2383 - Avatare ESCHERS
ausgegangen war? Was konnte er jetzt schon tun? ESCHER verwarnen, gewiss, aber welche Handhabe hatte er gegen ihn?
Und NATHAN? Auch sein Handeln musste er im Nachhinein schlichtweg hinnehmen, ob er wollte oder nicht.
Nach einem kurzen Blick zur Decke, an der eine Lichtleiste bläulich aufflackerte, wandte er sich an die beiden Avatare, die ihn schweigend muster- .ten. „Euer Einsatz war erfolgreich", fasste er zusammen, „aber wenn ihr einverstanden seid, wird die Öffentlichkeit nichts davon erfahren, dass die Avatare ESCHERS erneut im Einsatz waren. Teilt das ESCHER mit."
„Ich bin sicher, unser Auftraggeber ist einverstanden", entgegnete Pal Astuin, der größere Avatar. „Dann wird im Gegenzug niemand erfahren, dass es keinerlei Information im Vorfeld für Regierung oder LFT gab. So verlierst du nicht dein Gesicht, Resident."
Ein Anflug von Zorn rötete Rhodans Wangen. „Das ist eine gute Basis. Ich schlage vor, dass ihr jetzt wieder zu ESCHER zurückkehrt."
Die Avatare verständigten sich mit einem schnellen Blick und standen auf. Myhr verbeugte sich knapp, und Astuin legte kurz lässig den Finger an die Stirn.
Dann entmaterialisierten sie aus dem Verhörraum.
*
Rhodan blieb in seinem Sessel sitzen und dachte nach. Er hatte die Avatare nicht weiter auszufragen brauchen. Zweifellos wussten sie nur das, was für ihre Mission erforderlich gewesen war.
Die Einzigen, die mehr Kenntnis von den Hintergründen besaßen, waren die beiden Positroniken.
Warum hatte NATHAN die Avatare eingesetzt, ohne die Regierung zu informieren? Ihm war doch bekannt, was für eine Gefahr möglicherweise von ESCHER ausging! NATHAN musste einen triftigen Grund gehabt haben.
Wollte er die Existenz der Koda Ariel vor der Regierung verheimlichen, sie außer Gefecht setzen, bevor Rhodan etwas erfuhr? Undenkbar! Wollte er die Koda Ariel insgeheim fangen und eigenmächtig für etwas benutzen? Durchaus denkbar, aber alles andere als wahrscheinlich.
Oder hing es doch mit den Arbeiten rund um die JULES VERNE zusammen?
Rhodan ging geistig noch einmal die Daten des Schulschiff-Projekts durch und prüfte sie auf ihren möglichen Wert für ESCHER oder das Mondgehirn. Er kam zu keinem Schluss. Anscheinend hatten sich die Koda Ariel auf einer falschen Fährte befunden.
Sie hatten mit der JULES VERNE ein im Grunde unwichtiges Projekt ausspioniert.
Wo lag die wahre Bedeutung?
Hing es mit Hangay zusammen? War das der gemeinsame Nenner?
Welche Möglichkeit gab es, die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen? Gab es überhaupt eine?
Eines hatte der Resident der allgegenwärtigen Denkmaschine auf dem Mond in jedem Fall voraus, und das war menschliche Fantasie. Er würde es herausfinden. „NATHAN", sagte Rhodan und drehte sich auf dem Sessel zu einer Wand um, hinter der sich seines Wissens das Equipment befand, das diesen Raum zu einer Hightech-Hochburg ersten Ranges machte. „Ich möchte jetzt mit dir sprechen."
„Sage mir, was ich für dich tun kann."
„Ich suche nach Antworten. Die beiden Avatare haben im Verhör erklärt, vier Koda Ariel entdeckt zu haben. Es handelte sich um drei Eulenvögel, die durch Desintegratorbomben starben, und den Techniker, den die Avatare ausschalteten."
„Das ist korrekt", antwortete die Stimme. „Was hat es mit den Technikern auf sich, die beeinflusst wurden?"
„Sie erinnern sich an nichts."
„So lange weißt du schon von der Infiltration?"
„Seit einer kurzen Ortung hatte ich den Verdacht.
„Was für eine Ortung? Wieso habe ich davon nichts erfahren?"
NATHAN zögerte. „Der Impuls war zu kurz für eine eindeutige Zuordnung. Ich wollte keine wertvollen Ressourcen vergeuden und bat deshalb ESCHER um Hilfe."
Rhodan atmete durch. Jetzt verstand er, wie die Projektionen nach Luna gekommen waren. „Natürlich habe ich mich weiter bemüht, der Spione selbst habhaft zu werden", fuhr NATHAN fort, „aber das war nicht mein ganzer Plan."
„Sondern?"
„Ich habe zusätzlich noch eine menschliche Agentin ins Rennen geschickt. Sarah Gravso."
„Seit wann hast du eigene Agenten?"
„Habe ich auch nicht. Ich machte sie einfach dazu. Sie arbeitete unabhängig parallel zu den Avataren und kam zu ähnlichen Schlussfolgerungen: Mögliche Spione, wenn sie sich mit der JULES VERNE befassen, kämen sicher nicht an der Logistikabteilung vorbei. Also habe ich Gravso ihrer bisherigen Tätigkeit enthoben - sie war Mediatorin und eine gute obendrein."
„Mediatorin?", wiederholte Rhodan. „Zwischen
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