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2358 - Pilot der Chaotarchen

Titel: 2358 - Pilot der Chaotarchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Splitter der Artefakte strebten zueinander, erst zögerlich, dann immer schneller und heftiger. Sie formierten sich neu, fügten sich zu einem Bild, einer Figur zusammen.
    Nein, zu einem Wesen.
    Einer Persönlichkeit!
     
    6.
     
    Gebrauchtware.
    Mein Name, sagte die Stimme, klarer und energischer denn je, lautet Untha Myrre.
    Und der Körper den nunmehr du besitzt, war ehemals meiner Wie vor den Kopf geschlagen ob dieser Enthüllung, deren Wahrheitsgehalt er instinktiv nicht im Mindesten anzweifelte, erwiderte Kirmizz lautlos: „Wer - was bist du?" Warte. Bis eben wusste ich es selbst nicht genau ... Untha Myrre, ja. So heiße ich.
    Untha Myrre, Schüler der XX. Kosmität. „Der XIX.", korrigierte Kirmizz.
    Nein, der XX., es stimmt schon. Dort kam ich zu mir. Dort zog man mich auf, obwohl mein Körper bereits voll ausgewachsen war Dort wurde ich ausgebildet, um später im Auftrag der Kosmokraten tätig zu werden.
    Unvermittelt sah Kirmizz die grauenvollen, kobaltblauen Walzen vor sich, die seine Heimat, die idyllische Insel im Weltall, mitsamt der gesamten Bevölkerung vernichteten. In solchen Schiffen, behaupteten Debram &Febra, reisten Kosmokratendiener...
    Und er trug den Geist eines dieser gemeinen Mörder in sich!
    Nein, das konnte Kirmizz nicht glauben. „Du irrst dich. Deine Erinnerung trügt.
    Wie sah es denn aus in der angeblichen XX. Kosmität, wie ging es dort zu?"
    Das ... weiß ich nicht mehr. Ich bin ... nur ein Fragment, ein Überrest. Das, was nicht vollständig gelöscht worden ist. „Na, siehst du. An deiner Geschichte ist nichts dran. Du bist verrückt, nicht richtig im Kopf, besser gesagt: sowieso im falschen Schädel. Ein Phantom, ein Irrwisch, der seinerseits Illusionen nachtrauert. Wie auch immer, diese andere Kosmität bildest du dir bloß ein."
    Aber insgeheim wusste Kirmizz es besser .Sosehr es ihn schmerzte, er erkannte. die bittere Wahrheit, die er liebend gern zurückgewiesen, weg geschoben, aus seinem Bewusstsein verdrängt hätte: Nicht jener Untha Myrre besaß gefälschte Erinnerungen.
    Sondern er.
     
    *
     
    Es ergab Sinn; leider.
    Das Persönlichkeitsfragment des designierten Kosmokraten-Beauftragten mochte nur noch lückenhafte Informationen besitzen. Jedoch spürte Kirmizz, dass Myrre nicht log.
    Im Unterschied zum Lehrkörper der XIX. Kosmität.
    Man hatte Kirmizz eine Kindheit und Jugend suggeriert, nachgerade aufgepfropft, die es nie gegeben hatte. Eine Insel im All, ein Königreich aus fünfundzwanzig Familien, ha!
    Wie konnte er jemals so naiv gewesen sein, diesen Humbug zu schlucken?
    Während er - sie beide, wie Myrre erläuterte - in Wirklichkeit ein Kunstgeschöpf darstellte: das Produkt einer Gen-Schmiede, speziell für die zukünftigen Aufgaben entworfen und gezüchtet.
    Das hatte Myrre „seine" Kosmität, auch wenn er sich nicht mehr deren Gestalt oder Gestaltung entsann, dezidiert mitgeteilt. Er war als „Rohling" geliefert worden, um erst durch ausgiebige Schulung zurecht„geschliffen" zu werden.
    Irgendwann jedoch musste seine Ausbildung abgebrochen, seine Persönlichkeit ausradiert und durch Kirmizz ersetzt worden sein. Weshalb, von wem, unter welchen Umständen, entzog sich Untha Myrres Einsicht und Erfahrung.
    Klar, er hatte ja erst durch die von Kirmizz herbeigeführte Massierung der Déjàvus wieder zu sich selbst gefunden, obgleich in stark reduzierter Form.
    Allmählich erholte auch Kirmizz sich von dem doppelten Schock. Er erlangte Wahrnehmung, Bewegungsfähigkeit und Selbstkontrolle zurück. Dennoch blieb er liegen und führte den stummen Dialog fort. „Was jetzt?", fragte er, beinahe furchtsam. „Erhebst du Anspruch auf deinen alten Körper? Werden wir darum ringen?"
    Ich fürchte, da hätte ich schlechte Karten.
    Ich bin bloß noch ein Fragment, ein matter Abklatsch. Während du über dein volles geistiges Potenzial gebietest. „Und einen Leib aus zweiter Hand."
    Schmähe nicht. Ich mochte ihn gern und war höchst zufrieden damit. „Bitte verzeih. Es lag nicht in meiner Absicht, dich zu beleidigen." Geschenkt.
    Kirmizz überlegte eine Weile; auch die Stimme des Fragments verhielt sich still.
    Dann gestand er: „Du bist mir, ehrlich gesagt, ganz schön auf die Nerven gegangen. Die vielen Andeutungen und rätselhaften Sprüche ..."
    Kann ich nachvollziehen. Ich denke, das wird ab jetzt besser, seit ich weiß, wer ich ... war. „Klingt gut. Lassen wir es auf einen Versuch ankommen."
    Du wirst mich also nicht weiter hinauszudrängen versuchen?

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