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2359 - Das Stumme Gesicht

Titel: 2359 - Das Stumme Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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störte den Uhm nicht weiter. In dessen abstrakter, kaum zu durchblickender Gedankenwelt waren keinerlei Schmerzbilder zu erkennen.
    In manchen Momenten erfasste Kirmizz ein seltsames Gefühl. Konnte es sein, dass er dem Uhm gar nicht seinen Willen aufgezwungen hatte? Dass ihn das Gehirnwesen aus Neugierde aufgenommen hatte?
    Diese Gedanken waren nicht gesund. Er durfte keinesfalls an seiner Leistungsfähigkeit und Unfehlbarkeit zweifeln. Sobald er seinen Posten als Pilot von VULTAPHER ausfüllte, würde jegliches Zögern bestraft werden. Der Chaotender war, wie er wusste, nur unter vollem Einsatz seiner Fähigkeiten perfekt zu handhaben.
    Sein Chaotender.
    Kirmizz ließ den Uhm wenden, sodass er den Funkturm in seiner ganzen Größe sehen konnte. Mehr als zwanzig Wesen dort drin gehorchten seinen Anweisungen.
    Angefangen vom Portier, über den Leiter der Reinigungs-Roboter bis hin zum Statistischen Auswertungsleiter.
    Im weiteren Umfeld des Turms, der in der hiesigen Begriffswelt als Technologie- und Forschungsstandort erster Güte galt, hatte sich Zulieferindustrie angesiedelt. Auch hier besaß Kirmizz Helfer, die ihm wertvolle Hinweise auf Umfeld und Funktionalität der Sende- und Empfangsstation gaben.
    Kirmizz hatte fixe Vorstellungen, wie er bei seinem Versuch des Funkkontakts mit der BANDA SARI vorgehen wollte.
    Dieser Plan bedingte allerdings, dass er von einem Mitglied der hiesigen Führungsebene ins Planungs- und Sendezentrum des Turms vorgelassen wurde. Noch aber war es ihm nicht gelungen, zu den kompetenten Herrschaften vorzudringen. Sie alle waren Hauri, mit deren zwei Bewusstseinen er nach wie vor seine liebe Not hatte.
    Mehrere Niedrig-Schwebegleiter hinter dem Uhm hupten wie wild, als er sich auf Kirmizz' Geheiß mitten auf der Straße niederließ. Ein Molluskenwesen öffnete und schloss empört seine Gesichtsknospen, der Vennok dahinter zwitscherte erregt, eine Kartanin fauchte lautstark und stieß die ausgestreckten Krallen in eine Holzbox vor sich, die ihr offensichtlich zum Abreagieren diente.
    Kirmizz betrachtete die so unterschiedlichen Geschöpfe. Ihnen allen war gemein, dass sie die Uhms nicht anrührten, als wären sie Heilige. Sie schimpften und ärgerten sich über sie, ließen sie aber dennoch gewähren.
    Kirmizz' Quartiergeber besaß völlige Narrenfreiheit. Er zog unbehelligt seine schleimigen Spuren, glitt über Gehsteige. durch Unterführungen, über Straßenzüge oder, wenn er wollte, auch quer durch Wohngebäude. Niemand tat ihm etwas zuleide, ganz im Gegenteil. Immer wieder gingen Stadtbewohner auf den Uhm zu, streichelten ihm über die Schale und sprachen ein paar rituelle Worte.
    Offensichtlich herrschte eine Art Aberglaube vor, dass dieses seltsame Geschöpf Glück brachte. Selbst die empörtesten Berufsfahrer wie jene, die er am Vorbeigleiten hinderte, beruhigten sich nach einer Weile.
    Eine Kartanin trat an den Uhm heran, fasste ihn sanft an und flüsterte: „Es sind viele Hauri in der Gegend. Herr. Sie suchen dich nach wie vor"
    „Ich weiß. Geh zurück auf deinen Posten und beobachte weiter."
    Pom'Len-Kier war eine seiner fähigsten Beobachterinnen. Mit einem hellen Verstand ausgestattet, koordinierte sie das Auftreten seiner kleinen, aber schlagkräftigen Leibgarde. Egal, wo sich Kirmizz befand: Stets wusste er zehn bis zwölf Hilfskräfte um sich.
    Meist erteilte er mentale Befehle. Ab und zu, wenn es komplexere Dinge zu besprechen gab, rief er Beobachter zu sich.
    Und bald würde selbst dies nicht mehr notwendig sein. Immer mehr Geschöpfe brachte er dazu, in seinem Sinn zu wirken, und immer weniger Aufmerksamkeit benötigte er dabei. Momentan waren es 83 Wesen, über die er gebot.
    Es war an der Zeit, einen neuerlichen Versuch zu starten, einen Hauri zu besitzen. Geduld war eine gute Sache, aber irgendwann musste er Entscheidungen fällen und die Dinge vorwärtstreiben.
    Er spaltete geringfügigste Teile seines Bewusstseins ab, in einem Vorgang, der ihn nicht die mindeste Energie kostete. Er setzte die „Aktionsquanten" seiner selbst willkürlich in mehrere Personen in der Nähe des Funkturms ab und überprüfte sie.
    Er versenkte sich in ihnen, übernahm sie, prüfte sie, ob sie seinen Zwecken dienlich waren. Es bedurfte kaum des Nachdenkens, während er seine Teilbewusstseine umherreisen ließ.
    Kirmizz erfasste, was und wie diese Wesen waren, ohne klare Gedanken lesen zu können.
    Da war die illegale Hure, von Schmerzen und Ängsten geplagt ... ein Koch, der

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