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24 - Ardistan und Dschinnistan I

24 - Ardistan und Dschinnistan I

Titel: 24 - Ardistan und Dschinnistan I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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der größte Held und Gelehrte des Abendlandes. Sein in der ganzen Welt bekannter Name lautet Emir Hadschi Kara Ben Nemsi Ben Emir Hadschi Kara Ben Dschermani Ibn Emir Hadschi Kara Ben Alemani. Sein Säbel ist scharf und spitz, seine Kugeln gehen nie daneben, und wenn er eine lange Rede hält, so bringt er sie stets an das richtige Ende. Er hat in seinem ganzen Leben noch niemals eine Schlacht verloren. Kein Feind kann ihn im Kampf niederringen. Und wenn er seine Gelehrsamkeit erscheinen läßt, so ist sie wie ein Wirbelsturm, der, ohne stillzustehen, rund um die ganze Erde geht und alles niederreißt, was ihm zu widerstehen wagt!“
    „Ich habe weder deinen noch seinen Namen jemals gehört“, entschuldigte sich der Zauberer. „Und ich kenne dein Land und deinen Stamm ebensowenig wie sein Volk und seine Gegend, in der er geboren wurde. Ich bin der Zauberpriester der Ussul. Ich wirke nur für die Religion und habe keine Zeit, mich mit der Politik und Geographie und Weltgeschichte abzugeben. Ihr müßt also verzeihen, daß ich in diesen Dingen nicht bewandert bin und meinen Ruhm nur darin suche, daß unsere Nation an ihren Gott und Schöpfer glaubt. Wenn wir bestimmen, was mit euch geschehen soll, so habe ich nur in Beziehung auf eure Religion mit zu beraten, sonst aber nicht. Glaubt ihr an Gott?“
    „Ja.“
    „So bin ich beruhigt. Denn wer einen Gott hat, der schlägt keinen Menschen tot!“
    „Ihr aber habt mir doch damit gedroht!“ warf Halef ein.
    „Gedroht? Ja! Aber haben wir es getan?“
    „Bis jetzt allerdings noch nicht.“
    „So wartet also ab, ob es geschieht!“
    „Abwarten?“ lachte Halef. „Ja, das werden wir, und zwar mit größtem Vergnügen! Es hat nämlich bisher noch keinen gegeben, dem es gelungen ist, uns totzuschlagen, und so soll es mich verlangen, zu erfahren, wie ihr es anfangen werdet, dies zu tun!“
    Da kam Taldscha von der Höhe des Ufers langsam zu uns herabgestiegen, blieb am Wasser stehen und gab der Verhandlung folgenden, für beide Teile günstigen Verlauf:
    „Ist der, der sich Hadschi Halef Omar nannte, ein Araber?“
    „Ja“, nickte dieser.
    „Wirklich ein Scheik?“
    „Ja.“
    „Und aus welchem Lande ist Emir Kara Ben Nemsi?“
    Halef hatte vorhin in seiner bekannten Art und Weise über mich und seine Person geflunkert, um zu imponieren. Ich brauchte mich dieser Aufschneiderei allerdings nicht etwa in mich selbst hinein zu schämen, denn was er tat, ist orientalischer Gebrauch oder vielmehr morgenländische Ausdrucksweise. Ihn zu verbessern, hätte nichts nützen können, aber sicherlich geschadet. Dennoch war ich entschlossen, seine Angaben jetzt, falls Taldscha mich fragen würde, auf die reine, nackte Wahrheit zurückzuführen. Es kam aber nicht soweit. Die Ussul waren zu naiv und selbst viel zu wahrheitsliebend, als daß es ihnen eingefallen wäre, an den Worten des Hadschi herumzumäkeln.
    „Ich bin aus Dschermanistan“, antwortete ich.
    „Das kenne ich nicht. Folglich kann es nicht in unserem Erdteil liegen“, erklärte sie.
    „Es liegt allerdings nicht im Morgen-, sondern im Abendland.“
    Es war mir nahegelegt worden, zu verschweigen, daß ich ein Abendländer sei; aber diesen hellen, klaren, außerordentlich ehrlich blickenden blauen Augen gegenüber, die jetzt auf mich gerichtet waren, fühlte ich mich nicht imstande, etwas anderes als die Wahrheit zu sagen. Ich ersah aus einer schnellen Bewegung ihres Kopfes, daß sie sich nicht unangenehm überrascht fühlte. Sie fuhr fort: „Im Abendland? Und wo wolltest du jetzt hin?“
    „Durch das ganze Ardistan.“
    „Dann bist du entweder ein sehr unvorsichtiger oder ein sehr kühner Mann. Denn der Mir von Ardistan würde dich höchstwahrscheinlich töten lassen, sobald er erführe, daß du ein Abendländer bist. Glücklicherweise aber wirst du diesem Tod entgehen, weil du gar nicht zu ihm kommst, sondern für immer bei uns bleibst. Nach den Gesetzen unseres Landes bist du unser Eigentum.“
    „Nach den Gesetzen meines Landes aber bin ich es nicht“, entgegnete ich.
    „Wir haben den Gesetzen unseres Landes zu gehorchen, nicht aber den Gesetzen des deinigen!“
    „Das begreife ich. Und du wirst ebenso begreifen, daß ich den Gesetzen meines Landes zu gehorchen habe, nicht aber den Gesetzen des eurigen!“
    „Du willst dich gegen uns wehren?“
    „Ja.“
    „Es wird vergeblich sein!“
    „Du irrst. Bisher war es sehr von Erfolg. Wir befinden uns keineswegs in eurer Gewalt. Wir sind frei. Dagegen ist

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