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2312

2312

Titel: 2312 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Sitzung geschlossen.
    In der letzten Frage ging es darum, wie sie die Abmachung ihren Partnern vermitteln wollten, worauf Wahram sagte: »Ich fliege zum Merkur, um Swan Er Hong einen Heiratsantrag zu machen. Ich hoffe, dass wir uns beim Epithalamium am Olympus Mons die Treue geloben werden. So können wir dann auch mit den richtigen Leuten auf dem Mars ins Gespräch kommen.«
    Ah, gut, sagten alle. Herzlichen Glückwunsch. Einige sahen überrascht aus; andere nickten wissend. Das wird alles einfacher machen. Ihr seid dann so etwas wie ein festes Saturn-Merkur-Komitee.
    Ja, antwortete Wahram.

Swan
    A ls Swan die Erde verließ, war sie ausgesprochen zufrieden mit sich, weil sie der qubischen Person beim Untertauchen geholfen hatte, und sie freute sich auch über Zashas Verhalten, was ihr sehr viel mehr bedeutete, als ihr bewusst gewesen war. Sie nahm den Weltraumaufzug in Quito und durchlebte einmal mehr die Satyagraha -Aufführung. Diesmal hinterließ der friedvolle letzte Augenblick den stärksten Eindruck bei ihr. Immer höher klomm die einfache Oktave, wie ein Meditationsgesang, der einen von den Füßen hob; und wenn man in der zum Ende hin immer weiter abnehmenden Schwerkraft tanzte, wurde das zu einem sehr körperlichen Gefühl, eine Art Taumel, getragen von den Schwingen der Musik.
    Sie kehrte in einem Terrarium namens Henry David zum Merkur zurück. Es handelte sich um einen klassischen Neuengländer, mit ein paar kleinen schindelgedeckten Dorfhäuschen und vereinzelten Weideflächen, die die Laub- und Mischwälder auflockerten. Dort war es Oktober, und die Ahornblätter hatten sich herbstlich eingefärbt. Die Bäume standen in grellem gelbem, orangefarbenem, rotem und grünem Kleid, alle Farben durcheinander und über die gesamte Innenfläche des Zylinders verteilt. Blickte man nach oben, dann schien das bunte Gewölbe eine eigene Sprache aus Farben zu sprechen, flimmernd, immer knapp davor, eine Bedeutung zu offenbaren. Swan wanderte auf den Waldwegen und ging von einer freien Hügelkuppe zur nächsten. Einmal sammelte sie gefallene Blätter auf und arrangierte sie so auf einer Lichtung, dass sie einen sanften, stufenlosen Farbverlauf von Rot über Orange über Gelb über Gelbgrün bis Grün ergaben. Dieses bunte Band am Boden machte ihr große Freude, genauso wie der Wind, der es fortblies. Einen anderen Tag verbrachte sie damit, stundenlang einem schwarzen Bären und seinem Jungen zu folgen. Am Nachmittag kamen sie an einen verlassenen Apfelhain, wo ein uralter, verkrüppelter Baum trotz allem eine große Zahl Äpfel hervorgebracht hatte, so viele, dass einige Äste sich Richtung Boden neigten. Die Bären taten sich daran gütlich. Neben dem Baum stand aufrecht ein halbhohes Fass, das mit Regenwasser gefüllt war, und das Junge stieg hinein und nahm ein Bad. Sein glänzendes Fell wurde schwarz und stand in nassen Borsten ab.
    Zurück auf dem Merkur fand sie sich wieder in ihrem Leben in Terminator ein. Sie erwachte draußen auf ihrem Balkon, frühstückte in der Morgenkühle, machte ihre Dehnübungen in Richtung Sonne und verneigte sich dabei leicht eingeschüchtert vor Sol Invictus. Sie ließ den Blick über die Stadt wandern und betrachtete all die vertrauten Wahrzeichen, die man wiederaufgebaut hatte, ebenso wie die neuen Bäume und Sträucher, die jeden Tag ein wenig größer aussahen, ein wenig mehr, als gehörten sie hierher. Sie hatte eine Postkarte genommen, die ihr Alex vor langer Zeit über einen Kurier zugestellt hatte, und sie über der Spüle an die Wand geheftet, wo Alex’ Handschrift täglich verkündete:
    O Freude meines Geistes – uneingekerkert strahlt er Blitze
    Es genügt nicht, diesen Erdball und eine Spanne Zeit zu haben,
    Ich will Tausende von Erdkugeln und alle Zeiten haben.
    Inzwischen war auch in Terminator Herbst, und die Reihe lohfarbener japanischer Ahornbäume zwei Terrassen unterhalb ihres Balkons trug ein rot schillerndes Kleid. Staub hatte sich über die königsblauen Dachziegel gelegt, die sie weiter unten sah. Das neue Wetterprogramm schien mehr windige Tage vorzusehen als das alte, und manchmal wurde es stürmischer, als sie es hier jemals erlebt hatte. Das gefiel ihr. Manchmal kam ein gewisser kalter, böiger Wind auf, der sie dazu verführte, alles stehen und liegen zu lassen und ihn auf einen langen Spaziergang durch die Stadt zu begleiten. Vorne wirkte Terminator sehr viel größer als zuvor, die Plattform reichte weiter und stellte mehr Platz für Park- und

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