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2339 - Ein halber Mensch

Titel: 2339 - Ein halber Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dessen nicht. Zudem hing ein, Wispern und Raunen wie von fernen Stimmen in der Luft. Ähnliches hatten die Siganesen von TRAICOON 0098 berichtet.
    Ich sah, dass Jenice überrascht den Kopf hob. Sie lauschte und schaute mich fragend an. Also hörte sie ebenfalls dieses unverständliche Flüstern. Ich nickte ihr kaum merklich zu.
    Sekunden später schien die Röhre enger zu werden, sich beinahe konvulsivisch zuckend zusammenzuziehen, und im nächsten Moment wurde unser Fahrzeug zwischen monströsen Aggregaten ausgespuckt. Trübes Dämmerlicht herrschte, in dem bizarre Maschinenkolosse zu rumorenden Ungeheuern mutierten. Die Luft erschien mir hier zum Schneiden dick, schon ihr metallischer Beigeschmack zwang mich, flacher zu atmen. Hoch über uns flossen die Schatten zu einem undurchdringlichen Dickicht zusammen.
    Ich bemerkte Scharen von Yong-Dreq-Kreaturen, deren halb transparente Körper eigentlich nur wegen ihrer humanoid wirkenden „Zellkerne" sichtbar wurden.
    Die nächste Röhre weitete sich, als wolle sie uns einatmen. Sekundenlang sah ich mich wie ein Staubkorn in den Atemwegen eines monströsen Organismus, aber schon glitten aus seitlichen Einmündungen weitere Koffter heran. Ihre Zahl wurde schnell unüberschaubar. Offensichtlich hatten wir einen der Hauptverkehrswege durch das Kolonnen-Fort erreicht, denn ringsum wimmelte es bald von Mor'Daer und spindeldürren gefiederten Ganschkaren.
    Erst in letzter Sekunde bemerkte ich den Übergang in eine riesige Halle. Es waren eben immer nur Ausschnitte des Gesamten, die ich an unseren Bewachern vorbei erkennen konnte.
    Hoch über uns wölbte sich ein stählernes Firmament, das von Galerien, Röhrenstraßen und Rampen geprägt wurde.
    Zu den Seiten ging die Halle in weitere, nicht überschaubare Räume über, als gäbe es nirgendwo Begrenzungen.
    Wahrscheinlich hatten wir das Zentrum des Kolonnen-Forts erreicht. In den angrenzenden Hallen mochten sich Kontrollstationen befinden, von denen aus die Lebenserhaltungssysteme ebenso überwacht wurden wie die Energieerzeuger und Speicherbänke des Forts. Wenn dem so war, lagen hier die Kommandozentrale, die Funküberwachung und die Steuerung des Dunkelschirms. Die Waffensysteme übten einen ebenso unwiderstehlichen Reiz auf mich aus. Zu wissen, was sich in diesem Bereich abspielte, vor allem, wie ...
    Jäh hielt ich den Atem an. Auf einer Rampe, nur wenige Meter entfernt, standen sie, und ich hatte den Eindruck, dass sie uns durchdringend fixierten: Haluter, die auf den ersten Blick wie Puppen wirkten, kaum größer als zwanzig Zentimeter und in den Schultern nur wenig schmaler. Ein Prickeln lief meinen Nacken hinunter. Ihr halbkugelförmiger Kopf mit den drei Augen, die beiden unterschiedlich langen Armpaare und die stämmigen Beine, alle anatomischen Details stimmten. „Mikro-Bestien!", raunte Jenice. „Vor ihnen müssen wir uns besonders vorsehen." ,Sie redete, als befänden wir uns schon auf der Flucht, dabei ließen uns die Fesseln vorerst keine Chance.
    Unser Fahrzeug drehte ab und kam an der Peripherie der Kuppelhalle zum Stillstand.
    Von allen Seiten trafen uns Blicke, gleichgültig, wie mir schien, und kaum an uns interessiert, aber die Mikro-Bestien sah ich nicht mehr.
    Dafür standen wir Minuten später einem Geschöpf gegenüber, dessen Anblick schlimmer war als der des Vizekapitäns Malikadi.
    Von dieser fürchterlich missgestalteten Kreatur zu wissen oder ihr gegenüberzustehen bedeutete einen himmelweiten Unterschied. Sogar ich war versucht, dieses Wesen einfach anzustarren, jedes bizarre Detail des albtraumhaften Körpers zwischen Moral und Entsetzen abzuwägen. Ich hätte Mitleid empfunden und versucht, irgendwie die grässlichen Schmerzen zu lindern, die dieser schrecklich entstellte Körper bei jeder Bewegung empfinden musste - aber die zweiköpfige, klobige, hinkende Kreatur war unser Gegner. Ich durfte nicht annehmen, dass dieses Wesen auch nur für Sekundenbruchteile so etwas wie menschliche Gefühle empfinden konnte.
    Der Blick beider Augenpaare schien mich zu sezieren. Etwas unbeschreiblich Fremdartiges tastete nach mir. Ich fühlte Eiseskälte unter der Haut, die aber ebenso gut aus mir selbst herauskommen konnte, denn der Vogelkopf sowie der Schlangenschädel wandten sich bereits meinen Begleitern zu.
     
    *
     
    Der massige Oberkörper des Dualen Kapitäns und seine Schulterbreite konnten mit jedem Epsaler konkurrieren, außerdem war er, sobald sich der Schlangenschädel aufrichtete, beinahe

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