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2339 - Ein halber Mensch

Titel: 2339 - Ein halber Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wir uns vornehmen - mit einem Mann wie Roi Danton an unserer Seite."
    Längst waren sie tot. Novescu. Jenice. Und Tobi. Vor Tagen ermordet. Oder lag das schon Wochen zurück? Ich sah sie sterben, wurde das Bild einfach nicht los. Ermordet von den Soldaten der Terminalen Kolonne, von Mor'Daer, Schlangen ... Mein eigener Aufschrei hallte in mir nach, aber diesmal hinderten mich keine Handfesseln daran, den Freunden zu helfen, diesmal ...
    Keuchend rang ich nach Luft und starrte auf die beiden Mor'Daer, die vor mir auf dem Boden lagen. Ich sah ihr Blut und begriff, dass ich sie getötet hatte. Aber ich entsann mich nicht, ich hatte nur die Gefährten vor Augen gehabt, hatte ... Vor dem Schott lag kein Korridor, sondern ein größerer Raum, von dem ein halbes Dutzend weitere Türen abzweigten. Und nur ein schmaler Gang führte weiter.
    Niemand außer den Mor'Daer war hier gewesen.
    Ich zerrte die Toten nach innen und atmete erleichtert auf, als das Schott sich endlich wieder schloss.
    Die Soldaten waren mit schweren Kombistrahlern bewaffnet gewesen. Sie brauchten die Waffen nicht mehr, aber ich war darauf angewiesen. Mit wenigen Handgriffen untersuchte ich die Strahler und stellte fest, dass die Energiemagazine bis zur Kapazitätsgrenze geladen waren.
    Erschrocken fragte ich mich, was mit mir geschah. So gefühllos kalt hatte ich mich nie erlebt. War die letzte menschliche Regung in mir abgestorben? Auge um Auge, Zahn um Zahn, ging es mir nur noch darum, der Kolonne mit gleicher Münze heimzuzahlen? Vielleicht war das wirklich die einzige Sprache, die von den Chaos-Truppen verstanden wurde. Aber wohin sollte das führen? Blutvergießen überall, immer mehr Tote, brennende Welten, in Chaos und Anarchie versinkende Galaxien?
    Flüchtig hielt ich inne in meiner Bemühung, die Toten übereinander zu legen, und starrte meine blutverschmierten Hände an.
    Würde ich mir jemals wieder in die Augen sehen können? Ich war im Begriff, meinen Traum zu verraten, der ebenso Perrys Traum war: alles Leben friedlich vereint, gemeinsam den Kosmos erforschend, auf der Jagd nach den letzten Antworten. Am Ende dieses Weges wartete ein von allen Intelligenzen geschaffenes Paradies.
    Alles Leben Hand in Hand - das durfte kein Traum bleiben, das war sämtlichen Rückschlägen zum Trotz das Ziel der Menschheit. Und sicher das Ziel ungezählter anderer Völker Eines Tages würde es Wahrheit werden. Ich glaubte daran, selbst wenn ich es nicht mehr er leben würde.
    Ich fror Aber die Kälte, die mich zittern ließ, kam aus mir selbst. Hastig riss ich den Schutzpanzer eines der Mor'Daer auf und ließ die einzelnen Teile achtlos fallen. Er trug wenigstens Unterkleidung. Meine Gedanken glitten längst weiter, als ich sie ihm auszog und mir überstreifte.
    Sekundenlang stand ich im Zwiespalt, ob ich tatsächlich beide Waffen opfern sollte, aber die Explosion zweier Magazine würde den Aufwachraum hoffentlich vollständig zerstören. Damit konnte ich mir einen passablen Vorsprung verschaffen.
    Roi Danton ist tot, Enkaraqon! Durch einen bedauerlichen Zwischenfall ums Leben gekommen.
    Ich kannte die Sonnenhitze, die ein explodierendes Magazin verbreitete. Selbst wenn es den Anatomen gelang, das Feuer schnell einzudämmen, DNA-Spuren würden danach kaum noch zu finden sein.
    Blieb das Risiko, dass ich im Schiff schneller entdeckt wurde, als mir lieb sein konnte. Aber damit musste ich leben, andernfalls hätte ich sofort ein Ende machen können.
    Roi Danton hatte plötzlich wieder Hoffnung.
    Meine Hände zitterten nicht wenig, als ich das entnommene Magazin manipulierte.
    An einem terranischen Energiemagazin hätte ich mit verbundenen Augen hantieren können - hier genügte ein einziger Fehler, es in meinen Händen explodieren zu lassen.
    Mehr als fünf Minuten waren wohl nicht vergangen, seit ich den Anatomen niedergeschlagen hatte. Ich hielt den Atem an, als ich mit dem Skalpell das letzte äußere Sicherungselement durchtrennte.
    Erwischte ich den falschen der aufgeprägten Leiter, würde ich vielleicht noch einen grellen Blitz wahrnehmen, als stünde ich plötzlich im Zentrum einer Sonne...
    Nichts geschah.
    Ich war zum Roboter geworden, gefühllos und rein mechanisch handelnd. Ab sofort würde sich das Magazin bis zur spontanen Entladung erhitzen. Drei, vier Minuten, schätzte ich.
    Jetzt raus! Ich atmete auf, als sich das Schott hinter mir schloss und ich wirklich noch allein war. Alles bis eben Gewesene fiel von mir ab wie ein böser

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