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wiederherstellten, was bislang noch nicht repariert war. Es wurde endlos darüber debattiert, was man wiederaufbauen und was man verändern sollte, alt gegen neu. Swan setzte sich für das Neue ein und stürzte sich voll dankbarer Begeisterung in die Arbeit an Farm und Park. Die Erde war so … so … sie wusste nicht einmal, wie sie es ausdrücken sollte. Zu Hause war es so viel besser, hier, wo sie den Rücken krumm und sich die Hände schmutzig machte, um am Leben teilzuhaben.
Die Farm war natürlich am wichtigsten und wurde so schnell wie möglich wiederhergestellt. In den verschiedenen Bereichen wurden unterschied liche Ansätze verwirklicht, von denen viele sich die landwirtschaftlichen Entwicklungen der hundert Jahre seit dem Bau der ursprünglichen Stadt zunutze machten, einschließlich der Verwendung zahlreicher neuer Pflanzen, diesmal eher solche, die für den Anbau auf Feldern geeignet waren, im Gegensatz zu den frühen hydroponischen Varianten, die man in der ersten Farm Terminators angesiedelt hatte. Jene erste Version war mit der Zeit zu klein geworden, um sowohl die Stadtbevölkerung als auch die Sonnenläufer zu versorgen, weshalb sie die Farm nun am Bug erweiterten. Der neue Erdboden, den sie ausbrachten, war zum großen Teil von schwammartigen Nährstoffmatrizen durchzogen, die ein schnelles Wurzelwachstum begünstigten und eine sehr präzise Bewässerung ermöglichten. Auch die Techniken zur Manipulation von Tageszyklen hatten sich weiterentwickelt, wodurch man ein dreißigmal schnelleres Wachstum erreichte als in freier Wildbahn. Dieser Effekt war durch Genmanipulation noch weiter gesteigert worden, weshalb man nun im Regelfall ein Dutzend Ernten pro Jahr einfahren konnte, was eine starke Mineralien- und Nährstoffzufuhr nötig machte. Auch das Erdreich musste wachsen, um mit dem Getreide Schritt zu halten.
Swan wurde nur dann als Beraterin aktiv, wenn es darum ging, die Startkulturen in den Boden einzubringen, denn in allen anderen Dingen war sie längst nicht mehr auf dem neusten Stand. Ansonsten gesellte sie sich einfach zu den jungen Farm- und Park-Ökologen, lauschte den neusten Theorien und verbrachte die restliche Zeit draußen in der jungen Prärie mit ihren Stickstofffixierern – Bakterien, Hülsenfrüchte, Erlen, Vitosek, Frankia und all die anderen Organismen, die freien Stickstoff in Nitraten fixieren konnten. Selbst diese Phase des Vorgangs ließ sich inzwischen stärker beschleunigen als je zuvor. Es dauerte also nur einige wenige Monate, bis sie zwischen langen Reihen von Auberginen, Kürbissen, Tomaten und Gurken hindurchgehen konnte. Jedes Blatt und jede Ranke, jeder Ast und jede Frucht reckte sich zum Sonnenstreifen und zu den Sonnenlampen der Farm empor, jede Pflanze gemäß der ihr eigenen Wuchsform. All das hatte etwas Vertrautes, zutiefst Beruhigendes. Die Farm war Swans Familie, seit jeher Teil ihres Lebens, und die jungen Leute kamen dieser Tage zu ihr und fragten sie über die Vergangenheit aus – warum so, warum das? Hattet ihr eine Theorie dazu? Wenn ihr ihre damaligen Beweggründe nicht mehr einfielen, warf sie einfach mögliche Antworten in den Raum. Größtenteils hatten sie sich danach richten müssen, wie viel Platz ihnen zur Verfügung stand und wie sich die Dinge in Schwung halten ließen. War das nicht immer so? Materielle Beschränkungen, Budgetfragen, Krankheitsbefall – um effiziente Gestaltung oder innere Zweckmäßigkeit ging es dagegen selten.
Als die neue Farm erste Ernten einbrachte und die Bäume und anderen Pflanzen im Park im raschen Wachstum begriffen waren, brachte man Tiere aus anderen Terrarien. Diesmal legten sie eine Ascension an – das war nicht Swans Idee gewesen, sie gefiel ihr genau genommen kein bisschen, aber trotzdem hielt sie den Mund und schaute zu, als so etwas wie eine Kombination aus Australien und dem Mittelmeerraum entstand. Tatsächlich war es wirklich wunderbar mitanzusehen, wie die Tiere eintrafen, an den Pflanzen knabberten und vorsichtig ihre Suche nach Höhlen und Nestern begannen. Wallaby-Kängurus und Gibraltaräffchen, Rotluchse und Dingos. Eukalyptus und Korkeiche. Eine Menge Terrarien aus dem Mondragon halfen ihnen aus, indem sie Tiere schickten.
Swan verbrachte ihre Zeit auf der Farm und kümmerte sich um die Winteraussaaten. Frisch eingetroffene Buschhäher krächzten wie Krähen und pickten kleine Würmer und Käfer auf, wenn sie sich an die Oberfläche wagten. Manche bedachten Swan mit nachdenklichen Blicken,
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