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2339 - Ein halber Mensch

Titel: 2339 - Ein halber Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einen flüchtigen Blick von Jenice Araberg und erkannte ihren unbezähmbaren Willen, hier herauszukommen. Irgendwie, sagten mir ihr blauen Augen ebenso wie das versteinerte Lächeln um ihre Mundwinkel, irgendwie schaffen wir es!
    Im Laufschritt trieben uns die Mor'Daer vorwärts.
    Ich glaubte, das Rumoren anlaufender Triebwerksaggregate zu vernehmen, gleichzeitig schien der Boden unter mir wegzusacken. Nur kurz hielt dieses Gefühl an, dann stießen kräftige Fäuste mich weiter.
    Die Weite eines gewaltigen Hangars öffnete sich vor uns. Er mochte groß genug gewesen sein, ein halbes Dutzend terranischer Schlachtschiffe der APOLLO-Klasse aufzunehmen.
    Kein Mor'Daer verhinderte, dass ich mich umwandte und zurückschaute. Ich erkannte, dass ein Traitank uns an diesen Ort gebracht hatte. Unglaublich scharfkantig wirkte der Diskus, obgleich ich nur seine untere Rumpfhälfte vor mir sah. Lautlos schwebte er wenige Meter über dem Boden und entfernte sich mit wachsender Geschwindigkeit.
    Ein Prallfeld hinderte die Hangaratmosphäre am Entweichen.
    Optisch war der semipermeable Schirm nicht wahrzunehmen, er ließ die Lichtfülle der Sterne ungedämpft einfallen.
    Angespannt suchte ich nach Anhaltspunkten für unseren Aufenthaltsort.
    War das der Hayok-Sternenarchipel? Es schien so zu sein.
    „TRAICOON 0099?", fragte Tobi Sullivan. „Leute, dann sind wir beinahe schon zu Hause! Wir müssen nur das Kolonnen-Fort verlassen, und das haben andere bereits vor uns geschafft."
    „Jegliche Euphorie ist fehl am Platz, Leutnant Sullivan", bemerkte Major Mondu gewohnt humorlos. „Wir sind keine Siganesen."
     
    *
     
    Tobi Sullivan schwieg. Nur hin und wieder bedachte er Novescu Mondu mit einem forschenden Seitenblick, aber un geachtet dessen hatte er seine Augen beinahe überall. Jenice Araberg konzentrierte sich ebenfalls mehr auf die vorbeiziehende Umgebung als auf unsere Bewacher.
    Die Mor'Daer brachten uns tiefer in die Station. Das Fahrzeug war eine eigenwillige Synthese aus einem Koffter und einer Antigravplattform, bissig umschrieben eine seitlich eingedrückte flache Schüssel mit einem Steuerpult.
    Unsere Wachen saßen auf der erhöhten Bordwand, wir kauerten halb verrenkt vor ihren Beinen. Die Fesseln machten es uns nahezu unmöglich, eine bequemere Haltung zu finden.
    Sobald sich das Fahrzeug zur Seite neigte, drückten Stiefelsohlen in meinen Rücken.
    Einer der Mor'Daer glaubte offenbar, mich stützen zu müssen. Sein heiseres Zischen, das er immer dann vernehmen ließ, deutete ich als Zeichen seiner Belustigung, vielleicht sogar als Spott. Die größenwahnsinnigen Terraner, die es wagten, der Terminalen Kolonne TRAITOR die Stirn zu bieten, waren letztlich genauso hilflos wie jedes andere Volk. Bestimmt hegte er solche Gedanken.
    Der Transporter schwebte durch ein verwirrendes Labyrinth dreieckiger Räume. Ihre Größe wechselte teils abrupt, trotzdem lag in der Abfolge ein System; ich fühlte mich an ein fraktales Muster erinnert. Sierpinski-Dreiecke, erkannte ich, und eigentlich hatte ich das schon gewusst.
    Alles glich den Aufnahmen, die ich aus dem vernichteten Kolonnen-Fort TRAICOON 0098 gesehen hatte, und meinen Erlebnissen in der Fabrik TRAIGOT
     
    0313.
     
    Falls es uns gelang, ein zweites...
    Ich schob den aberwitzigen Gedanken weit von mir. Ein Kolonnen-Fort zu zerstören, vielleicht sogar eine Reihe von Traitanks, das mochte aus galaktischer Sicht ein enormer Erfolg sein, in Wahrheit aber nicht mehr als ein Nadelstich für die Terminale Kolonne. Wenn die Milchstraßenvölker überleben wollten, brauchten wir andere Ansatzpunkte, eine Materialschlacht konnten wir nicht überstehen. Ich glaubte nicht einmal, dass wir den Atem haben würden, Jahrhunderte im passiven Widerstand zu verbringen. Die Zeit arbeitete für die Chaosmächte.
    Mehr denn je waren wir auf einen ganz großen Wurf angewiesen, alles andere blieben Geplänkel. Informationen waren überlebenswichtig, deshalb hatten wir unseren Einsatz gestartet.
    Das Fahrzeug drehte ab; die Fliehkraft raubte mir endgültig den Halt, aber wieder stützten mich die Füße des Mor'Daer. „Sehr aufmerksam!", rutschte es mir heraus. Das Schlangengesicht starrte mich unverwandt an, der Blick der kleinen stechenden Augen, die ich zwischen den „Scheuklappen" sehen konnte, drang durch mich hindurch und verlor sich in weiter Ferne.
    Die Fahrt führte durch eine gewundene Röhre. Von Anfang an hatte ich den Eindruck, dass ihre Wand pulsierte, aber sicher war ich mir

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