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2313 - Das Goldene System

Titel: 2313 - Das Goldene System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hatte Mario sich schließlich einem Abwracktrupp angeschlossen, der auf einem der Stützpunkte zwischen Mars und Jupiter die „Spreu vom Weizen trennte". Gemeint war das Ausweiden von Schiffswracks. Alle Typen, vom Einmannjäger über Space-Jets und Korvetten bis hin zu den 800 Meter durchmessenden Raumern der WÄCH-TER-Klasse.
    Glücklich hatte ihn die Aufsicht über die Roboterkolonnen dennoch nicht gemacht. Im Gegenteil. Mehr und mehr hatte er sich wie ein Leichenfledderer gefühlt, als helfe er mit seiner Arbeit nur, Terras. Traum von einer friedlichen Eroberung des Weltraums auszuschlachten und in Vergessenheit geraten zu lassen.
    Wer brauchte hochgezüchtete Metagravs und andere Hightech, die unter den veränderten hyperphysikalischen Bedingungen nie wieder funktionieren würden? Eingelagert wurde nur ein geringer Prozentsatz, der Rest in seine Bestandteile zerlegt und weiterverwertet, nicht mehr als Rohstoffbeschaffung in einer Zeit, in der lediglich einige wenige Frachter unterwegs waren und Monate benötigten, um ihr Ziel zu erreichen.
    Mario Saats hatte in der Folge seine Tätigkeit vernachlässigt, sich immer öfter weit von den mit Wracks belegten Landefeldern entfernt und stundenlang zu den Sternen aufgeblickt, die ihm mit einem Mal unerreichbar fern erschienen waren. Ihr klarer Schein außerhalb der Energiekuppeln, in denen eine künstliche Atmosphäre herrschte, hatte ihn frieren lassen.
    In jener Einsamkeit hatte er angefangen, über menschliche Schicksale nachzudenken. Über die ungezählten Toten der Entscheidungsschlacht. Über die Verwundeten, die Männer und Frauen, die an körperlichen und geistigen Traumata litten, bis sie - vielleicht erst nach Jahren - in eine der großen Kliniken des Solsystems aufgenommen wurden.
    Irgendwann hatte er sich zum ersten Mal sinnlos betrunken, hatte die Arbeit hingeworfen und war mit dem nächsten Materialtransport auf die Erde zurückgekehrt, aber nur, um feststellen zu müssen, dass er sich sogar dort als Fremder fühlte. Sicher, er war auf Terra geboren, doch gut drei Viertel seines Lebens hatte er auf Raumschiffen zugebracht, sie waren seine wahre Heimat.
    Er hatte sich treiben lassen, und die Wochen und Monate jener Zeit waren in seiner Erinnerung zu einem unentwirrbaren Knäuel zusammen gebacken.
    Wirklich bewusst geworden war er sich selbst erst wieder in der anheimelnden Atmosphäre der Tengri-Lethos-Klinik im Distrikt Mittelamerika.
    Sein Blick huschte über die Kontroll - anzeigen. Als Allround-Kraft war er auf der VERACRUZ zuständig für dies und das, je nachdem, wo jemand zum Zupacken gebraucht wurde, doch bis zum Triebwerkstechniker hatte er es noch nicht wieder geschafft. Andererseits war er schon zufrieden, überhaupt an Bord eines Raumschiffs zu sein, und das verdankte er Nicole. Sie war Ärztin in der Tengri-Lethos-Klinik gewesen, hatte sich aber vor seiner Einlieferung für die Explorer-Flotte beworben gehabt. Ihren Beziehungen verdankte er, dass er nun ebenfalls zur Besatzung der VERACRUZ gehörte.
    Seit dem Tag, da sie beide an Bord gekommen waren, verband sie ein Ehevertrag für die Dauer von zehn Jahren. Verlängerungsklausel inklusive, dachte Mario zufrieden. Nichts Besseres hätte ihm geschehen können als die Begegnung mit der Ärztin.
    Er blinzelte verwirrt, denn irgendetwas hatte sich verändert.
    Mario Saats benötigte mehrere Sekunden, um sich darüber klar zu werden, dass das rötliche Glimmen keineswegs einer Täuschung entsprang. Eine der Hangarkontrollen zeigte Rotwert.
    Die Müdigkeit fiel von ihm ab, er ruckte förmlich nach vorne. Jemand hatte einen der Hangars betreten, ohne dazu ermächtigt zu sein. Beiboote und Außenschotten waren während des Fluges im Strukturauge der Charonii tabu - Anordnung der Kommandantin, um Irritationen jeglicher Art von vornherein auszuschließen.
    Ob Oberstleutnant Alysha Saronn den Außenbereich des Schiffes als Pufferzone ansah, der bei einem kurzfristigen Durchschlagen des Strukturgestöbers abgeriegelt werden konnte, wusste Mario Saats nicht. In dem multidimensionalen Reißwolf der Charon-Wolke waren Beiboote ohne den Schutz eines von Charonii-Piloten stabilisierten Strukturauges ohnehin nicht mehr als ein Staubkorn, das in die Flamme einer Kerze geweht wurde.
    Das Signal leuchtete weiterhin. Es markierte einen der Ringwulsthangars.
    Vorübergehend war Saats versucht, in der Zentrale nachzufragen, dann entschied er sich, sofort nach dem Rechten zu sehen. Der Hangar lag keine vierhundert

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