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2318 - Der Dunkle Obelisk

Titel: 2318 - Der Dunkle Obelisk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verantwortlich. „Es ehrt mich, dass du mich einem ganzen Team vorziehst. Aber eine Bedingung habe ich`." Mit stahlgrauen Augen sah er Rhodan fest an. „Du richtest dich im Notfall nach meinen Anweisungen. Wenn dir da draußen etwas passiert, brauche ich nie wieder vor Noviel Residor zu erscheinen. Dann schiebe ich Wachdienst im Orbit von Vulgata."
    „Vulgata?"
    „Eben. Vor etwa neunhundert Jahren haben wir den Kontakt zu dieser Kolonie verloren. Wir haben erst jetzt, nach dem Hyperimpedanz-Schock, einen Hinweis darauf gefunden, dass es sie überhaupt gibt."
    Rhodan nickte knapp. Er spürte geradezu, wie Oberst Gant litt. Beim TLD wehte mittlerweile ein rauer Wind. Die Bedrohung durch die Mächte des Chaos hatte ihre Spuren hinterlassen. „Natürlich.
    Du kannst beruhigt sein. Beim geringsten Anlass bekommst du das Kommando über unsere Gruppe."
    Er trägt die Verantwortung, dachte er. Und ich sollte nicht gegen ihn, sondern mit ihm zusammenarbeiten.
    Doch manchmal blieb der Wunsch Vater des Gedanken.
     
    *
     
    Aus funkelnden Augen sah Marreli Nissunom ihn an. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt; so klein sie im Vergleich zu ihm auch gewachsen sein mochte, ihre gesamte Körpersprache drückte Abwehr aus. Ihre Kleidung schlackerte viel zu weit um ihren schmächtigen Körper und war auffallend bunt: eine knallgelbe Bluse und ein marineblauer Rock. „Als ich dem letzten Unsterblichen, der zu uns kam, meinen Freund anvertraute, konnte ich nicht ahnen, dass ich ihn nie wieder sehen würde."
    Rhodan schluckte. Er erkannte die tiefe Trauer, die sie hinter ihrem Zorn verbarg.
    Die Schohaaken fügten sich mittlerweile, so gut es ging, in den terranischen Alltag ein. Nach langem, quälendem Warten hatten sie eine Bestimmung gefunden. Sie besangen noch immer die Geschichte ihres Schöpfers ARCHETIM.
    Schreiber notierten sie, um die Legenden der Nachwelt zu erhalten. Doch allmählich wiederholten sich die Lieder. Rhodan fragte sich, ob die Schohaaken wieder auf der Suche nach einem neuen Sinn waren. „Orren Snaussenid ist nicht zurückgekehrt", bestätigte er. „Aber auch ich habe damals Freunde verloren. Sie haben sich für uns geopfert, für den Fortbestand unserer Zivilisation. Ohne den mutigen Orren Snaussenid stünden wie uns jetzt nicht gegenüber."
    Rhodan sprach behutsam und leise. Zu viel hing von seiner Mission ab. Marreli war die gewählte Sprecherin der Schohaaken.
    Sie war ihre Repräsentantin, ihr Wort galt als ungeschriebenes Gesetz.
    Und sie war eine von 35 Schohaaken gewesen, die ein anderes Lied als das ARCHETIMS gesungen hatten. Das von Myles Kantor, dem relativ Unsterblichen.
    Das Lied seiner Taten in TRIPTYCHON, wo er sein Leben gab, um das Solsystem zu retten. „Trotzdem wünschte ich mir, Orren wäre zurückgekommen. Er fehlt mir sehr."
    Marreli wischte sich Tränen weg, die fast unsichtbar über ihre blassgelb geschuppten Wangen liefen. Die Wunde war längst nicht verheilt.
    Zeit heilt alle Wunden, aber manche bluten länger, dachte Rhodan. „Wir hatten bis zuletzt gehofft, Myles, Orren und die anderen würden aus der Station herauskommen. Aber es gelang ihnen nicht. Ich glaube sogar, dass sie bleiben mussten."
    Marreli nickte. „Ich weiß. Er opferte seine nicht ausgelebte Unsterblichkeit und seine Liebe all denen, die ihn zeit seines Lebens nicht so ernst genommen hatten, wie er es verdiente. Ich sang sein Lied, und ich weiß um die Fehler der Menschen."
    Sie hob den Kopf und sah Rhodan fast herausfordernd an. Dann besann sie sich ihrer Gastfreundschaft. „Möchtest du etwas Auflauf? Ich habe ihn extra für dich gemacht."
    Perry wollte nicht unhöflich sein. Er hielt ihr den Teller hin, den sie gut füllte. „Wir sind auf eure Hilfe angewiesen. Wenn die Botin des Monochrom-Nukleus stirbt, verlieren wir eine wichtige Verbündete im Kampf gegen die Chaosmächte ... und vielleicht sogar den Kampf selbst. Wir haben keine guten Karten in der Hand, das Blatt steht gegen uns."
    Marreli sah ihn durch die Dampfschwaden an, die von dem Auflauf auf ihrem Teller stiegen. „Und dann wäre Orrens Opfer umsonst gewesen. Willst du mir das sagen?"
    „Und das der anderen auch. Wir haben einige Jahre gewonnen, und jetzt steht ein mächtiger Gegner vor unserer Tür, um sie einzutreten."
    „Und die Verbündeten von damals sind unerreichbar. Im Ahandaba. Wir sind allein." Marrelis kleine Gestalt schien in sich zu versinken. Die für Schohaaken typischen grünen, strohhalmartigen Haare trug sie

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