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2396 - Traitanks zwischen 20 Sonnen

Titel: 2396 - Traitanks zwischen 20 Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dass die Glutwoge, die den Rumpf von innen heraus aufbrach wie eine überreife Frucht, im unteren Schiffsdrittel ihren Ausgang nahm.
    Gedankenschnell entstehende Risse und brodelnde Glut, gierig um sich greifend, das gesamte Wrack einhüllend wie in einem lodernden Mantel. Nur Sekunden dauerte das Geschehen, dann wurde die Woge bereits wieder blasser und fiel in sich zusammen, während weiß glühende Wrackteile nach allen Richtungen davon taumelten.
    Sie waren zu spät gekommen.
    Sergeant Rhush biss sich auf die Unterlippe, bis ihn der Blutgeschmack aufschreckte. Die Amplitude war erloschen - er wusste das, brauchte in dem Gewirr der neuen Messwerte nicht danach zu suchen. Was von dem Wrack übrig war, glühte aus. Die Frage war, ob sie versuchen sollten, Fragmente zu bergen.
    Rhush nahm nicht an, dass sich der Kommandant dafür entscheiden würde.
    Der Aufwand würde in keinem Verhältnis zu den möglichen Erkenntnissen stehen, und jeder längere Aufenthalt vergrößerte die Gefahr einer Entdeckung. „Irgendwelche Rettungskapseln?
    Beiboote?"
    Nur mit halbem Ohr achtete Rhush auf die durcheinander schwirrenden Kommentare.
    Nein, mehr als bizarr verformte Wrackteile gab es nicht aufzuspüren; Speicherbänke, die ihre Energie in Sekundenbruchteilen spontan freisetzten, waren der Albtraum jedes Raumfahrers. Ungefähr so, als würde sich eine Sonne auf... Hermon Rhush stutzte, blinzelte schon wieder, beugte sich nach vorne, als könne er auf diese Weise besser erkennen, was ihm die Wiedergabe offenbaren wollte.
    Eine neue Amplitude, schwach und kaum länger als eine Sekunde in der Erfassung.
    Verwischt, bevor er überhaupt verstand, was er wirklich gesehen hatte. Danach nichts mehr.
    Er hielt den Atem an, stierte, ohne zu blinzeln, auf die Wiedergabe. Die Augen gingen ihm über.
    Da war es wieder. Im gleichen Moment, in dem die Positronik auf den Impuls aufmerksam machte. Wofür war überhaupt noch die Kontrolle durch ein Besatzungsmitglied nötig? Die Genugtuung, dass er den auftreffenden Impuls eher wahrgenommen hatte, wurde von der schnelleren Reaktionsgeschwindigkeit der Positronik wieder zunichtegemacht. Als Rhush Meldung erstattete, kam ihm die Kunststimme um einen Deut zuvor.
    Empfang eines schwachen Positionssenders.
    Nichts sonst.
    In gleichbleibendem kurzen Intervall.
    Prompt zog Rhush die Analogie zu einem fernen Pulsar. Ein schwacher Richtstrahl traf das Schiff, als torkele der Sender durch den Raum.
    Augenblicke später hatte er den Ausgangspunkt in der Erfassung. Kaum nennenswerte energetische Emissionen, aber Größe und Masse waren eindeutig.
    Rhush reagierte wie elektrisiert. Der Haluter war keineswegs an Bord des Wracks verglüht, sondern hatte es geschafft, rechtzeitig auszusteigen. Mit einer Geschwindigkeit von wenigen Kilometern in der Sekunde driftete er davon.
    Es war unmöglich zu erkennen, ob der Schiffbrüchige tot war oder nur die Besinnung verloren hatte. Die optische Erfassung zeigte ihn als düstere Silhouette vor dem gleißenden Hintergrund des Sternhaufens. Er überschlug sich, alle vier Arme abgespreizt, als hätte er sich noch irgendwo festklammern wollen. „Bergungsmanöver einleiten!"
    Mit Traktorstrahlen wurde der Haluter an die JEFE CLAUDRIN herangezogen und schließlich von Robotern an Bord geholt.
    Angespannt folgte Sergeant Rhush dem hastig vorangetriebenen Bergungsmanöver. Routine. Nicht für ihn, der erst seit wenigen Wochen auf dem ENTDECKER Dienst tat, aber offensichtlich für alle anderen.
    Endlich kam die erlösende Meldung aus der Mannschleuse, der Haluter lebte.
    Während Kampfroboter ihn in die Zentrale geleiteten, nahmen die Schiffe wieder Fahrt auf.
    Minuten später stand Hermon Rhush seinem ersten leibhaftigen Haluter gegenüber. Auf eine Distanz von gut fünfzehn Metern zwar, aber was war das schon angesichts eines solchen Kolosses?
    Er hatte Mühe, alle Eindrücke gleichzeitig in sich aufzunehmen. Gut dreieinhalb Meter Körperhöhe, das wirkte imposanter, als er stets angenommen hatte. Vielleicht war die enorme Schulterbreite des vierarmigen Riesen schuld daran. Wenn er selbst sich quer legte und dazu die Arme ausstreckte, dann kam das als Vergleich einigermaßen hin.
    Rhush schluckte schwer, die Kehle war ihm mit einem Mal wie ausgetrocknet. Er betrachtete den halbkugelförmigen Kopf mit den drei großen Augen, die der Gerettete auf beweglichen Stielen ein wenig hervorschob, als wolle er ebenfalls alles auf einmal erfassen, dazu die kurzen, massigen

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