24 - Ardistan und Dschinnistan I
Du –?“
Er kämpfte schon wieder mit dem Lachen, und diesmal wollte ihm der Sieg gar nicht gelingen. Er warf einen Blick auf mich, auf den ich ganz und gar nicht stolz zu sein brauchte, drehte sich dann nach seinen Leuten um und fragte:
„Glaubt ihr das? – Er – er – er – dieser Knabe von Gestalt, will unsern Scheik vom Pferd gerissen haben und mit seinen eigenen –“
Er kam nicht weiter, denn es brach ein brausendes Gelächter los. Da hob die Frau zum zweiten Mal die Hand empor, und wieder wurde es augenblicklich still.
„Schweigt!“ befahl sie. „Dieser Fremde hat unseren Zauberpriester aus dem Boot geschleudert und dann auch die Ruderer verjagt. Da ist es möglich, daß sich auch der Scheik von ihm hat überraschen lassen! Ich verbiete euch, ihn auszulachen! Jetzt weiter!“
Diese beiden letzteren Worte galten dem Sahahr. Er gehorchte und wendete sich wieder an mich:
„Du mußt verzeihen, Fremder! Was du sagst, klingt wie die größte Lüge, die es gibt, und –“
„So schau dich um!“ unterbrach ich ihn, indem ich nach dem Urgaul deutete, der das Wasser soeben verlassen hatte und sich nun im tiefen Schlamm wälzte. „Sieh dort sein Pferd! Du hast es schon gesehen, denn ich wurde von ihm bis an dein Boot getragen. Daß ich auf diesem seinem eigenen Pferd geritten komme, muß dir doch sagen, daß er von mir überwältigt worden ist! Und daß ich mich nicht gefürchtet habe, meinen Kameraden zu befreien, dich aus dem Boot zu werfen und, ohne zu fliehen, hierher zu euch ruderte, gibt doch wohl den Beweis, daß ich ihn sicher habe und daß es ihm unmöglich ist, mir zu entkommen!“
„Das Pferd! Ja, das Pferd!“ antwortete er verlegen. „An das habe ich gar nicht gedacht! Da du auf seinem Rücken zu uns gekommen bist, muß man wohl überzeugt sein, daß du ihn auf irgendeine Weise überwältigt und festgenommen hast. Aber sag, warum hast du das getan?“
„Um eine Geisel zu haben. Ihr hattet meinen Gefährten gefangengenommen; darum nahm ich euern Scheik gefangen, um euch zu zwingen, meinen Begleiter freizugeben.“
„Aber wie konntest du dich an diesen Mann, an diesen Giganten, an diesen Helden wagen, der noch nie im Leben besiegt wurde?“
„Das will ich dir sofort zeigen“, antwortete ich.
Vorhin, als der Scheik von mir vom Baum losgebunden worden war, hatte ich den Lasso wieder in Schlingen gelegt und mir um die Schulter gehängt. Jetzt nahm ich ihn herab, behielt das eine Ende in der linken Hand und schleuderte das andere hinüber nach dem Zauberer. Ein kräftiger Ruck – seine Arme wurden ihm an den Leib gezogen –, ich hatte ihn fest und riß ihn von seinem Ort hinweg zu mir herüber. Er stürzte zunächst in das Wasser, doch griff Halef schnell mit zu, und so lag er schon im nächsten Augenblick bei uns im Boot und wurde mit dem Lasso derart fest umwunden, daß er sich nicht mehr rühren konnte. Nun nahm ich das Messer aus dem Gürtel und schwang es drohend über ihm. Da schrien die Ussul vor Angst laut auf. Er aber rief:
„Halt ein, halt ein! Willst du mich ermorden? Ich habe dir doch nichts getan!“
Ich steckte das Messer in den Gürtel zurück, erhob mich aus meiner gebeugten Stellung und antwortete:
„Dich zu töten fällt mir nicht ein, denn ich bin euer Freund, aber nicht euer Feind. Ich wollte dir nur zeigen, wie leicht es ist, einen Ussul gefangenzunehmen.“
„So gib mich frei, und laß mich fort!“ bat er in ziemlich verzagtem Tone.
„Jetzt nicht wieder! Ich habe dich schon einmal aus der Hand entkommen lassen. Anstatt dich dankbar zu erweisen, hast du mich als Gefangenen behandeln und ein Verhör mit mir anstellen wollen. So leicht kommst du jetzt nicht weg. Du bleibst hier liegen, bis ich sicher bin, daß ihr mich als Gast und Freund betrachtet.“
„Und wenn wir das nicht tun?“ fragte er.
„So stoß ich dir das Messer bis an den Griff in das Herz!“ erwiderte ich, worauf Hadschi Halef mit ganz gewaltigem Augenrollen hinzufügte:
„Und wenn du davon nicht ganz sterben solltest, so schlage ich dich sogar noch eigens tot. Darauf kannst du dich verlassen, denn ich bin Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah, der berühmte Scheik der Haddedihn vom großen Stamm der Schammar!“ Der lange Name schien die beabsichtigte Wirkung nicht zu verfehlen, denn der Zauberer meinte ziemlich schüchtern:
„Ein berühmter Scheik bist du? Das hast du uns gar nicht gesagt! Und wer ist denn der andere?“
„Er ist
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