2384 - Das Quarantäne-System
Anwesenden aus ihren Grübeleien hoch. „Ein Geheimnis ist gelüftet, weitere eröffnen sich uns. Wir können nicht sagen, warum uns die Positronik der Anlage über diese grässlichen Geschehnisse keine Auskunft gab oder geben wollte.
Wahrscheinlich erscheint, dass die Leichen natürlich verwesten oder von Robotern abtransportiert wurden - mit Ausnahme dieser einen Familie. Wir können auch nicht sagen, wie es um diese Killerstrahlung bestellt ist. Ist sie mittlerweile endgültig vergangen, können wir sie im Hintergrund noch anmessen'?"
Ich redete mit möglichst beruhigender. monotoner Stimme weiter und führte meine Zuhörer allmählich von den Bildern weg, die sie gesehen hatten. „Wichtig erscheint mir, dass die Tad de Raud nichts mit dem Verschwinden der Neu-Lemurer zu tun haben. Auch wenn uns die Kerle noch so unsympathisch erscheinen - es gibt keinen wie auch immer gearteten Grund, sie emotionell für irgendetwas zur Verantwortung zu ziehen, was hier geschah. Denkt bitte bei weiteren Begegnungen daran."
Ich verließ mein provisorisch errichtetes Schwebepult. Es gab genügend offene Fragen. Doch ich war nicht in der Laune, mich heute noch weiter mit dem Genozid der hiesigen Bevölkerung auseinanderzusetzen.
*
Ich schlief schlecht.
Hunderttausendfach hatte ich dem Tod schon ins Auge geblickt. Nie hatte er mich unberührt gelassen, mir stets meine eigene, seltsame Situation des Nichtsterbenkönnens schmerzhaft verdeutlicht.
Die schlimmsten Begegnungen mit dem Tod waren stets jene gewesen, da sie ein Gesicht bekommen hatten und das Leid eines Einzelnen zeigten. Das Zerreißen einer Familie, ein viel zu frühes Ableben, das keine Macht der Welt verhindern konnte ...
Im Morgengrauen stand ich auf, wusch mich, grüßte zwei müde wachhabende Offiziere in der Einsatzzentrale, machte einen Spaziergang entlang der uns zugewandten Pyramidenseite.
Die frische Luft und entferntes Vogelgezwitscher vertrieben meine trübsinnigen Gedanken. Als Gulver eine Handbreit über dem Horizont stand, betrat ich die Pyramide. Bereit, mich den Herausforderungen des Tages zu stellen.
Ich folgte den Spuren Immentri Luz'. Er hatte die Nacht ebenso wie die letzten 40 Stunden auf der Suche nach den Manipulationen seines „Artgenossen" verbracht.
Nahe dem Haupteingang herrschte reges Kommen und Gehen. Zwei in Schichten arbeitende Trupps von Wissenschaftlern wechselten einander soeben ab. während andere nahe einer Essensausgabestelle Informationen austauschten. Mehrere Techniker schnatterten in einer etwas abgelegenen Ecke besonders angeregt miteinander. Sie werteten einen energetischen Fund aus, den ein Kantorsches Ultra-Messwerk in den Tiefen der Station ausgemacht hatte. „Es handelt sich um gewaltige energetische Speicherbänke", sagte mir ein kugelrunder Messtechniker mit rot geäderten Augen. „Sie erfassen ultrahochfrequente Energie in beträchtlichem Ausmaß ..."
„Handelt sich's um lemurische Hinterlassenschaften oder um Spektrale Technik?"
„Sphero-Technik. Weder die alten Lemurer noch wir wären jemals imstande gewesen, derartige ... Gefäße zu konstruieren." Er gähnte unverhüllt, streichelte sich über das unrasierte Doppelkinn. Plötzlich zeigte sich Ärger in seinen Augen. „Ich verstehe das alles nicht! Immer wieder stoßen wir auf neue, aufsehenerregende Dinge, ohne sie miteinander in Zusammenhang bringen zu können. Es gibt keinerlei Verwendungszweck für ultrahochfrequente Energie in einem Sonnentransmitter und schon gar nicht in einer derart gewaltigen Menge!"
Er drehte ab, ließ mich einfach stehen, in seinen Überlegungen verhangen.
Wahrscheinlich hatte er nicht einmal registriert, mit wem er da eigentlich gesprochen hatte.
Die Standortmarkierungen der Kameradrohnen, die Immentri Luz auf Schritt und Tritt folgten, führten mich schließlich zum Aktivierungswächter. Wie so oft stand er regungslos da und starrte gegen eine Wand. „Fortschritte?";.fragte ich ihn. „Geduld, Atlan", antwortete er, ohne den Blick abzuwenden. „Ich komme der Sache näher. War es bis gestern eine Vermutung, so weiß ich heute, dass ein Wesen wie ich die Veränderungen in dieser Anlage bewirkt hat."
„Das klingt nach wie vor sehr nebulös."
„Es gibt keine Worte für das, was ich sehe", fuhr Immentri Luz nach einer Weile fort. „Es ähnelt einem unvollständigen Bild, das anhand von Indizien allmählich an Farbe und Substanz gewinnt."
Allgemeinplätze und Vermutungen.
Derartige Auskünfte halfen mir
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