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2359 - Das Stumme Gesicht

Titel: 2359 - Das Stumme Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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vergiftete Nahrungsmittel zu sich genommen hatte ... ein verwirrter Passant; offenkundig ein Tourist von einem anderen Planeten ... drei jugendliche Kartanin, vom Jagdtrieb beherrscht, die hinter jemandem her waren, vielleicht gar töten wollten ... ein 3-D-Tätowieren, dessen transplantierte Handdüsen heftig zitterten ...
    Moment! Da war sein Opfer. Ein Hauri, in sich selbst versunken. Konzentriert wie die meisten seiner Art.
    Kirmizz blickte durch die Sehschlitze. Es musste sich um jenen Hageren handeln. der soeben am schwer bewachten Haupteingang des Funkturms vorbeimarschierte, in Richtung des Uhms.
    Für seine Gattung wirkte der Hagere gedrungen; der rechte Arm war durch eine silbern glänzende Prothese ersetzt, die Wangen schienen durch rituelle Narben entstellt.
    Ja; dies würde sein nächstes Versuchsobjekt sein. Der Sichtkontakt und die unmittelbare Nähe würden ihm die Sache erleichtern.
    Soeben passierte er jene Gruppe kartanischer Jugendlicher, die Kirmizz vor wenigen Augenblicken abgetastet hatte.
    Widerwillig machten ihm die Feliden Platz, deuteten ihm, als er sie passiert hatte, obszöne Gesten hinterher.
    Kirmizz konzentrierte sich, suchte das Vorderbewusstsein des Hauri, pflanzte sich so sanft wie möglich darin ein, ohne dass es dem Mann auffiel.
    Vorsichtig tastete er weiter um sich, fühlte nach tieferen Gedanken, nach dem Ich seines Opfers. Nach dem, was ihn ausmachte und charakterisierte.
    Der Pilot atmete tief durch. Die Suche nach einem Anhaltspunkt im Hauri war Schwerstarbeit. Wie ein glitschiger Fisch entglitt das, was er wollte, immer wieder seinem mentalen Zugriff. Erschwert wurde sein Vorgehen durch die besondere Vorsicht, die er für dieses eine Mal walten ließ.
    Kirmizz griff ein weiteres Mal zu, scheiterte erneut. Vorsichtig zog er sich ein Stückchen zurück. „Sein" Hauri stolperte, stieß gegen einen riesenhaften Zweibeiner, der soeben um die Ecke kam und Nahrung in sein großes Maul stopfte.
    Hatte er diesen Mann nicht schon einmal hier gesehen?
    Er überragte die meisten Passanten um einen Kopf, sein grau gemaserter Schädel wurde von roten, geschlitzten Augen beherrscht, die breiten Arme wirkten überaus muskulös.
    Kirmizz zog seinen Bewusstseinssplitter zur Gänze aus dein Hauri zurück. Ein Hauch von Unsicherheit erfasste ihn.
    Plötzlich fiel es ihm schwer, die Gewalt über all seine Untergebenen zu behalten.
    Die Gabe der Mentalen Dislokation, die sonst wie selbstverständlich funktionierte, bedurfte plötzlich bewusster Kontrolle.
    Dieses eine Wesen strahlte etwas aus, was ihm ganz und gar nicht behagte. Gestern schon hatte er es umherschleichen sehen.
    War dies Zufall? Handelte es sich um einen Freier auf der Suche nach Liebe, einen Drogenhändler oder einen Fixer?
    Ein kurzer Blick in seinen Kopf würde das Rätsel augenblicklich lösen. Der Pilot konzentrierte sich kurz, griff zu - und glitt ab.
    Im Gegensatz zum Hauri gelang es ihm nicht einmal ansatzweise, in das Bewusstsein des Fremden vorzudringen.
    Es war, als trüge jener einen psihemmenden Schutzschirm. Nein.
    Dieser Fremde besaß einen natürlichen Schutz. Er war gegen Kirmizz' Fähigkeiten immun. Da wuchs zudem ein Bild im Kopf des Piloten: Goldene Fische wimmelten durcheinander, trieben wie schützend vor dem Geist des Mannes...
    Fassungslos zog er seine geistigen Fühler zurück.
    Unsicherheit ist der Feind des Erfolgs, ließ sich nach langer Zeit wieder einmal Untha Myrre vermelden. Die Zweite Stimme reagierte empfindsam auf plötzlich auftretende Selbstzweifel. Sie wusste ganz genau, dass derlei im Wesen des Piloten nichts verloren hatte.
    Kirmizz zog sich tiefer in den Innenraum des Uhms zurück. Es wurde Zeit, umzudenken. Risiken mussten minimiert, seine eigene Sicherheit noch weiter in den Vordergrund gestellt werden.
    Er fasste einen von vielen Ausweichplänen ins Auge. Einen, der langfristig ausgelegt war, allerdings weitaus weniger Aufmerksamkeit erregen würde.
    Er tastete nach Schokoll, einer Abteilungsleiterin der zweithöchsten Führungsebene im Funkturm. Eine Hauri war sie. Die einzige, die Kirmizz jemals hatte greifen können. Kein Wunder; die Frau war, ohne dass es ihre Artgenossen wussten, hochgradig behindert. Sie besaß im Gegensatz zu den anderen ihres Volkes nur ein Bewusstsein, in dem der Hintergrund lediglich ein rudimentäres Anhängsel bildete. Sie hatte diesen „Makel" bislang durch vermehrten Arbeitseifer überdecken und dennoch ihre Vorgesetzten niemals zur Gänze überzeugen

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