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2312

2312

Titel: 2312 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Farmland bereit. Im flachen Teil der Stadt und im Park gab es neue Kanäle. Brücken über Kanäle, Fahrradwege, breite Boulevards und Esplanaden. Ihre Stadt. Genauso, aber anders. Ihr kam in den Sinn, dass man die Stadt vorne noch weiter in die Nacht ausdehnen konnte; theoretisch konnten sie im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte die Schienen auf der gesamten Nachtseite des Merkur bedecken.
    Den Großteil ihrer Tage verbrachte sie draußen in der Farm, wo sie am Teich und an den Feuchtgebieten arbeitete. Das neue Mündungsgebiet gedieh nicht besonders gut, es gab gewisse Uneinigkeiten über den richtigen Salzgehalt und den Einsatz einer kleinen hydraulischen Gezeitenmaschine. Genau genommen stritten sie sich. Und Swan versuchte noch immer zu verstehen, warum die Gibraltaraffen die Höhlen nicht mochten, die sie ihnen in einem kleinen Hügel mit einem Steilhang an der Westseite zur Verfügung gestellt hatten. Die Affen waren wunderschön, und normalerweise hatten sie keine Probleme nach Art der Menschen. Aber da saßen sie, auf den Platten unterhalb der Höhlen, und weigerten sich hineinzugehen. Früher oder später würde Swan wahrscheinlich selbst dort hochklettern müssen, um sich die Sache anzusehen.
    Während sie dort draußen die Affen beobachtete, dachte sie über ihr Leben nach. Da war sie mit ihren 137 Jahren. Die meiste Zeit hatte sie ihren Körper ziemlich misshandelt; er würde nicht ewig halten, vielleicht nicht einmal mehr besonders lange. Andererseits machte die Medizin ständig Fortschritte und eröffnete Jahr für Jahr neue, ungeahnte Möglichkeiten. Mqaret war fast zweihundert Jahre alt. Man musste also zumindest darüber nachdenken.
    Sie hatte nur wenige enge Bindungen, und vielleicht waren sie auch nicht mehr so besonders eng. Dennoch verfügte sie über alles, was sie brauchte; es ging ihr gut. Swans Tochter war irgendwo dort draußen und lebte ihr Leben auf ihre ganz eigene Art, ohne nennenswerte Pannen. Dann und wann meldete sie sich. Das war nicht das Problem. Anderen Menschen stand Swan näher, und das war in Ordnung. Ihr junger Freund Kiran war auf der Venus geblieben, er hatte drauf bestanden, und dort war er wieder mitten im Getümmel und schickte ihr regelmäßig Berichte. Es kam ihr mehr wie eine Beziehung vor als sonst etwas in ihrem Leben, und dort draußen warteten zweifellos noch mehr solche Beziehungen auf sie; irgendwie packten sie dauernd Leute am Arm und zogen sie in ihr Leben hinein. Die Leute von ihrer Farm waren klasse. Swan gefiel ihre Arbeit; sie mochte das Spiel und auch die Kunst, das Spielen, das Arbeit war. Also ging es um etwas anders. Es lief eigentlich auf eine recht philosophische Frage hinaus: Wie sollte man sein? Was sollte einem wichtig sein? Und wie wurde man ein bisschen weniger einzelgängerisch? Denn jetzt, wo Alex fort war, redete sie zwar mit vielen Menschen, doch letztlich fehlte ihr jemand, dem sie auf die Art etwas erzählen konnte, wie sie Alex immer etwas erzählt hatte.
    Ach, du fehlst mir, Hettie Moore
    Doch keinem hier kann ich davon erzählen –
    Die Welt vor meinen Augen fällt ins Schwarz.
    Allein auf der Farm sang sie die alte Ballade und überlegte, was sie tun musste, um alles wieder ins Lot zu bringen. Vielleicht nichts. Der Tod ließ das Leben schrumpfen. Teile starben vor dem Ganzen. Wenn ein geliebter Mensch starb, dann starb ein Teil von einem mit. Manche Leute waren, wenn sie abtraten, wie eine bestimmte Art von Wacholderbusch, die Swan einmal gesehen hatte und die nur noch aus einem lebenden Zweig an einem toten Stumpf bestanden. Dagegen ließ sich nichts machen.
    Das einzige Glück lag in der Tugend. Nein, das stimmte nicht. Jeder Teil des dreieinigen Gehirns kannte seine eigene Art von Glück. Eidechsen in der Sonne, Säugetiere auf der Jagd, Menschen, die etwas Gutes tun. Gut ist das, was für das Land gut ist. Wenn man also arbeitete, als wäre man auf der Jagd, im Licht und in der Wärme, und dabei eine Landschaft erschuf – einen Ort, an dem Menschen für viele Generationen leben konnten –, dann war man dreifaltig glücklich. Das sollte doch wohl genügen.
    Aber man wollte es auch teilen. Einfach nur, damit es jemanden gab, mit dem man zusammen zufrieden sein konnte. Alex war mit ihr zufrieden gewesen.
    Sie hatte die umherreisenden Isolationisten gesehen, einzelgängerische alte Raumer, die allein umherzogen und keinerlei Partnerschaften mit anderen Menschen eingingen. Swan gehörte zu ihnen; ihr halbes Leben lang war sie

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