2386 - Die Diskrete DomÀne
Domänen wurde fortan von den Nachrichten geprägt, die Alexim aus den Pyramiden brachte.
Zeit, die bislang im Leben der Telomon eine untergeordnete Rolle gespielt hatte, wurde zum bestimmenden Element.
Als Lemaha ihren gemeinsamen Sohn Bophil gebar, war die Statusanzeige gerade mal bis zum fünften Prozentpunkt vorgewandert. Das Temperament des Kindes, seine Vitalität und sein sonniges Gemüt standen bei den Enduhaimern fortan symbolisch als Zukunftsgarant.
Mochten sie sich noch so sehr vor den Tad de Raud fürchten müssen - das Leben ging weiter.
Taudy starb eines natürlichen Todes bei Prozentpunkt neun; rasch wurde im stetig wachsenden Dorf ein Nachfolger gefunden. Die Holz- und Schnitzarbeiten der Werkstätten Enduhaims waren längst weithin bekannt. Aus Hunderten Diskreten Domänen kamen Besucher und Händler, um den fleißigen Telomon bei der Arbeit zuzusehen und Aufträge zu erteilen.
Alexim nahm seine Arbeit als Dorfminster ernst. Er sorgte für die Seinen, legte Strategien fest, wie man sich im Falle einer Attacke durch die Tad de Raud verhalten sollte, und gab den Besuchern stets gute Ratschläge, die diese weiterverbreiten sollten.
Die Information von der vollständigen Zerstörung des Dorfes Nachtobal erreichte Alexim bei Prozentpunkt elf. So betrüblich die Nachricht auch war - diesmal kamen keine Telomon zu Schaden. Die Weiden der Kamhalox waren in die Nähe des Nebeltors gelegt worden, die Bewohner Nachtobals hatten sich geordnet und ohne in Panik zu verfallen, mit wenigen Habseligkeiten aus ihrer Heimat zurückgezogen. Die Tad de Raud hatten einmal mehr nichts anderes als verbrannte Erde vorgefunden.
Bei Prozentpunkt 21 versagte das Mesoport-Netz für die Dauer von zwei Tagen. Hysterie brach in Enduhaim wie auch in anderen Dörfern aus. Die Telomon konnten von Alexim und Ama Zurn nur mühsam beruhigt werden. Als das System endlich wieder begehbar wurde, zeigte sich, dass das Dorf Botentropp vom Netz abgetrennt war. Mithilfe von Mesoport-Fähren gelang es, die mehr als 200 Bewohner zu evakuieren. Die nunmehr Heimatlosen weigerten sich, auf andere Dörfer aufgeteilt zu werden.
Ama Zurn suchte eine neue Welt mit ähnlichen Umweltvoraussetzungen für sie.
Rasch war ein Planet gefunden, dessen avoide Bevölkerung eben das Raketenzeitalter erreicht hatte und sich anschickte, den Weltraum zu erobern. Auf einer winzigen Insel inmitten des größten Ozeans installierte der Aktivierungswächter gemeinsam mit Alexim einen Dorf-Wissenden. Bereits nach vier Tagen „funktionierte" die Gemeinschaft wieder. Mit der ihnen eigenen Beharrlichkeit feierten die umgesiedelten Telomon ein Fest und taten so, als wäre nichts geschehen.
Bei Prozentpunkt 23 lernte Bophil gehen, bei 28 sprach er erste Worte. An seinem dritten Geburtstag weinte er, als er erstmals mit Alexim und Morris das Mesoport-Netz beging. Der Schock der geistigen Verbindung mit dem Kamhalox durchdrang ihn, ließ ihn mehrere Tage lang nichts sprechen und essen. Ab dem Moment, da er endlich aus seinem Versteck gekrochen kam, waren er und Morris ein Herz und eine Seele. „Die Kontaktaufnahme ist schwer zu verdauen", sagte Alexim. „Es ist ein unglaublicher Vorgang, für den es keine Worte gibt. Man muss spüren, um zu wissen."
Mehr gab es nicht zu sagen.
Dreimal ließen sich Lüsterdrohnen im Gulver-System sehen. Ama Zurn unterbrach jeweils rechtzeitig den Zapfvorgang, sodass die Orter der Feinde keine Zeichen ihrer Anwesenheit bemerkten. „Sie werden nicht ruhen, bis alle Diskreten Domänen gefunden, ausgelöscht und ihre Herrschaft über Orellana vollkommen ist", ließ Ama Zurn seine Zuhörer wissen, wenn er die Zeit fand, gemeinsam mit Lemaha oder Alexim Reisen durchs Netz zu unternehmen. „Bleibt in Deckung. Verlasst eure Dörfer nicht. Seid stets bereit und arbeitet Fluchtpläne aus ..."
Immer häufiger spürten nun die Tad de Raud Spuren der Mesoport-Weichen auf.
Sechs weitere Dörfer mussten aufgegeben werden. Je mehr die Ladung des Mesoport-Netzes absank, desto leichter hatten es die Präkog-Prinzessinnen. 90 Prozent Füllstand wurden erreicht, als sich die Dinge endgültig zuspitzten...
20.
„Du hast schlechte Nachrichten für uns?", fragte Alexim. „Woher weißt du das?", fragte ich. „Man sieht es dir an. Ich kenne dich lange genug, um deinen Gesichtsausdruck deuten zu können."
„Es tut mir leid." Ich nahm den Kleinen beiseite und atmete tief durch, bevor ich weitersprach. „Ich habe einen Anfrageimpuls
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