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2358 - Pilot der Chaotarchen

Titel: 2358 - Pilot der Chaotarchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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bei jenem schiefgelaufen? Was hatte ihn veranlasst, aus der XIX. Kosmität zu fliehen?
    Nach einiger Zeit wurden sie fündig. Aber wieder einmal erhielt Kirmizz Antworten auf andere Fragen als die, die er gestellt hatte.
     
    *
     
    Inmitten einer der Parkanlagen erhob sich auf einem sanft geschwungenen, mit unzähligen kelchartigen Blumen bewachsenen Hügel ein Tempel. Er bestand aus Dutzenden Säulen, die ein flaches Dach trugen.
    Reliefs und Statuen zierten viele der Säulen. Stilistisch unterschieden sie sich stark; manche waren überaus fein gearbeitet, andere wirkten plump, klobig, unfertig oder verwittert. Einige bildeten fremde Wesen ab, einzeln oder in Gruppen, bei sonderbaren Zeremonien oder zu eher unappetitlichen Schlachtentableaus arrangiert.
    Würde mich sehr wundern, wenn der Lehrkörper das alles neu gemeißelt hätte.
    Nach gründlicher Untersuchung erspähte Kirmizz weit oben auf mehreren Säulen grob eingeritzte Schriftzeichen, die nicht zu den ursprünglichen Bildhauereien gehörten. Es handelte sich immer um dieselben Ziffern: eins, vier und vier
     
    144.
     
    Einhundertvierundvierzig ... Zwei mal zweiundsiebzig. Das Doppelte der Summe der Inkarnationen, wenn man den Campus ebenfalls als solche zählt.
    Myrres Theorie leuchtete ein. Aber was sollte der eingeritzte Vermerk bedeuten?
    Ratlos starrte Kirmizz auf die Säulen. Da entdeckte er noch etwas anderes.
    Eine der Steinfiguren, ein gehörntes Fruchtbarkeits-Idol mit zottelig behaarten Huftier-Beinen und mehreren, übergroßen Kopulations-Organen, bewegte sich kaum merklich. Die Statue verzog ihr Gesicht!
    Oder nein: Stirn und Wangen beulten sich aus, sodass der Eindruck einer Mimik erweckt wurde. Schmale Wülste entstanden und bildeten ungelenke Buchstaben.
    Als graviere sie jemand in diesem Moment ein; in Spiegelschrift.
    Von innen!
    Wollte der Campus Kirmizz narren?
    Erlaubte sich die Kosmität einen Scherz mit ihm?
    Derlei war noch niemals vorgefallen.
    Manche der Inkarnationen neigten zu überbordender Heiterkeit und lächerlichem Herumgeblödel; von wegen charakterliche Vielfalt, pädagogisches Konzept und so weiter. Aber der Campus selbst hatte sich noch nie als Witzbold geriert.
    Untha Myrre entzifferte die Botschaft, die in der Sprache der Mächtigen verfasst war.
    Sie lautete: He, Kleiner, mach mal einen Spaziergang rüber auf die wilde Seite!
     
    *
     
    Du warst sehr konsterniert, halbstarker Kirmizz, als dein Selbst- und Weltbild ein weiteres Mal umgeworfen wurde.
    Erst hattest du dich für einen ehemaligen Erbprinzen gehalten, dem der Hort gnadenhalber Asyl gewährte. Dann kamst du drauf, dass doch alles auf dich zugeschnitten war, auf die Hauptperson, den einzigen, so ungeheuer wichtigen und wertvollen Zögling. Tja. Und jetzt musst du verkraften, dass auch das nicht stimmte. Nur die geteilte Aufmerksamkeit und Kapazität der XIX.
    Kosmität wurden dir zugebilligt; bloß die Hälfte und nicht unbedingt die bessere.
    Es gab nämlich noch einen zweiten realen Studenten: mich. So. Die Zeit ist reif für meinen Auftritt.
    Mein Name ist FNJ, eigentlich: Faro Nuun Jasper, zukünftiger Mächtiger in Ausbildung. In seriöser Ausbildung, nicht dem schludrigen Schnellsiedekurs, den du durchmachst, armer Kirmizz. Sowie - ohne dir nahe treten zu wollen - neuwertig, soll heißen: Originalpersönlichkeit im ureigenen Körper.
    Mir haben sie sich gründlich gewidmet und ausschließlich, der gesamte Campus, alle 143 mobilen Inkarnationen. Verstehst du jetzt, Kleiner? Insgesamt 144 waren es bei Gon-Orbhon, 144 die längste Zeit auch bei mir.
    Und dann hieß es plötzlich, dringende Umstrukturierungs-Maßnahmen müssten gesetzt werden, Personalstand und interne Abläufe rationalisiert, andere Synergien erwogen, die Effizienz der Anstalt als Ganzes evaluiert, eventuell temporär gesundgeschrumpft ... Kurz: Von heute auf morgen lief alles nur mehr mit halber Kraft.
    Du kannst dir denken, dass ich Verdacht schöpfte. Was sonst sollte der Grund dafür sein, dass fünfzig Prozent des Lehrkörpers über Nacht spurlos verschwanden? Was sonst, als die Teilung des Horts wegen der Ankunft eines zweiten Schülers?
    Sie wichen meinen Fragen aus, vertrösteten mich, schworen, die Kürzungen seien nur vorübergehend, versuchten abzuwiegeln, mich einzulullen, meine Bedenken zu zerstreuen ... Du kennst sie ja, unsere geliebte XIX. Kosmität.
    Zum Schein ging ich darauf ein. Mir war klar, dass sie deine Anwesenheit unbedingt vor mir geheim halten wollten und

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