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2312

2312

Titel: 2312 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Deuterium-Tritium-Fusionsantrieb am Heck.
    »Ist es das Schiff, das ihr sucht?«, fragte Wahram.
    »Ich glaube schon«, antwortete Genette. »Dein System hat es mit einem Sender markiert, als es in den Saturn eingeflogen ist, und jetzt erhalten wir ein Signal von diesem Sender. Schauen wir es uns mal an.«
    Sie legten an dem Schiff an, wobei ihr Pilot das Problem der Ankopplung im böigen Wind elegant löste. Als sie schließlich magnetisch verankert waren, zogen sich die drei und noch zwei von Genettes Kollegen ihre Raumanzüge an und gingen, allesamt mit Ariadnefäden gesichert, hinaus.
    Swan flog mit ihrem Düsenantrieb vor den anderen am Schiff entlang und setzte neben einer Luftschleuse auf, die sich unmittelbar vor dem klobigen Antrieb befand. Als sie die Schaltfläche betätigte, wurde das rote Licht grün, und die Schleuse öffnete sich. Dann blitzte ein Licht auf und verblasste ebenso schnell wieder. Swan schrie auf.
    Genette flog an ihre Seite, schwebte wie ein kleiner Schutzengel über ihrer Schulter und zog sie zurück. »Warte einen Moment. Das gefällt mir nicht. Und Passepartout hat mir gerade gesagt, dass das Schiff soeben ein starkes Funksignal abgesetzt hat.«
    Der kleine Inspektor flog vor ihnen in die Luftschleuse und zog dabei ein bolzenschneiderartiges Werkzeug aus der Hüfttasche. »Vielleicht kam es ja hierher.« An der Innentür der Luftschleuse war ein Gehäuse angebracht. »Das ist eine Klette. Eine Art kleiner Wachtposten. Vielleicht hat sie ein Bild von dir gemacht und übertragen. Wir sollten sie mitnehmen.«
    Swan schlug neben der Luftschleuse an die Außenhülle. »Hier sind wir! Ich scheiß auf euch!«
    »Das wissen sie bereits«, sagte Genette und machte sich an dem kleinen Gehäuse zu schaffen wie an einer Muschel. »Aber vielleicht können wir ja den Spieß umdrehen. Dieses Schiff dürfte irgendeinen Ursprungsort haben, es wird etwas geben, was wir zurückverfolgen können. Wir nehmen seine KI mit.« Die anderen Interplan-Ermittler öffneten die innere Luftschleusentür; im Innern des Schiffs schien ebenso Vakuum zu herrschen wie draußen. Wahram folgte den beiden hinein. Die Lichter waren an, die Brücke schien zu funktionieren, und trotzdem gab es hier weder Luft noch Menschen.
    »Jeder weiß, dass ein Schiff sich identifizieren lässt«, sagte Wahram. »Warum sollten sie ihr Schiff hier treiben lassen? Warum haben sie es nicht einfach entsorgt?«
    »Ich weiß nicht. Möglicherweise wollten sie es noch mal benutzen und wussten nichts von dem Kursverfolgungssystem des Saturns.«
    »Mir gefällt das nicht.«
    »Mir auch nicht.«
    »Vielleicht ist das ein Schiff von den Blockfreien«, sagte Swan. »Dann gibt es überhaupt keine Aufzeichnungen darüber.«
    »Gibt es Schiffe, die gar nicht erfasst sind?«, fragte Wahram.
    »Ja«, sagte Genette knapp und steckte mehrere Kabel von Passepartout in eine Reihe Buchsen an einer Konsole.
    »Ich habe seine Daten«, verkündete Passepartout.
    »Dann verschwinden wir von hier«, sagte Genette. »Passepartout sagt, dass die Ballons, die dieses Ding in der Luft halten, angestochen worden sind. Sie sind groß, aber wir müssen hier trotzdem raus, bevor das Schiff zu weit absinkt.«
    Sie eilten durch die kurzen Gänge zur Luftschleuse zurück. Der Pilot ihres Wolkentauchers forderte sie mit drängendem Unterton dazu auf, wieder an Bord zu kommen, damit er von dem anderen Schiff ablegen konnte; sie stürzten mit zunehmender Geschwindigkeit dem Saturn entgegen, während sich der riesige Ballon über ihnen leerte. Hastig quetschten sie sich zu fünft in die Luftschleuse, wobei der Inspektor und die beiden Interplan-Assistenten sich wie Bogenwinkel in die oberen Ecken hängten. Als die Außentür sich öffnete, flogen sie sofort in den freien Raum hinaus. Der Ballon über dem verlassenen Schiff war bereits sichtlich leerer, dünn und faltig und schlaff. Trotzdem flogen die Kleinen um den Rumpf herum und untersuchten und fotografierten ihn Abschnitt für Abschnitt. »Seht ihr«, sagte Genette zu einem von ihnen. »Hier sind Bohrungen für Schrauben. Nehmt Proben von dem Gewinde.«
    Dann kehrten sie mithilfe eines ihrer Ariadnefäden an Bord des Wolkentauchers zurück. Sobald sie sich in der Luftschleuse befanden, spürten sie, wie er sich von dem verlassenen Schiff löste und seinen Aufstieg begann. Sie begaben sich zur Brücke, wo der Pilot entweder zu beschäftigt oder zu höflich war, um ein Wort über ihre Lage zu verlieren. Heftig ruckelnd stiegen

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