2313 - Das Goldene System
eindringlich musterte. Marc begegnete dem forschenden Blick der roten Augen und versuchte ihm standzuhalten, wich aber sehr schnell aus. Der Ausstrahlung und der Erfahrung des Unsterblichen hatte er herzlich wenig entgegenzusetzen.
Ihn fröstelte. Wann hätte er jemals geglaubt, Atlan eines Tages so nahe gegenüberzustehen? Oder Mausbiber Gucky?
Die Ereignisse seit jener denkwürdigen Nacht in Terrania City, als der Duale Kapitän zu ihm gekommen war, hatten sich überschlagen.
Marc schwitzte. Seine Finger lösten sich voneinander, die Hände glitten langsam vom Nacken nach vorne.
Ich kapsle mich ab, konstatierte er verwirrt. Ich fühle mich unsicher ....
Genau das schien Atlan ebenfalls festzustellen. Er schüttelte den Kopf. „Lass es gut sein, Marc", sagte er leise. „Ich kann nachvollziehen, was in dir vorgeht - aber wir dürfen kein vermeidbares Risiko eingehen."
Ich werde also weiterhin als Risiko eingestuft, registrierte der junge Psiont.
„Das stimmt so nicht", fuhr Atlan fort, als könne er Gedanken lesen. „Du bist nur mit deinen Fähigkeiten für uns unersetzlich."
Ich bin unersetzlich?, fragte sich Marc zum wiederholten Mal. Ich? Oder meinen alle nur meine Fähigkeiten?
Selbst nach viereinhalb Monaten erschien ihm vieles wie ein Traum. Wie sehr hatte er sich immer gewünscht, eines Tages die Großen der LFT wenigstens aus der Nähe sehen zu können und nicht nur als Hologramme in den Trivid-Nachrichten. Andererseits hätte er nie den Mut aufgebracht, selbst zur Erfüllung dieser Wünsche beizutragen. Obwohl es Begegnungsaktionen der Universität von Terrania gab, die Gesprächsrunden mit den Residenz-Minis - tern ermöglichten, allen voran mit Reginald Bull oder Homer G. Adams. Aber, wenn er ehrlich zu sich selbst war, Marc hätte nicht gewusst, was er jemanden wie Bull hätte fragen sollen. . Und jetzt ...? Das Schicksal hatte ihn mitten hineingeworfen in das Haifischbecken aus galaktischer Politik und kosmischem Geschehen, und er musste zusehen, dass er sich freischwamm.
Eigentlich genau das Richtige für einen angehenden Kosmopsychologen, auch wenn ich noch am Anfang meiner Ausbildung stehe.
„Wir legen dich schlafen, Marc, das ist für alle Beteiligten das Beste, auch für dich." Atlan lächelte. „Perry würde mir wer weiß was antun, falls dir etwas zustößt."
„Eigentlich ..." Marc London biss sich sofort auf, die Zunge.
„Ja?", fragte Atlan interessiert.
Tief atmete Marc durch. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Perry Rhodan zur Gewalttätigkeit neigt. Er ist ein friedfertiger Mensch, der wohl erst dann zuschlägt, wenn es keine andere Lösung mehr gibt."
„Du bist Terraner, Marc", sagte der Arkonide. „Genau wie Perry. Ihr seid und bleibt Barbaren und damit unberechenbar." Er widmete sich wieder den Kontrollen, wandte Sekunden später aber noch einmal den Blick. „Aber verdammt, Marc, ich habe euch Terraner ins Herz geschlossen. Seit mehr als zehntausend Jahren."
Das Strukturgestöber schien zum Greifen nahe, obwohl dieses wirbelnde und auf den ersten Blick undurchdringlich anmutende Chaos erst zwei Millionen Kilometer entfernt begann.
In der Charon-Wolke ballten sich nicht einfach kosmischer Staub und aufgeheizte Gase in den Geburtswehen junger Sterne und neuer Planeten, vielmehr tobten Kräfte, für die terranische Wissenschaftler bislang keinen Namen hatten.
Ein schwach illuminiertes, zugleich überaus heftiges Schneetreiben, das war noch die beste Analogie, die der Besatzung der VERACRUZ in den Sinn gekommen war. Diese Wolke war wie ein tobender Blizzard, in dessen Fängen jeder in die Irre lief, manche sogar in den Tod.
Die Dimensionen vermischen sich, kommentierte Atlans Extrasinn. Eigentlich ein denkbar einfacher Vorgang.
Dann erkläre ihn mir!, gab der Arkonide unwillig zurück.
Ein spöttisches Lachen erklang unter seiner Schädeldecke. Lehre eine Amöbe, Flügel zu formen und sich in die Lüfte zu schwingen!
Im Gegensatz zu einer Amöbe weiß ich, was mich in der Höhe erwartet.
Du glaubst, es zu wissen, widersprach Atlans zweiter Gehirnsektor Dennoch bist du dir dessen keineswegs sicher, weil du bestenfalls den Hauch einer Ahnung hast.
Hoffentlich erwartest du nicht, dass ich mich ungeschützt in dieses Chaos begebe, um die Wahrheit herauszufinden.
Das wäre unser beider Ende.
Unser Tod ... oder eine Neugeburt ...
Weil alles zusammenfließt und die Dimensionen verwischen. Wahrscheinlich wird sogar die Zeit als solche unbedeutend. Und es gibt
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