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2312

2312

Titel: 2312 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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gerettet hat. Was für ein Syndrom soll das sein? Ich möchte ihm einen Gefallen vergelten, und dafür brauche ich deine Hilfe. Hör auf, die Situation an dich zu reißen, das machst du dauernd.«
    Zasha wandte sich mit verärgerter Miene ab. Dann, nach einem Moment des Überlegens und mit einem Achselzucken: »Wir können ihn von der Erde wegbringen, falls du das wirklich willst. Ich müsste das über einen Freund arrangieren, der mir bei solchen Sachen hilft. Er arbeitet im Trinidad-Tobago-Aufzug. Der ist als Hawala organisiert. Wir haben so eine Art Transportvereinbarung, allerdings bin ich ihm was schuldig, wenn wir das machen. Was bedeutet, dass du mir was schuldig bist.«
    »Ich bin dir sowieso immer was schuldig. Wie kommen wir nach Trinidad?«
    »Mit einer Diplomatentasche.«
    »Einer was?«
    »Einem Privatflugzeug. Und eine Wurmkiste müssen wir uns auch besorgen.«
    »Eine was?«
    »Wir haben ein System. Wir geben die Ladung immer als eine Kiste Humus oder eine Kiste Würmer aus, die gemäß unserer stillschweigenden Übereinkunft nicht inspiziert wird.«
    »Würmer?«, fragte Kiran.
    »Ganz genau«, antwortete Zasha mit einem grimmigen kleinen Lächeln. »Ich bringe dich von diesem Planeten weg, wegen Miss Stockholm hier, aber in Anbetracht der Umstände können wir das nicht offiziell machen. Deshalb müssen wir auf unser System zurückgreifen. Es kann also sein, dass du in einer großen Kiste voller Würmer reisen musst, alles klar? Kommst du damit zurecht?«
    »Kein Problem«, sagte Kiran.

AUSZÜGE (4)
    Am Ende des Zeitraums der Planetenbildung, vor etwa 4,5 Milliarden Jahren, gab es mehr Planeten als heute. Sie wirbelten allesamt durch die Sonne, kamen sich manchmal sehr nahe, ihre Flugbahn wurde durch die gegenseitige Anziehungskraft und die Bahnresonanzen verändert, und bisweilen prallten sie sogar aufeinander. Dieses Treiben dauerte etwa eine Milliarde Jahre, bis die letzte Phase der Planetenbildung durchlaufen und der heutige Zustand erreicht war. Während dieser Phase erlitt jeder der inneren Planeten mindestens einen großen Aufprall.
    Ein Planet namens Theia wuchs am L5-Punkt der Erde, bis er etwa die Größe des Mars hatte, auf die Erde zutrieb und mit ihr zusammenstieß. Er schlug in einem Winkel von 45 Grad ein, mit einer Geschwindigkeit von etwas unter vier Sekundenkilometern – in astronomischen Begriffen ist das nicht besonders schnell. Theias Eisenkern ist in der Erde versunken und mit ihrem Kern verschmolzen, und Theias Mantel und ein Teil des Mantels der Erde wurden in eine Umlaufbahn geschleudert. Das durch den Aufschlag verursachte Drehmoment ließ die Erde in einem Fünfstunden-Tag um die eigene Achse wirbeln. Aus dem in die Umlaufbahn geschleuderten Material bildeten sich recht schnell zwei Monde: Die Schätzungen reichen von einem Monat bis zu einem Jahrhundert. Schließlich klatschte der kleinere Mond in den größeren und hinterließ dabei das zerklüftete Gebirge auf der erdabgewandten Seite des dabei entstandenen Gesamtmonds, Luna.
    Etwa zur selben Zeit traf ein kleiner Planet mit einem Durchmesser von etwa dreitausend Kilometern den Mars und erschuf so das Borealis-Becken, bei dem es sich praktisch um die Nordhalbkugel des Mars handelt, die nach wie vor sechs Kilometer tiefer liegt als die Südhalbkugel.
    Venus wurde von einem Planeten von der Größe des Mars getroffen, wodurch ein Mond namens Neith entstand, der dem Erdmond ähnelte. Zehn Millionen Jahre später versetzte ein weiterer Aufschlag die Venus in ihre langsame, gegenläufige Drehung. Diese Änderung des Drehmoments ließ Neith langsamer werden und schließlich in die Venus stürzen und mit ihr verschmelzen.
    Merkur wurde von einem Protoplaneten getroffen, der halb so groß war wie er selbst. Durch die Geschwindigkeit und den Winkel des Aufpralls wurde die Außenhülle des Merkurs abgerissen und in seiner Umlaufbahn verteilt. Normalerweise hätte der Merkur diese Einzelteile wieder eingesammelt, aber im Laufe der vier Millionen Jahre, die dieser Vorgang gedauert hätte, wurde ein Großteil des Materials durch Sonnenstrahlung weggedrückt und schaffte es so nie zurück auf den Planeten. Etwa sechzehn Billiarden Tonnen Material von Merkurs Oberfläche landeten schließlich auf der Erde, und mehr auf der Venus. Letztlich blieben nur die schwersten 70 Prozent vom Merkur übrig, im Prinzip sein Kern. Deshalb hat der Planet den gleichen g-Wert wie der Mars, obwohl sein Durchmesser geringer ist als der des

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