Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2359 - Das Stumme Gesicht

Titel: 2359 - Das Stumme Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
„Wir beide sind auf Gedeih und Verderb aneinandergekettet." Er schob eine Schiene über das bereits operierte und frisch zusammengeklammerte Bein. „Der Oberste gesteht uns eine Frist von wenigen Tagen zu. Wenn wir Naigon bis dahin nicht gefangen genommen haben, werden andere mit der Suche nach ihm beauftragt."
    Was bedeutete, dass Taresk und er diesen Tag nicht überleben würden. „Du bist wieder einsatzbereit?", fragte Ushekka. „Ja."
    Vom Wasserträger kam kein Wort der Dankbarkeit. Dass Ushekka ihm das Leben gerettet hatte, hielt er offensichtlich für selbstverständlich.
    Sie beide wussten, dass es keinesfalls so war. Haurische Logik und Vernunft hatten Ushekka gesagt, dass er sein Heil in der Flucht suchen musste - alleine. Seine emotionelle Komponente jedoch, die durch den Genuss des Ospeno-Breis immer breiteren Platz in seinem Denken einnahm, hatte ihn den Wasserträger mitschleppen lassen.
    Es war schon gut so, dass Taresk kein Wort über die Situation am Abfallberg in den Slums von La Untique verlor oder gar mit anderen Hauri der Ay'Va-Führungsspitze darüber redete. Ushekka hätte sich für seine Emotionalisierung rechtfertigen müssen - und der Wasserträger für seine Schwäche. Es warf kein gutes Licht auf ihn, dass er im Angesicht ihres Gegners rein gar nichts getan hatte. Manch einer hätte diese Schwäche als ... Angst definiert.
    Ushekka blickte Taresk an. Kaum zu glauben, aber wahr: Der asketisch lebende Wasserträger, der sich ihm gegenüber stets als besonders emotionslos dargestellt hatte, war in Wirklichkeit ein Schwächling.
    Und Schwächlinge, so folgerte Ushekka, waren besonders gefährlich, wenn man ihr Innenleben enttarnte. Taresk mochte es sicherlich nicht, dass jemand wusste, wie es in Wirklichkeit um seine Psyche bestellt war. „Wie soll es nun weitergehen?", fragte Ushekka. „Es gibt keine weiteren Spielchen", legte sich Taresk fest. „Naigon ist wieder einmal wie vom Erdboden verschwunden. Aber die Stadt gehört uns, den Hauri.
    Irgendwann wird er eine Unvorsichtigkeit begehen und sich blicken lassen. Immerhin reichen die Bilder, die wir vom Stolzen Herrn ziehen konnten, um einen elektronischen Steckbrief in Umlauf zu bringen. Fünftausend LZR-Iverand für den geringsten Hinweis auf seinen Aufenthaltsort sollten die mindersten Kreaturen aus ihren Löchern hervorholen und auf seine Spur hetzen."
    „Mag schon sein. Aber wie gehen wir diesmal vor, sollten wir ihn tatsächlich ausfindig machen? Ein weiterer Frontalangriff bringt sicherlich kein befriedigendes Erlebnis."
    „Erinnere dich an die Worte des Obersten.
    Er will Naigon unbedingt haben, ungeachtet der Kosten. Ich werde das gesamte Korps der haurischen Urban-Killer in Alarmbereitschaft versetzen. Sie alle werden Wassergift schlucken; Mengen wie niemals zuvor. Was macht es schon aus, wenn fünfzig oder hundert von ihnen sterben?"
    Ushekka beobachtete, wie Taresk die Kieferknochen anspannte, wie sie noch deutlicher hervortraten und das Gesicht des Wasserträgers in eine Fratze des Hasses verwandelten. „Wenn es sein muss, lege ich die gesamte Stadt in Schutt und Asche. Ich will und werde dieses Wesen zur Strecke bringen und dem Obersten präsentieren.
     
    8.
     
    Kirmizz Sein neues Quartier war eine vorzügliche Wahl. Der Uhm hatte ausgezeichnet auf ihn angesprochen und ihm augenblicklich unter seiner Schutzhülle Platz angeboten.
    Der Uhm bestand zu Kirmizz' Überraschung fast ausschließlich aus Gehirnmasse, die von Muskel- und Sehnensträngen durchzogen war. Hunderte kurzer Fühl- und Marschierlamellen transportierten das riesige Weichteil über weite Strecken und mit erstaunlicher Geschwindigkeit. Die äußere Hülle, hart wie Stein, schützte es vor Beschädigungen und Witterungseinflüssen.
    Der Pilot hatte sich bei seinem erstmaligen „Einstieg" vom Uhm einfach absorbieren lassen und ihm einen mentalen Befehl erteilt. Das Gehirnwesen hatte ihn verschluckt, mit kauartigen Bewegungen ins Innere des Gehäuses gewürgt und ihm im Vorderteil einen ausreichend großen Platz geschaffen. Hier konnte Kirmizz durch mehrere kleine Löcher, die er sich in die Hülle gebrochen hatte, nach draußen blicken.
    Kirmizz griff mit seiner mentalen Kraft zu und ließ den Uhm einen Richtungswechsel vollziehen. Seit Tagen schon kreiste er um den Funkturm, beobachtete, „griff" nach möglichen Helfern oder wertete ihre Gedanken aus.
    Er saugte durch seine Füße Nahrung aus dem Gehirn seines seltsamen Gefährts.
    Dieser Vorgang

Weitere Kostenlose Bücher