2373 - Paros-Attacken
sich erst in Jahren oder Jahrzehnten bemerkbar machten. Jetzt kämpfte er mit dem Schlaf, der eine riesige Decke über ihn stülpen wollte. „So sind die Nachwirkungen der Strangeness-Umstellung nun mal", murmelte er. „Sie machen uns fertig."
Der Pilot konnte nicht mitreden und hielt den Mund. Das machte ihn John unausgesprochen sympathisch. John vergewisserte sich, dass die Kameraden friedlich schliefen, dann gab er dem übermächtigen Druck seines geschundenen Körpers nach.
Von weit her hörte er noch eine Stimme sagen „Wir sind durch!" Dann wurde es endgültig dunkel um sein Bewusstsein.
*
Am Rendezvouspunkt weit außerhalb von Jamondi übernahm die LEIF ERIKSSON II den TRAI-Versorger von der BAFFIN II. Bully ließ in einer kurzen Ansprache durchblicken, dass die kleine Flotte ihre Erkundungsflüge erst einmal nicht fortsetzen würde.
Die Tests hatten funktioniert, die Schattenschirme hatten ihre erste große Bewährungsprobe bestanden. Das war erst einmal Grund genug zum Jubeln. Die Wissenschaftler und Techniker mussten sich mit der Erforschung des TRAI-Versorgers allerdings noch eine Weile gedulden.
Zwei Gründe gab es. Die Strangeness-Scouts brauchten ein paar Tage, um sich zu erholen. Es stand zudem nicht hundertprozentig fest, ob sie von diesem Knochenjob unter extrem starken Strangeness-Einflüssen überhaupt genesen konnten. Die Mediker trauten sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht, dazu verlässliche Angaben zu machen.
Der Hauptgrund war jedoch ein anderer.
Bully teilte ihn in einer Konferenzschaltung allen Insassen der sechs Schiffe mit. „Krisenfall Echodim ist eingetreten. Ihr wisst, was das bedeutet."
Sie wussten es: ein Schock für die rund 60.000 Besatzungsmitglieder der kleinen Flotte. Krisenfall Echodim bedeutete, dass TRAITOR eine Verwertungsflotte ins Arkon-System geschickt hatte. Was Hayok schon widerfahren war, drohte jetzt Arkon I. „Das hat unweigerlich Auswirkungen auf unsere Pläne mit dem TRAI-Versorger", fuhr Bully fort. „Einzelheiten gebe ich später bekannt."
Der Aktivatorträger musste es nicht aussprechen - sie verstanden es alle. Der TRAI-Versorger würde im Zuge des Krisenfalls Echodim eine Rolle spielen. „Niemand weiß zum jetzigen Zeitpunkt, wie lange es dauert, bis die Verwertung Arkons beginnt. Es ist aber Eile geboten.
Wir brechen daher sofort nach Thantur-Lok auf. Imperator Bostich I. ist mit seiner Flotte bereits auf dem Weg."
*
Irgendwann in dieser Nacht schnippte Fran das Licht an. Aus kleinen Augen sah sie Bully an. „Versuch, wenigstens ein bisschen zu schlafen", sagte sie. „Es nutzt nichts, wenn du dich stundenlang hin und her wälzst."
„Ich kann nicht." Reginald Bull seufzte. „Arkon - nein."
„Du hast dort nicht gerade die schönsten Stunden deines Lebens verbracht." Sie musste nicht weitersprechen. Bully erinnerte sich auch so an die Stunden und Tage seiner Haft und an die zugefügten Schmerzen. „Es geht nicht um Bostich. Der Imperator ist nicht Arkon." Bully richtete sich auf und sah Fran an. „Er ist einer von vielen machtgierigen Imperatoren in der langen Geschichte dieses Volkes, nicht mehr.
Nein, Arkon, das sind Crest und Atlan, auch Thora. Mit Atlan verbindet sich ein wesentlicher Teil unserer frühen Geschichte. Wo wären, wir ohne die Unterstützung des Robotregenten und Atlans damals geblieben, als Springer, Akonen und Antis die Vernichtung der Erde planten? Arkon ist ein Teil unserer eigenen Geschichte, und deshalb ist es mir nicht gleichgültig, was mit diesem Volk und diesem Planeten geschieht."
Fran nickte.
Sanft strich sie ihm über die rötlichen Stoppeln auf dem Kopf. „Du hast ja recht.
Es hilft aber nichts, wenn du dich verrückt machst."
„Wir müssen ins Prebon-System. Retten, was vielleicht zu retten ist." Bully legte sich wieder zurück. „Wenn Arkon fällt, so fürchte ich, ist die Milchstraße verloren."
ENDE
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