2368 - Sonderschaltung Tanta
November 1345 NGZ
„... zwei ... eins ... Austritt."
Ikarius Jopros Ertruserstimme dröhnte überlaut durch die Zentrale. Übergangslos verschwanden die von dunklen Schemen und Schlieren durchzogenen rötlich grauen Farbspielereien des Halbraums aus dem Haupthologlobus und machten dem Blick auf das zum Kugelsternhaufenzentrum immer dichter stehende Sternenmeer von Omega. Centauri Platz.
Halb links bestimmte der gewaltig flammende Leuchtfeuerstern OC-1 das Bild. Einblendungen zeigten mir, dass wir in nur zwölf Millionen Kilometern Distanz zur Oberfläche materialisiert waren.
Mächtige Protuberanzen erhoben sich vom roten M0III-Riesen und reichten viele Millionen Kilometer weit ins All. Mit rund 120 Lichtjahren Distanz zum Kharag-Sonnendodekaeder zählte OC-1 zum sternenarmen äußersten Randbereich des Kugelsternhaufens, in dem nur noch wenige Sonnen anzutreffen waren. Wenige Lichtjahre weiter außerhalb endete auch die bis zu etwa 250 Lichtjahre durchmessende Zone des Hyperorkans.
Obwohl die Flugkontrolle der POLARIS unterstanden hatte, verschwand der Kopf des Emotionauten unter der SERT-Haube, jederzeit bereit für einen sofortigen Einsatz. Bislang hatte es sich jedoch nicht als notwendig erwiesen, die HALLEY oder die anderen Schiffe von dem PONTON-Tender abzukoppeln. Der Flug aus dem Kugelsternhaufen war bemerkenswert einfach gewesen - bezogen auf die Verhältnisse von Omega Centauri.
Nachdem die unkritischen Sternregionen außerhalb des „Bannkreises" erreicht gewesen waren, flogen wir nach kurzem Orientierungsstopp schnell zum Leuchtfeuer weiter. „Kontakt zur MOTRANS-Plattform hergestellt", meldete Hylmor von Port Teilhard.
Ein Kommunikationsholo entstand und zeigte das Brustbild von Lierson Lout. Das Gesicht des terranischen Obersts zeigte eindeutig große Erleichterung, der rötliche Schnurrbart zuckte, ein Funkeln erschien in den eisgrauen Augen. „Atlan! Wir haben uns bereits Sorgen gemacht ..."
Die meisten der Ereignisse, die im Zentrum von Omega Centauri abliefen, unterstanden strikter Geheimhaltung. Der Kommandant und die Besatzung von MOTRANS-OC1 bekamen an ihrem vorgeschobenen Standort nichts mit. Unser Aufbruch durch den Sonnentransmitter war ihm jedoch ebenso mitgeteilt worden wie die Überfälligkeit. Dass wir nun per normalen Flug ausgerechnet hier eingetroffen waren, hatte Lout selbstverständlich ziemlich überrascht. Die brennende Neugier war ihm anzusehen. „Wir haben unser Ziel gar nicht erreicht und mussten einen kleinen Umweg machen", sagte ich, wobei ich genau wusste, dass diese vage Formulierung den Mann nicht zufriedenstellen konnte. „Leider folgt nun der zeitraubende Einflug ..."
„Nicht unbedingt." Der Oberst ließ sich seine Enttäuschung nicht anmerken, konterte allerdings mit einer spannungsvollen Pause, durch die er mich einige Augenblicke „zappeln ließ". Ich nickte kaum merklich, woraufhin er weitersprach. „Inzwischen wurden die lange erwarteten zusätzlichen ruhigen Enklaven stabilisiert, sodass die MOTRANS-Plattformen erstmals in Betrieb genommen werden konnten. Die Verbindung funktionierte sogar so gut, dass die Distanz zwischen OC-Eins und OC-Drei in einem Rutsch überwunden werden kann."
„Eine sehr gute Nachricht, Oberst."
Jetzt bekam sein Gesicht einen Ausdruck, wie ihn wohl nur Terraner zeigen konnten - überbetonte Scheinheiligkeit. Dieses unausgesprochene „Ich weiß was, aber du noch nicht" kannte ich zur Genüge. Ich seufzte. „Lagebericht - und, wenn's geht, bitte nicht die Würmer einzeln aus der Nase ziehen lassen, ja?"
Er tastete an seine Nase, zupfte am Schnurrbart und grinst breit. „Würmer?
Wüsste nicht, dass ich Derartiges hätte.
Wie kommst du nur auf so eine Idee?"
„Oberst!"
Sein Grinsen wurde fast unverschämt. Die Begeisterung in seiner Stimme zeigte mir jedoch, dass sie ihre Berechtigung hatte. „In Übereinstimmung mit Cornor Lerz haben wir am fünfzehnten November MOTRANS-OC-Zwei zum Dodekaeder verlegt; das gibt uns weiteren taktischen Spielraum."
„Und?" Auch ohne den Hinweis des Logiksektors war mir längst klar, dass weitere Neuigkeiten anstanden. „Ähnlich erfolgreich wie die Käfigtransmitter arbeiten auch die Situationstransmitter. Jene der MOTRANS ebenso wie der des Pyramiden-Fünfecks!
Vor drei Tagen wurde über der Stahlwelt ein Tele-Transportfeld von zweihunderttausend Kilometern Durchmesser aufgebaut. Mehrere Dutzend Haluterschiffe flogen in den Feldring ein, um den beim extern induzierten
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