233 - Enklave der Träumer
so lang wie die Transportqualle.
»Haiwale.« Matt flüsterte es, als könne ein lautes Geräusch die Tiere aufschrecken. »So weit ich weiß, fressen sie nur Plankton und kleinere Fische.«
»Vielleicht ist die Qualle für sie ein kleinerer Fisch«, mutmaßte Aruula düster. »Sie verfolgen uns. Sieh!«
»Was für scheußliche Biester…« Zarah nahm die zitternde Lisette in die Arme. Ihr Gesicht war leichenblass. Sie starrte mit schreckgeweiteten Augen in die Tiefe.
Aruulas Beobachtung war richtig. Die fünf Haiwale folgten der Qualle und ihrer Fracht. Zwei von ihnen schwammen hintereinander unter dem Floß hindurch und brachten es zum Schaukeln. Matt sah besorgt zurück. Jack stand mit einem Schnellfeuergewehr im Anschlag, doch er zögerte noch. Die Tiere waren so groß, dass sie sich vielleicht nicht so schnell vertreiben lassen würden wie Shaakas.
»Wie weit ist es noch bis zum Paak?«, fragte Zarah nervös.
»Wir sollten es bald geschafft haben.« Matt versuchte optimistisch zu klingen. »Mit etwas Glück können wir die Viecher mit der Bordbewaffnung in die Flucht schlagen. Falls sie uns attackieren, müssen wir aber unbedingt manövrierfähig sein.« Er blickte zurück zum Floß. »Dafür müssten wir das Tau kappen.«
Aruula zog vorsichtig ihr Schwert. »Okee.«
»Warte noch!«, hielt Matt sie zurück.
»Warum greifen wir sie nicht gleich an?«, fragte Zarah ängstlich.
Matt schüttelte bedächtig den Kopf. »Es sind zu viele. Genau deshalb zögert auch Jack. Es könnte sie in Rage bringen. Solange sie sich passiv verhalten, versuchen wir die Küste zu erreichen.«
»Können wir denn gar nichts machen?«, fragte Lisette zitternd.
»Doch: Beten, dass sie schon gefressen haben…«, sagte Aruula lakonisch.
In diesem Moment löste sich einer der graublauen Riesen aus der Gruppe und stieß in Richtung Qualle vor. Mit ungeahnter Geschwindigkeit schoss der dicke Leib auf sie zu! Zarah und Lisette schrien auf. Aruula fluchte und versuchte die Qualle zu öffnen.
»Festhalten!«, rief Matt.
Lisette und Zarah klammerten sich im Inneren der Qualle an ihren Sesseln fest. Matt erhöhte das Tempo. Nicht viel, um das Floß nicht zu gefährden. Gleichzeitig versuchte er die Qualle ein Stück zur Seite zu steuern.
Der erwartete Zusammenstoß blieb aus. Schüsse krachten. Jack feuerte auf das angreifende Tier. Die Kugeln schlugen in den Wellen ein. Matt konnte nicht erkennen, wie viele trafen.
Gleichzeitig schwamm ein weiterer Haiwal heran. Das zweite Tier bohrte sich mit dem stumpfen Maul voran in die Flanke des ersten und drängte es von der Qualle fort. So wie es aussah, stritten sich die beiden um den Leckerbissen. Matt drosselte die Geschwindigkeit.
»Okay. Ruhig bleiben. Moment noch, Aruula…« Die Kriegerin verharrte mit dem Schwert in der Hand am Ausstieg.
Matt überlegte fieberhaft. Wie konnten sie sich die Bestien vom Leib halten, ohne das Floß sich selbst zu überlassen? Langsam kam sein Herz wieder zur Ruhe. Der Albtraum wirkte noch nach. Er war nass geschwitzt, der Anzug aus marsianischer Spinnenseide klebte zwar nicht am Körper, aber das Gefühl war trotzdem unangenehm. Dieser Albtraum hatte ihn nicht nur geistig, sondern auch körperlich belastet…
»Da!« Lisette schrie auf und verbarg ihr Gesicht in ihren Händen.
Ein Haiwal löste sich von den verbliebenen dreien und stieß auf das Floß zu.
»Jack…«, hauchte Zarah. Die Angst um Jack Ibrahim stand ihr ins Gesicht geschrieben; kein Wunder, sie war seine Adoptivtochter.
»Aruula, jetzt!«
Mit dem Schwert in der Hand kletterte die Kriegerin zur Ausstiegsöffnung hinaus und hieb das Seil mit kräftigen Schlägen durch.
Jack feuerte – und traf. Der Haiwal zuckte und erhöhte seine Geschwindigkeit! Er rammte das Floß und brachte es zum Kentern! Durch die geöffnete Qualle hörte Matt die Schreie und Rufe der Menschen, die er hatte retten wollen.
Zarah schrie auf, als sie sah, dass Jack mitsamt seiner Waffe ins Meer stürzte.
Der verwundete Haiwal ergriff die Flucht. Doch noch immer waren fünf Tiere in ihrer Nähe.
»Komm zurück, Aruula!« Matt ließ die Qualle tauchen, während sich die bionetische Luke langsam schloss.
In diesem Moment stieß einer der Haiwale seitlich gegen den Prototyp! Die Wucht schleuderte die Transportqualle herum.
Zu seinem Entsetzen sah Matt, dass sich Aruula nicht in Sicherheit gebracht, sondern dem Angreifer entgegen geworfen und ihm die Klinge tief in die Schnauze getrieben hatte!
Blut färbte
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