2348 - Quarter Phillips Sehnsucht
hautnah hatten miterleben lassen, waren vor wenigen Minuten erloschen. „Irgendwann werden sie durchbrechen!"
Marc brauchte sich nur auf den Nukleus zu konzentrieren, um zu erkennen, dass es wie bisher nicht mehr lange weitergehen konnte; das Ende der Belastbarkeit war erreicht.
Zu einem Funken sprühenden, aufgeblähten Koloss war der Nukleus während des Angriffs geworden, dessen Substanz nahe daran gewesen war, den Zusammenhalt zu verlieren. Marc hatte das Entsetzen des Geistwesens gespürt, die Furcht, aber ebenso die 'wilde Entschlossenheit, bis zur letzten Konsequenz durchzuhalten. Weil das, was danach kommen würde, nur das Ende aller Hoffnungen sein konnte.
Der Nukleus wirkte nun matt und schien eher das Licht der fast im Zenit stehenden Sonne zu spiegeln, als aus sich selbst heraus zu leuchten. Langsam schwebte die Mentalkugel zwischen Felsen und niederem Gebüsch den Hang hinauf, dabei den Eindruck erweckend, dass sie sich von der auflandigen Brise treiben ließ.
Marc London wusste, dass der Nukleus ausgelaugt und müde war. Falls die Kolonne ihren Angriff bald fortsetzte, würde die Bastion Terra womöglich nicht mehr lange standhalten.
Sein Blick glitt weiter - und blieb an Fawn hängen, die sich auf einem der größeren Steinblöcke niedergelassen hatte.
Aufmerksam blickte die Botin des Nukleus ihm entgegen. Ihr blasses Gesicht wirkte ausdruckslos starr, Marc konnte jedenfalls keine Regung erkennen. Wie gerne hätte er sie jetzt in die Arme genommen, doch es war nicht der richtige Zeitpunkt dafür.
Eigentlich, dachte er bitter, ist nie der richtige Zeitpunkt. Aber er verdrängte diesen Gedanken sofort wieder. „Seit wann beobachtest du mich?", fragte er verblüfft.
Fawns fixierte ihn. „Lange genug, um deine Zweifel zu erkennen", antwortete sie schwer verständlich. Eine deutliche Müdigkeit lag in ihrer Stimme. „Es geht dir nicht gut? Wenn der Nukleus beeinträchtigt wird, schlägt das auf dich zurück."
Mit einer fahrigen Handbewegung wischte sich die junge Frau über das kurze blonde Haar. Sie taumelte, als sie sich zu schnell erhob, aber da war Marc schon bei ihr und umfasste ihre Arme. „Das Testfeuer zermürbt", sagte Fawn ächzend. „Vor allem, weil die Kolonne mit jedem neuen Angriff detailliertere Messungen und Analysen erhält. Bald werden sie über die Struktur des Kristallschirms so genau Bescheid wissen wie über ihre eigenen Fraktalen Aufriss-Glocken."
„Wir können das nicht verhindern.
Trotzdem sind wir der Kolonne stets einen Schritt voraus. Was wollen wir mehr, Fawn?"
„Niemand sieht das größte Problem. Der Nukleus muss wachsen! Aber unter den gegebenen Umständen kann er das nicht."
Die Überraschung war London anzusehen.
Für einen Moment biss er sich auf die Unterlippe und wandte den Blick zu dem Nukleus hinüber, der beinahe schon über der Hügelkuppe schwebte, immer noch blasser als für gewöhnlich. Mehrmals hatte Fawn schon vom Wachstum des Nukleus gesprochen. nur nie in diesem ultimativen Ton.
Die Botin des Nukleus, die seit Dezember 1:303 nur als Bewusstsein existierte und keinen realen Körper mehr besaß, beantwortete seine Frage, bevor er sie aussprechen konnte. „Solange die Terminale Kolonne den Kristallschirm testet. mit Dauerfeuer und steigender Kapazität. kann der Nukleus nicht heranreifen. Aber genau das wäre für den Kampf gegen die Negasphäre von Hangay zwingend nötig. Stattdessen wird der Nukleus durch die Verteidigungsanstrengungen ausgezehrt und verliert sogar an Macht."
„Trotz ARCHETIM?"
„Aus dem Psi-Korpus der toten Superintelligenz kann der Nukleus den Kraftverlust bestenfalls kompensieren.
Doch das ist zu wenig. Marc, verstehst du?
Er muss wachsen, um die kommenden Aufgaben bewältigen zu können. Wie bisher darf es keinesfalls weitergehen, sonst erringen wir im Solsystem nicht mehr als einen Pyrrhussieg. Dann gewinnen wir bestenfalls eine Schlacht, aber die wirkliche Auseinandersetzung ist für uns verloren."
Marc London nickte nachdenklich. „Du würdest nicht so reden, hättest du keinen Vorschlag, Fawn. Also: Heraus mit der Sprache!"
Ein Lächeln huschte über ihr Sommersprossengesicht. Sie wirkte dünner als je zuvor. „Der Nukleus bittet Perry Rhodan zu einem Krisengipfel. Der Resident soll an Entscheidungsträgern mitbringen, wer greifbar ist. Er darf nur nicht lange zögern."
*
Die Strapazen der vergangenen Tage waren dem Residenten anzusehen, als er den Käfigtransmitter verließ. Selbst ein
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