Terminator hasst? Dass jemand dazu fähig ist, ganze Welten zu ermorden?«
    »Ja. Das ist kein besonders verbreiteter menschlicher Impuls. Deshalb fällt er vielleicht auf. Und außerdem handelt es sich vielleicht um eine politische Tat, eine Art Terrorismus oder Krieg. Vielleicht ist es eine Art Botschaft oder der Versuch, jemanden zum Handeln zu zwingen. Das gibt uns einen Ansatzpunkt, um der Sache nachzugehen.«
    Swans Magen krampfte sich zusammen. »Verdammt. Ich meine – im Weltraum hat es noch nie einen Krieg gegeben. Wir sind ohne welche ausgekommen.«
    »Bis jetzt.«
    Das brachte sie ins Grübeln. Mindestens seit einer Generation gab es aus allen Ecken Warnungen davor, dass die Reibereien zwischen Erde und Mars zu einem Krieg führen könnten,

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