2352 - Griff nach Drorah
Säulen auf. Langsam rotierten die riesigen Objekte. „Als ich noch aktiv war, also vor nicht allzu langer Zeit", sagte Karoon-Baal und ließ den Holoschirm nicht aus den Augen, „hatte ich Zugang zu interessanten Informationen. Das hat sich nach meiner Verwundung und während meiner Wiederherstellung verständlicherweise geändert." Er setzte sein kaltes Lächeln auf. „Agenten des E-Kommandos haben herausgefunden, dass diese Kolosse >Kolonnen-Fähren< sind. Woher die Informationen stammen, weiß ich nicht.
Sicherlich aus der Milchstraße, von anderen überfallenen Planeten."
„Kolonnen-Fähren. Fähren transportieren Material und andere ... Raumflugkörper."
Ameda schluckte einen weiteren Kommentar hinunter.
Die Ortungsstationen hatten eben den zehnten Riesenflugkörper gemeldet. „Oder Traitanks. Jede Menge Traitanks."
Ameda Fayard schaltete zurück auf den ersten Sender. Schweigend sahen die Verschwörer die folgenden Bilder, hörten den wenig aufschlussreichen Kommentar und zählten nacheinander während weniger Minuten vierzehn Kolonnen-Fähren. Ein fünfzehnter Koloss wälzte sich in den Normalraum, ein weiterer .folgte. Die Ortungssignale ließen nicht erkennen, wie diese Objekte aussahen. Aber sie waren größer oder zumindest ebenso groß wie die Fähren.
Sechs dieser Objekte materialisierten am Rand des Blauen Systems. Zwanzig riesige Konstruktionen, von denen nichts anderes als Unheil zu erwarten war, näherten sich dem Sonnensystem. Die Trivid-Stationen sendeten Wiederholungen der ersten scharfen Aufnahmen, da es keine aktuellen Bilder gab. Die Kommentare überboten sich in Vermutungen und Schätzungen.
Man sprach von kommenden Katastrophen und spielte getragene Musik aus klassischen Perioden.
Noch während die kleine Gruppe versuchte, die neu entstandene Situation richtig einzuschätzen, riss sie der nächste, laute Alarm in die Höhe.
Von draußen drangen aus zahlreichen Stationen Sirenengeheul und das durchdringende Dröhnen der Warnsummer. Das Programm des Senders wurde unterbrochen, und das Trivid-Holo blieb leer. Jere war mit wenigen langen Schritten an der Terrassentür, ließ sie aufgleiten und sprang hinaus. Taje und die andern folgten. Überall in der Nähe öffneten sich Fenster und rannten Stadtbewohner auf Balkone und Terrassen hinaus, auf Landeflächen und Dachgärten.
Im letzten Tageslicht sahen die Bewohner Konars hoch über der Stadt eine Kolonnen-Fähre.
Sie war groß wie ein Gebirge. Eine wuchtige Masse aus Stahl, von deren Wandungen der eisige Belag in langen Nebelwolken aufstieg und vom Höhenwind zur Seite getrieben wurde. Die Akonen sahen, dass die Konstruktion aus vier kreisrunden Plattform-Scheiben bestand, zwei größeren und zwei mit geringerem Durchmesser, der etwa 15 Kilometer betragen mochte.
Der nächste Blick zeigte offene Hangartore und die diskusförmigen Traitanks, die von der Bodenfläche und vom „Dach" der riesenhaften Konstruktion starteten. Es waren Dutzende, Hunderte, vielleicht Tausende; ein nicht abreißender Strom von Traitanks ergoss sich lautlos über Konar.
Noch waren die Luken ebenso spielzeughaft winzig wie die Disken, aber das machte die Bedrohung nicht weniger bedrückend. „Und jeder einzelne Traitank ist unbesiegbar", murmelte Karoon-Baal. Jere lehnte sich an die Brüstung, starrte diese monströse Zurschaustellung von Gewalt und Überlegenheit an und sagte nach einigen Minuten: „Gegen diese aberwitzige Masse war unsere Sprengung des Impuri-Turms weniger als ein Nadelstich."
„Und auch wenn wir alle Ziele des Signalgebers sprengen", bemerkte Eniva, ebenso niedergeschlagen wie Jere und die anderen, „werden wir gegen diesen Gegner nichts ausrichten können. Wir werden nur unser Volk vernichten."
„Vernichten - oder retten?" Karoon-Baal sah sie nicht an. Er studierte das Aussehen der Fähre, die schräg zwischen den Wolken hing. Boden- und Dachflächen waren durch Markierungen als Landeflächen ausgewiesen. Riesige Portale hatten sich geöffnet. Hinter einigen Öffnungen waren Diskusraumer in Stapeln übereinander angeordnet. Zwischen der oberen und unteren Plattformscheibe schien sich, festgehalten durch Energieschirme, ein dicker Kreisring einer Atmosphäre auszudehnen. Mehr war nicht zu erkennen.. „Das ist das Ende", stöhnte Hevror und schlug die Hände vor die Augen. „Die totale Unterwerfung des Blauen Systems."
„Die Terminale Kolonne will Drorah und alle Akonen total beherrschen", gab Eniva zu bedenken. „Beim
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