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2319 - Die Siedler von Vulgata

Titel: 2319 - Die Siedler von Vulgata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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denen er im gestohlenen Buch gelesen hatte? Waren das nicht intelligente Lebewesen, wenn auch böser Natur? Was war mit den Cherubim?
    Arrick las noch einmal: Und ich sah, und siehe, vier Räder standen bei den Cherubim, bei jedem Cherub ein Rad, und die Räder ...
    Donner grollte. Es klang, als risse der Himmel mitten entzwei. Ein Sturmwind schüttelte die Hütte. Der Schakrakei verstummte. Blitzschnell klappte Arrick das Buch zu. Wohnten dieser Schrift womöglich Kräfte inne, die er durch sein Lesen heraufbeschwor? Hatte man das Heilige Buch deshalb versteckt und neunhundert Jahre unter Bewachung gehalten?
    Arrick schlich aus der Hütte. Am Sternenhimmel stand keine Wolke. Alles war ruhig: die Kirche, die Hütten der Geächteten, unten am Fluss die Siedlung.
    Nur das Mühlrad knarrte und schaufelte Wasser. Aber er hatte doch Donnern gehört! Arrick sah hinauf zum Lichterteppich, suchte die Sternbilder. War Unordnung in den Himmel gekommen?
    Ruben, Issachar, Sebulon, sie waren noch an ihrem Platz. Dort hinten über den Bäumen Naftali, dann Benjamin mit dem hell glänzenden Davidsstern.
    Das Glitzern der Sterne beruhigte ihn.
    Immer waren sie da. Ob er sich mit Sabos Mutter stritt oder nicht, ob sie hungern mussten oder Nahrung im Überfluss hatten - die Sterne blieben. Irgendwo dort oben war Terra, die alte Heimat, von der man nicht sprechen durfte. Wie sah es auf Terra aus?
    Konnten die Cherubim von Planet zu Planet reisen? Wozu dienten ihnen die Räder mit den vielen Augen?
    Er sollte besser schlafen und das Buch fürs Erste geschlossen halten. Müde kehrte er in die Hütte zurück, versteckte das Buch unterm Bett, deckte den Schakrakei zu.
    Dann schob er die Klappen vor die grün schimmernden Phosphorsteine an der Decke. Im Dunkeln tastete er sich zu Bett und schlüpfte unter die Decke. Wenn er die Textstelle morgen Abend nach getaner Feldarbeit nochmals las, womöglich verstand er dann besser ...
    Er saß aufrecht im Bett. Wieder hatte es draußen gerumpelt. Ein starker Wind fegte durch die Ritzen der Hütte.
     
    *
     
    Arrick erwachte vom Hungerschreien seines kleinen Sohnes. Ihm dröhnte der Kopf. Er war doch eben erst eingeschlafen, eben gerade hatte er die Augen zugemacht nach langem Hinundher-Wälzen und Grübeln. Sabos Stimme gellte unerbittlich in seinen Ohren.
    Und beim Patriarchen: Die Sonne war bereits aufgegangen! Sie schien hell durch die Ritzen der Tür. Arrick sprang aus dem Bett, warf sich den Kittel über. Er musste aufs Feld. „Sabo, was du dir wünschst, kann ich dir nicht geben", sagte er. „Dafür ist deine Mutter zuständig."
    Er hob ihn aus der Wiege und schmiegte ihn sich an die Schulter. Auf den Fußballen wippte er in der Hoffnung, es würde den Kleinen beruhigen. Der aber brüllte nur noch verzweifelter. „Gut, gut, ich verstehe. Du bist am Verhungern." Arrick trat hinaus vor die Tür. Eilig trug er seinen Sohn zur Kirche.
    Die Tür war verriegelt. Er rief: „Sabo hat Hunger!"
    Der Riegel knirschte, die Tür wurde aufgerissen. Murielle nahm ihm das Kind aus den Armen. Dann knallte sie die Kirchentür wieder zu. Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Mühsam sammelte er sich, um nicht gegen die Wand zu treten und einen Fluch auszustoßen. „Du kannst ins Haus gehen!", rief er. „Ich bin auf dem Feld. Du wirst mich also nicht sehen. Den Schakrakei habe ich noch nicht gefüttert."
    Es rumorte in seinem Bauch. Heute würde sie ihm kein Essen aufs Feld bringen. Er würde hungrig bleiben bis zum Abend. In der Hütte nahm er die Sense von der Wand, ging wieder nach draußen. Die anderen Geächteten arbeiteten längst.
    Diese Männer hatten wegen ihm alles verloren: ihre Familien, ihr Ansehen, ihren Besitz. Sie taten so, als bereuten sie nichts, aber war es wirklich so? Er selbst sehnte sich ja täglich nach einem Zuber warmen Wassers im Badehaus, nach Honigkuchen, nach einem Besuch beim Barbier.
    Und dann: Murielle. An sie durfte er gar nicht denken. Das Schlimmste an ihrem Zorn war, dass er berechtigt war.
    Er wollte fort, nichts als fort von hier. Die Tür warf er zu und stampfte an den anderen vorüber. „Ich fange hinten im Wald an.
     
    2.
     
    Der ganze Wald hallte wider von Unkenrufen. Die Unken waren gut verborgen, aber kleine weiße Insekten flogen in weiten Bögen zwischen den Bäumen umher.
    Velved Karwai betrachtete die Gefesselten am Boden. Ihre Schnauzlippen waren rot vor Wut. Dennoch, er hatte keine Wahl. „Obkrieger, nimm ihnen die Schellen ab!" ,befahl er. „Und such

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