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2312

2312

Titel: 2312 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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mir von der Inneren Mongolei .«
    »Die liebe Innere Mongolei , ausgehöhlt im Jahre …«
    »Geheiligt werde ihr Name«, warf eine der beiden Personen mit dem schwer bestimmbaren Geschlecht ein, und sie lachten.
    »Etwa 25000 Einwohner«, sagte die weiblichere.
    »Du musst ein Qube sein«, sagte Swan. »Menschen wissen so was nie.«
    »Niemals?«
    »Manche Leute vielleicht schon, aber es ist in jedem Fall seltsam. Aber ich muss sagen, dass du großartig aussiehst.«
    »Danke, ich habe beschlossen, heute Grün zu tragen, gefällt es dir?« Sie präsentierte die Ärmel ihres Kleids.
    »Sehr hübsch. Kann ich mir das mal genauer ansehen?«
    »Mein Kleid oder meine Haut?«
    »Deine Haut natürlich.«
    Sie lachten alle.
    Lachen, dachte Swan, während sie die Haut der Person begutachtete. Konnten Roboter lachen? Sie war sich nicht sicher. Die Haut ihres Gegenübers war mit Haarfollikeln übersät und an den Gelenken voll kleiner Falten; auf Handgelenk und Unterarm wuchsen beinahe durchsichtige Härchen, und auf der Innenseite des Handgelenks war ein Fleck von etwas längeren und dunkleren Haaren. Am Handansatz befanden sich vier tiefe Falten, dort wo die Haut dünner, aber dunkler wurde und zwei sich schlängelnde, hubbelige Adern hervortraten. Die Haut auf der Handinnenseite und am Daumenballen wies schwache Wirbelmuster auf, zum Beispiel Fingerabdrücke. Die Lebenslinie war tief, lang und gekrümmt. Die Hand sah wie eine beliebige Hand aus, die Haut hätte zu jedem beliebigen Menschen gehören können. Falls es künstliche Haut war, handelte es sich um erstaunlich gute Arbeit: Angeblich war es am schwersten, natürlich erscheinende Haut hinzubekommen. Und falls es sich um biologische Haut handelte, die man ähnlich wie in einem Labor über einem Gerüst hatte wachsen lassen, war das in anderer Hinsicht erstaunlich. Dem Anschein nach konnte die Haut dieser Menschen unmöglich künstlich sein, aber natürlich waren die Materialwissenschaften weit fortgeschritten, und vieles war möglich. Wenn man sich klare Ziele setzte und die Parameter kannte, war dann nicht praktisch alles denkbar?
    Es blieb die Frage, warum jemand so etwas tun sollte, aber andererseits machten die Leute ständig komische Sachen. Und einen künstlichen Menschen zu erschaffen war ein sehr alter Traum. Vielleicht war er unsinnig, aber er stand in einer langen Tradition. Und hier standen sie nun, und sie war sich nicht sicher, was sie vor sich hatte. Das war schon an sich interessant.
    Wenn man Sex mit einer Maschine hatte, war das dann interessant oder bloß eine komplizierte Methode zur Selbstbefriedigung? Würden die eigenen Reaktionen in irgendeiner Weise bei dem Qube ankommen? Würde er auch Sex haben?
    Wenn sie es herausfinden wollte, würde sie es ausprobieren müssen. Es handelt sich lediglich um eine neue Art, die Frage nach dem Bewusstsein von Qubes zu ergründen. Man durfte im Umgang mit ihnen niemals vergessen, dass da niemand zu Hause war, wie sehr es auch den gegenteiligen Anschein haben mochte: Da war kein Bewusstsein, kein Gegenüber, nur ein Mechanismus, der von seinen Schöpfern darauf programmiert worden war, auf bestimmte Stimuli in bestimmter Weise zu reagieren. Ganz egal, wie komplex die Algorithmen waren, sie fügten sich nicht zu einem Bewusstsein zusammen. Doch obwohl Swan diese Überzeugung vertrat, konnte selbst Pauline sie recht oft überraschen, weshalb es schwer war, nicht auf die Illusion hereinzufallen.
    »Du hast wunderschöne Haut. Sie fühlt sich an wie mein eigen Fleisch und Blut.«
    »Danke.«
    »Denkst du, dass du denkst?«
    »Ich denke ganz eindeutig«, antwortete die Weibliche.
    »Du hast also eine Folge von Gedanken, die mehr oder weniger kontinuierlich ineinander übergehen, du assoziierst im Feld aller dir möglichen Gedanken frei von einem Thema zum nächsten?«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich so ist. Ich glaube, es ist eher eine Frage von Stimulus und Reaktion, wobei meine Gedanken auf die Stimuli eintreffender Informationen reagieren. Derzeit denke ich zum Bei spiel über dich und deine Fragen nach, über den Vergleich zwischen mei nem grünen Kleid und dem grünen Gras, darüber, was ich zu Mittag essen werde, da ich etwas hungrig bin …«
    »Ihr esst also?«
    »Ja, wir essen. Genau genommen fällt es mir schwer, nicht zu viel zu essen!«
    »Mir auch«, sagte Swan. »Und hast du jemals darüber nachgedacht, Sex mit mir zu haben?«
    Die drei starrten sie an.
    »Tja, aber wir sind uns doch gerade

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