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2312

2312

Titel: 2312 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Taschenuniversums über den Horizont lugte. Die Stadt war anscheinend immer noch in Bewegung. »Die Schienen voraus sind beschädigt«, sagte er.
    »Ja, natürlich! «
    »Gibt es eine Möglichkeit für sie, ein fehlendes Schienenstück zu umgehen?«
    »Nein! Wie sollte das funktionieren?«
    »Ich weiß nicht, ich … ich dachte nur. Normalerweise versucht man bei Lebenserhaltungssystemen, solche kritischen Punkte zu vermeiden.«
    » Natürlich. Aber die Schienen sind geschützt, es gibt ein Anti-Meteor-System!«
    »Dann hat es wohl nicht funktioniert?«
    »Anscheinend nicht!« Erneut schrie sie auf. Selbst gedämpft durch die Gegensprechanlage in seinem Anzug war es ein durchdringender Laut.
    Die Sonnenläufer besprachen sich untereinander, ganz offensichtlich auch voller Sorge.
    »Was machen wir, wenn wir dort ankommen?«, fragte Wahram auf dem offenen Kanal.
    Swan hörte auf zu stöhnen und erwiderte: »Wie meinst du das?«
    »Gibt es Rettungsboote? Du weißt schon – Rover, mit denen man zum nächsten Raumhafen kommt?«
    »Ja, natürlich.«
    »Genug für alle?«
    »Ja!«
    »Und gibt es genug Raumschiffe im nächsten Raumhafen? Genug für die gesamte Bevölkerung von Terminator?«
    »In allen Raumhäfen gibt es Notunterkünfte, die für einen Haufen Menschen reichen. Und Fahrzeuge, die sie westwärts zum nächsten bringen können. Und manche Hopper kommen auch auf der Sonnenseite zurecht.«
    Während sie über die schwarze Geröllebene eilten, mühte sich Terminator langsam über den Horizont. Der obere Teil von der Innenseite der Dämmerungsmauer war nun zu erkennen. Sie sah sehr viel steiler aus, als sie es in Wirklichkeit war, und bestand ganz aus weiß verputzten Wänden und Bäumen. Ein breiter grüner Balken markierte die Baumkronen im Park. Vor den Bäumen erstreckten sich die Felder. Eine Schneekugel auf silbernen Schienen, die ihrem Verderben entgegenfuhr. In der Stadt waren keine Menschen zu sehen, obwohl sie mittlerweile weit über ihnen aufragte. Mit Sicherheit befand sich niemand mehr auf den Terrassen der Dämmerungsmauer. Sie sah verlassen aus.
    Und es gab keine Möglichkeit, nach oben in die Stadt hineinzugelangen. Der Bahnsteig hatte sich in der Aufschlagzone befunden. Mit Sicherheit waren alle, die bei dem Konzert gewesen waren, ums Leben gekommen. Im Stadtinnern konnten sie drei Tiere sehen: einen Hirsch, ein Reh, ein Kitz. Swans Schreie wurden eine Oktave höher. »Nein. Nein!«
    Es war seltsam, dort zu stehen und die mediterrane Ruhe der leeren Stadt vor Augen zu haben.
    Swan rannte unter die Schienen nördlich der Stadt, und der Rest folgte. Von dieser Seite aus konnten sie einen kleinen Konvoi von Bodenfahrzeugen weit im Norden und Westen sehen, die sich durch die Bresche in Beethovens nordwestlicher Wand von ihnen entfernten. Die Fahrzeuge waren schnell und verschwanden schon bald hinterm Horizont.
    »Sie sind fort«, stellte Wahram fest.
    »Ja, ja. Pauline?«
    »Wir können wohl auch zu Fuß zum Raumhafen gehen?«, fragte Wahram besorgt.
    Doch Swan sprach gerade mit ihrem internen Qube, und Wahram konnte dem Wortwechsel nicht folgen. Ihr Tonfall war jedenfalls schneidend.
    Sie brach den Streit ab und sagte zu ihm: »Die Wagen kommen nicht zurück. Die Stadt wird automatisch anhalten, sobald sie auf die Lücke in den Schienen stößt. Wir müssen hier weg. Jede zehnte Plattform hat Aufzüge, die in Schutzräume unter den Schienen herabführen. So eine müssen wir also erreichen.«
    »Wie weit entfernt ist die nächste in Richtung Westen?«
    »Etwa neunzig Kilometer. Richtung Osten ist die Stadt gerade erst an einer vorbeigekommen.«
    »Neunzig Kilometer!«
    »Ja. Wir werden nach Osten gehen müssen. Da sind es nur neun Kilometer. So lange kommen unsere Anzüge mit dem Licht zurecht.«
    Wahram sagte: »Vielleicht können wir ja auch die neunzig gehen.«
    »Nein, das können wir nicht, wie meinst du das?«
    »Ich glaube, dass das möglich wäre. Andere Leute haben das auch schon geschafft.«
    »Leistungssportler, die dafür trainiert haben, haben es geschafft. Ich laufe oft genug, um mich damit auszukennen, und vielleicht würde ich es schaffen, aber du nicht. Willenskraft allein genügt nicht. Und der Sonnenläufer hier ist verletzt. Nein, hör zu, wir können ohne Bedenken ins Sonnenlicht. Wir setzen uns nur der Korona aus, und höchstens für etwas über eine Stunde. Das habe ich schon oft gemacht.«
    »Mir wäre es lieber, wenn es sich vermeiden ließe.«
    »Du hast keine Wahl! Komm

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