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24 - Ardistan und Dschinnistan I

24 - Ardistan und Dschinnistan I

Titel: 24 - Ardistan und Dschinnistan I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Tochter – Tochter – Allah 'w Allah, sie wird mich hinunterstürzen lassen! – zu dir heraufbegleitet hat, damit wir dich und du uns kennen – kennenlernen – o weh, o weh! – kennenlernen sollst! Indem ich dir sage, wer wir sind, hoffe ich, daß – o Unglück, o Verhängnis! Ich glaube gar, das Tor bricht ein, noch ehe ich mit meiner Rede – Rede fertig bin! – hoffe ich, daß wir bei dir die Auskunft finden, welche wir von dir erwarten. Vor allen Dingen – Hamdullillah – Allah sei Dank! Da ist die Hütte offen! Ich mache, daß ich hineinkomme! Da sehe ich hoffentlich das viele Wasser da unten nicht mehr! Effendi, sprich du weiter! Ich muß mich wieder setzen!“
    Es gibt in Deutschland einen Ausdruck, der heißt: ‚eine Lerche schießen‘. Eine in der Luft geschossene Lerche pflegt in schnurgerader Linie auf den Acker niederzustürzen. Eine ‚Lerche schießen‘ heißt also: ganz plötzlich, wie aus einer Pistole geschossen oder wie auf den Kopf geschlagen, in schnurgerader Linie auf die Seite hinübertaumeln. Es gibt keinen bezeichnenderen Ausdruck für diese Art von unfreiwilliger und doch beabsichtigter Bewegung, die nur bei Betrunkenen oder vom Schwindel Ergriffenen vorzukommen pflegt. So auch jetzt bei Halef. Er riß sich von dem Mädchen los und ‚schoß eine Lerche‘ nach links hinüber und grad in die Hütte hinein, wo er sich rund um seine eigene Achse drehte und dann sehr vollgewichtig niedersetzte.
    „Da bin ich!“ sagte er, indem er sehr erleichtert Atem holte. „So bald stehe ich wohl nicht wieder auf!“
    Ich hatte innerlich das Gefühl, als ob ich mich über diese Art, uns vorzustellen, vor Abd El Fadl etwas zu schämen hätte; die ‚Lerche‘, die Halef schoß, sah so possierlich aus, daß ich das laute Lachen kaum verbeißen konnte. Merhameh aber lachte hell und aufrichtig heraus, und auch auf dem Gesicht ihres Vaters glänzte eine so herzliche und so offene Fröhlichkeit, daß es gar nicht dazu kam, mich verlegen zu fühlen, zumal er im Ton entschuldigender Güte sagte:
    „Er ist nicht der erste. Es ging fast allen so. Es ist nicht jedem Menschen gegeben, zu gleicher Zeit die Tiefe und die Höhe zu erfassen, ohne den eigenen Halt zu verlieren.“
    Das war eine ebenso vielsagende Ausdrucksweise wie vorhin bei seiner Tochter. Dabei waren seine Augen mehr auf Aacht und Uucht als auf Halef und mich gerichtet. Die beiden Hunde schienen ihn außerordentlich zu interessieren. Doch fügte er zu seiner Rede noch die Worte:
    „Dein Begleiter ist nicht auf Bergeshöhen geboren.“
    „Nein“, antwortete ich. „Seine Heimat ist die Ebene der Wüste. Darum vermißt er hier auf deiner Höhe das Gefühl für das Gleichgewicht.“
    „Er ist Araber“, vervollständigte Merhameh, „der Scheik eines berühmten Stammes. Er heißt Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd El Gossarah.“
    Ihr Vater hörte gar nicht auf diese lange Reihe von Namen. Er entfernte seinen Blick nicht von den Hunden.
    „Verzeih“, bat er mich, „daß ich so unhöflich bin, mich zunächst nicht mit den Menschen, sondern mit diesen Tieren zu beschäftigen! Aber sie sind mir von ganz außerordentlicher Wichtigkeit. Ich sah ein Paar Hunde, nicht diese hier, sondern ähnliche, die von Süden nach Norden gingen, als Geschenk. Und ich sah ein paar andere Hunde, die von Norden nach Süden gingen, auch als Geschenk –“
    „Das erste Paar ging nach Dschinnistan, das zweite in das Land der Ussul“, fiel ich beistimmend ein.
    „Und diese hier?“ fragte er schnell.
    „Sind Bruder und Schwester, die Kreuzung beider Rassen“, antwortete ich.
    Da trat er einen Schritt zurück, sah mich mit einem leuchtenden, langen Blick an und erkundigte sich:
    „Sind sie dein Eigentum?“
    „Ja. Sie wurden mir geschenkt.“
    „Geschenkt?“ rief er in frohem Ton aus. „So bist du – bist du – bist –?“
    Er wagte den angefangenen Satz nicht auszusprechen; aber seine Tochter fiel schnell ein:
    „Er ist's, mein Vater, er ist's; er hat den Schild! Hörst du?“
    Sie trat zu mir heran und klopfte mir auf die Brust, so daß er den Ton des Metalls hörte. Darauf klopfte sie auch an seine Brust, und ich vernahm genau denselben Klang. Da ging ein sonnenhelles Lächeln des Glücks über sein Gesicht; aber er machte nicht viele Worte. Er nahm mich bei der Hand und sagte nur:
    „Sei mir willkommen! Komm mit, an deinen Platz.“
    Er führte mich zu einer weichen grünenden Rasenbank, die neben der

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