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obwohl er sehr schnell war, dauerte die Reise immer noch lange genug, damit Swan die Anzeichen nervöser Unruhe entwickeln konnte, an die er sich so gut erinnerte. Wenig später befanden sie sich glücklicherweise über dem Nordpol des Saturn, von wo aus sie auf die dunkle Seite der Ringe hinabschauen konnten, da hier im Norden derzeit Winter war. Gegen die Sonne waren die Ringe pfirsichfarben, und die kreisförmigen Rillen so filigran und zugleich so gewaltig, dass ihr Anblick einen unwillkürlich nach Luft schnappen ließ. Selbst auf der dunklen Seite waren die Ringe sehr viel heller als die Nachtseite des Planeten und erzeugten so eine Art Aura oder Heiligenschein uralter Schönheit um den tiefblauen Nordwinter Saturns.
Swan, die in ihren Anschnallgurten schwebte, schaute aus dem Fenster und war für den Moment sprachlos. Wahram freute sich über ihre Reaktion, und nicht nur, weil die plötzliche Stille angenehm war. Für ihn war der Saturn vom Pol aus gesehen immer wieder ein prachtvoller Anblick, das Schönste, was im Sonnensystem zu sehen war.
Und dann tauchten sie ab, dem riesigen Planeten entgegen, bis er seine Kugelgestalt zu verlieren schien und ein atemberaubendes Pastell-Kobaltblau annahm – als wäre er der blaue Boden des Universums, mit der nur leicht gekrümmten Schwärze des Alls darüber. Es sah fast ein wenig aus wie zwei Ebenen, die nur ein winziges Stück auseinanderlagen, blau und schwarz, und sich am Horizont trafen wie zwei Flächen in der elliptischen Geometrie.
Kurz darauf befanden sie sich schon mitten in einer gewaltigen Armada von Wolkentürmen, die hier um den 75. Längengrad herum ostwärts rauschten. Königsblau, Türkis, Indigo, Cyan – ein endloses Meer blauer Wolken. In dem Längenband südlich von ihnen blies der Wind in die entgegengesetzte Richtung; an der Grenze trafen Strahlströme mit Geschwindigkeiten von 2000 Stundenkilometern aufeinander und erzeugten eine Chaoszone wirbelnder Tornados. Von derart gewaltigen Wechselwirkungen musste man sich fernhalten, aber da die Längenbänder Tausende von Kilometern breit waren, war das nicht weiter schwer.
Im Gegensatz zum Jupiter erzeugte dieser Gasriese keine Strahlungsfelder, weshalb sich hier im Laufe der Jahre eine nicht zu unterschätzende Bevölkerung an Bord von Schiffen eingefunden hatte, die durch die oberen Wolkenschichten des Saturn trieben. Dazu kamen noch einige Plattformhabitate, die an gewaltigen Ballons hingen. Die Ballons mussten außerordentlich groß sein, um einen Auftrieb zu erzeugen, aber wenn dieses Hindernis erst einmal überwunden war, dann boten die Wolken Schutz vor physischen und psychischen Bedrohungen oder auch vor Scherereien mit dem Gesetz. Die Liga behielt diese Wolkenschwimmer so weit wie möglich im Auge, aber wenn sie tief genug abtauchten und sich still verhielten, waren sie oft kaum noch zu entdecken.
Ihr kleines Tauchschiff flog nun zwischen hundert Kilometer hohen Wolkenbänken, und obwohl es heißt, dass man in derartigen Situationen die Perspektive aus dem Blick verliert und alles mehr oder weniger gleich groß aussieht, stimmte das in diesem Fall nicht: Die Wolkenbänke waren unverkennbar so groß wie ganze Asteroiden. Sie erhoben sich aus einer tiefer liegenden Ansammlung flacherer Wolkenformationen, sodass Wahram unter sich die Massen von Nimbus, Cirrus, Cumulus, Girlanden- und Barkenwolken sehen konnte – der ganze Howard-Katalog in einem wilden, sich schlängelnden Durcheinander, alles zusammen war es wohl das, was man als Oberfläche des Gasriesen bezeichnen konnte. Weit im Süden ließ sich manchmal die nächste Grenzlinie mit ihren reißenden Tornadotrichtern und den breiten Hurrikanspitzen erkennen. Zuweilen flogen sie mitten in ihrem eigenen Band über einen langsameren Trichter und konnten in die blauen Tiefen des Planeten hinabschauen, die, so weit das Auge reichte und noch sehr viel weiter, aus Gas bestanden, aber sehr viel mehr nach Nebel aussahen, der sich am Boden verflüssigte. Ab und an konnten sie einer vereinzelten hohen Wolke nicht ausweichen. Dann sah man draußen mit einem Mal nur noch ein gedämpftes blaues Blitzen, und sie wurden so heftig durchgeschüttelt, dass selbst die Piloten-KI nicht schnell genug war, um die Erschütterung ganz abzufangen. So bebte und ruckelte das Schiff, bis die Sicht wieder klar und blauer als je zuvor war. Die meiste Zeit über flogen sie mit dem Wind, aber dann und wann kreuzten sie auch eine Strecke. Wenn sie sich zu hart in den
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