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2382 - Der refaktive Sprung

Titel: 2382 - Der refaktive Sprung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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allgemeine Welt existiert auch ohne dich.
    Manche Individuen oder auch ganze Völker scheinen das mitunter zu vergessen.
    Sie glauben, sie wären ewig. Aber gilt das auch für die Kosmokraten und Chaotarchen? Was wäre, wenn es die eine Fraktion von ihnen plötzlich nicht mehr gäbe? Oder wenn sie den endgültigen Sieg davontragen würde?
    Seltsame Gedanken für ein lebendes Raumschiff, dieser Ansicht bist du jetzt doch, nicht wahr, Rhodan?
    Wie dem auch sei ... Kurz nach meiner Geburt, meiner Entstehung, erfuhr ich, dass ich nicht allein war. Ich war ein Quell-Klipper, aber nur einer von vielen, und wir alle waren vom Volk der Trophi-Terryc geschaffen worden.
    Die Trophi-Terryc ... wenn ich heute den Klang ihres Namens höre, frage ich mich, was für eine Bedeutung sie für mich haben.
    Was denkst du, Rhodan, kann man seine Eltern vergessen? Oder seine Geschwister?
    Ist deine Schwester Deborah nicht schon in sehr jungen Jahren gestorben? Kannst du dich noch an sie erinnern? Könntest du mir jetzt beschreiben, wie sie aussah? Hast du noch Erinnerungen an sie? Wann hast du zum letzten Mal an sie gedacht?
    Nein, du musst dich nicht schuldig fühlen.
    Das ist normal. Erinnerungen verblassen.
    In dreitausend Jahren genauso wie in sechsundsiebzig Millionen. Genauso wenig, wie du dich genau an Deborah erinnerst, kann ich mich an meine Eltern erinnern, die Trophi-Terryc.
    Doch, natürlich, ich sehe noch immer Bilder von ihnen ... wenn ich bewusst an sie denke. Aber sie genau beschreiben?
    Nach sechsundsiebzig Millionen Jahren?
    Wie siehst du deine Eltern heute? So, wie du sie als Kind gesehen hast? Als sie noch jung waren, in der Blüte ihres Lebens?
    Oder als sie im Sterben lagen, alt waren, verbraucht, als der Sinn ihres Daseins erschöpft war, weil sie dich gezeugt hatten und hofften, in dir weiterleben zu können?
    In dir und deinen Kindern? Aber du hast damals ja noch keine Kinder gehabt.
    Haben deine Eltern eigentlich noch gelebt, als du Thora kennengelernt hast?
    Verzeih, eine rhetorische Frage. Und sie tut auch nichts zur Sache. Aber das ist jetzt knapp dreitausend deiner Jahre her, und du musst schon darüber nachdenken, dir fällt die Antwort nicht auf Anhieb ein. Wie willst du da erwarten, dass ich mich genau an die Trophi-Terryc erinnere? Ich habe seit weit über sechzig Millionen Jahren keinen einzigen mehr von ihnen zu Gesicht bekommen.
    O ja, sie waren sphärisch, strahlend, erhaben, stolz und klug, wie Inkarnationen aus reinem Licht, die aus den Materiequellen in diese Galaxis hinab gestiegen waren. Und dann wieder grobschlächtig, dunkel, beschränkt, unbeholfen, sich ihrer wahren Existenz nicht bewusst, wie Geschöpfe, die aus den Materiesenken empor gekrochen kamen. Ambivalent. Und das meine ich nicht in übertragenem Sinne.
    So wurden sie jedenfalls von vielen anderen Völkern gesehen, die mit ihnen zu schaffen hatten. Denn die Trophi-Terryc waren, wie ich bald nach meiner Geburt erfuhr, eine Spezies, die zeitweise sowohl im Dienst der Kosmokraten als auch in dem der Chaotarchen stand.
    Eine sehr fähige Spezies, aber keine sehr intelligente. Denn dann hätten die Trophi-Terryc wissen müssen, dass man mit großer Wahrscheinlichkeit in solch einem Spannungsfeld letzten Endes immer zerrieben werden wird.
    Genauso ist es gekommen.
    Aber ich will nicht vorgreifen. Du hättest die Trophi-Terryc als Kröten bezeichnet, als intelligente Kröten mit sechs Beinen und sechs Armen. Anfangs jedenfalls. Ihre vier geschickten Greifarme prädestinierten sie trotz ihrer ungeschlachten Körper zu feinmechanischen Höchstleistungen jeder Art, in biologischer wie technischer Hinsicht. Sie waren nicht besonders einfallsreich, verstanden sich aber darauf, Konstruktionspläne anderer kongenial umzusetzen, biologische wie technische.
    Sie schufen Armeen willfähriger Soldaten und mächtige Schiffe.
    Was lag da näher, als eines Tages ihre beiden Stärken zu kombinieren und willfährige, mächtige, lebende Schiffe zu schaffen?
    Ich weiß wirklich nicht mehr, welche Gestalt die Trophi-Terryc damals trugen, als sie mich kreierten, die der plumpen Kröten oder der aufrecht gehenden, schlanken, grazilen, großen, schmalen Reptilien. Denn je nachdem, für welche Seite sie arbeiteten, haben sie auch sich selbst biotechnisch verändert. Vielleicht wollten sie damit ihrer Anpassungsfähigkeit oder Unterwürfigkeit Ausdruck verleihen. Ganz nebenbei versuchten sie auf diese Weise auch, die Unsterblichkeit oder zumindest Langlebigkeit zu

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