2348 - Quarter Phillips Sehnsucht
nächste Verwünschung überhörte er geflissentlich.
Die Leichtigkeit des Lebens auf den solaren Welten, sagte er sich, war längst verflogen. Genau genommen an dem Tag, als die Mikro-Bestien in der Solaren Residenz zugeschlagen hatten. Seitdem war der Druck stetig gewachsen und hatte mit den letzten Angriffen der Traitanks seinen neuen Höhepunkt erreicht.
Nicht mehr lange, befürchtete Quarter Phillip, dann würden die psychischen Zusammenbrüche, von denen die Medien bislang nur vereinzelt berichteten, wie eine Epidemie um sich greifen. Auf Dauer war die Belastung nicht auszuhalten. In den planetaren Nächten gab es keine Sterne mehr, nur das unheimliche Glühen des Kristallschirms, das die Präsenz des Gegners nie vergessen ließ.
Die Solare Fußballmeisterschaft, davon war Quarter überzeugt, musste von den führenden LFT-Größen mit einem wahren Stoßgebet aufgenommen worden sein.
Konnte es eine bessere Ablenkung für einen Großteil der Bevölkerung geben?
Aber jetzt lief das Endspiel. Und danach?
Katzenjammer?
Quarter Phillip registrierte, dass die Warnanzeige erlosch. Einen Lidschlag später war das rote Leuchten indes wieder da. „Das Problem scheint hartnäckig zu sein", stellte er unwillig fest. „Ich habe den Fehler lokalisiert", sagte Lyman. „Das Beste wird sein, wir werfen den neuen Abnehmer für Dreizehn Gamma in den nächsten Müllschlucker. Keine Ahnung, wieso das Ding überhaupt ausgeliefert werden konnte."
Das ist erst der Anfang, befürchtete Quarter Unter wachsendem Druck geschehen eben Fehler Zumindest dort, wo nicht Roboter, sondern Menschen arbeiten.
Im schlimmsten Fall schied LORETTA-22 für längere Zeit aus dem Verbund aus. Ein einzelner Tender war kein Problem, solange der nächste Angriff der Traitanks auf sich warten ließ. Sobald es jedoch wieder losging...
Ohne die LORETTA-Tender wäre das Solsystem längst von der Kolonne eingenommen worden als Ressource. Für was genau - davon hatte Quarter Phillip so gut wie keine Vorstellung. Vielleicht, sagte er sich, war es sogar besser, das nicht zu wissen.
Mitunter verleitete die Wahrheit zu Pessimismus. Ebenso zu dem anderen Extrem, nämlich jede Bedrohung zu verharmlosen. Nur hätte Quarter nicht zu sagen vermocht, was an der Terminalen Kolonne TRAITOR erträglich sein sollte.
Für ihn waren Chaos und alles, was damit zusammenhing, durch und durch negativ.
Die zur Kolonne gehörenden Völker mochten das anders sehen, doch letztlich war ihm ihre Motivation egal. Falls es den Traitanks gelang, den TERRANOVA-Schirm zu durchdringen, würden sie Tod und Verderben bringen. Für Quarter machte es keinen Unterschied, ob er sterben musste, weil die Angreifer aus Lust und Laune brandschatzend durch die Galaxien zogen oder weil sie überzeugt davon waren, aus stichhaltigen Gründen handeln zu müssen.
Der Unterschied zwischen Gut und Böse - Quarter Phillip sah ihn nur als eine Frage des Standpunkts. Genauso wie die Unterscheidung von Materie und Antimaterie. Eine Intelligenz, die aus menschlicher Sicht in einem Antimaterie-Universum lebte, würde ihre eigene Umgebung niemals als antimateriell bezeichnen.
Ein mehrstimmiger Aufschrei riss ihn aus seinen Gedanken.
Im ersten Erschrecken fürchtete er einen Unfall bei den Wandlern, dann rief jemand zu ihm herüber, dass soeben der Ausgleichstreffer im Endspiel gefallen war. Die Halbzeit stand kurz bevor.
Quarter Phillip sympathisierte mit Luna Levitator. Nicht allein, weil er der Mannschaft den Newcomer-Erfolg gönnte, sondern weil sein Bruder im Sicherheitsbereich der Luna-Werften arbeitete. Das machte es ihm leicht, Partei zu ergreifen. „Ich denke, ich kann den Fehler über einen der alten Abnehmer ausgleichen", erklärte Lyman. „Mir ist nicht wohl, wenn der Tender zu lange aus dem Verbund raus ist."
Quarter rief die Liste aller Ersatzinstallationen ab. „Dreizehn Gamma ist der einzige Problemkomplex. Wäre in der Tat gut, wenn du das schnell hinbekommst."
Die Tender der TERRANOVA-Flotte wurden fortlaufend optimiert. Das war wie ein steter Wettlauf zwischen Angreifern und Verteidigern.
Ohne diese permanente Verbesserung, davon war Quarter Phillip überzeugt, hätten die Traitanks längst den Systemschirm durchbrochen. Ihre Feuerkraft wuchs, weil TRAITOR immer mehr Diskusschiffe im Sektor Sol zusammenzog. Aus aktueller Sicht waren die ersten Angriffe der Chaostruppen auf den Kristallschirm mit lächerlich geringem Aufwand betrieben worden. Die Kolonne hatte, weshalb auch
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