24 Stunden
des Wagens, fand ein paar Kleenextücher und stopfte sie in die Schusswunde. Sie versuchte, den Schmerz zu ertragen, drehte sich um und stieß die Wagentür auf.
Karen ließ sich auf die Straße fallen und wartete, bis ihre Beine folgten. Anschließend rollte sie sich auf den Bauch und blieb reglos liegen. Ihre Bewegungsunfähigkeit machte sie wütend, doch es grenzte an Utopie, aufstehen zu wollen. Als sie brennenden Flugzeugtreibstoff roch, änderte sie ihre Meinung.
Will lief mit gespreizten Beinen den Abhang zu Abby hinunter, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Abby ging mit strahlenden Augen ein paar Schritte auf den Standstreifen zu.
»Ich wusste, dass du kommst, Daddy!«
Will nahm sie in seine Arme und drückte sie fest an sich.
»Wo ist Mama?«, fragte Abby. »Ist Mama bei dir?«
Will wusste nicht, was er sagen sollte. »Komm her, Liebling. Wir suchen sie.«
»Warte. Huey ist verletzt.«
»Was?«
»Er ist im Auto eingeklemmt. Er blutet!«
Obwohl Will keine große Lust hatte, Abbys Kidnapper zu helfen, ging er ein Stückchen näher an den Rambler heran und sah, dass der Mann schwer verwundet war. Es roch stark nach Benzin. Wenn der Wagen Feuer fing, würde der Mann bei lebendigem Leibe verbrenne n.
»Hilf ihm, Daddy!«
Will stellte Abby auf den Boden und lief zur Fahrertür. Sie hatte sich bei dem Aufprall nicht verzogen, aber Huey war hinter dem Lenkrad eingeklemmt. Bei seinem Gewicht konnte Will ihn unmöglich aus dem Wagen ziehen.
»Huey!«, rief er. »Helfen Sie mir! Bewegen Sie sich!«
Der linke Unterarm des Mannes war fast so dick wie Wills Oberschenkel. Will umklammerte ihn mit beiden Händen und zog mit all seiner Kraft. Huey stöhnte wie ein wütender Bulle, als er sich auf seinem Sitz rührte und auf den Boden fallen ließ. Der Abhang war steil genug, damit Will ihn vom Auto wegrollen konnte. Mehr konnte er nicht für den Mann tun.
»Komm, wir suchen Mama!«, rief Abby.
Will hatte Abby versprochen, dass sie Karen suchen würden, aber er wusste gar nicht, wie er das anstellen sollte. Es wäre wahrscheinlich das Beste, wenn sie sich im Wald versteckten und warten würden, bis die Polizei auftauchte. Aber wenn Hickey in dem silbernen Camry gesessen hatte? Und wenn Karen noch immer bei ihm war? Sie könnte gefesselt und geknebelt auf dem Rücksitz oder verwundet im Kofferraum liegen. Jetzt hätte er gerne Cheryls Pistole bei sich gehabt, aber die Waffe war mit dem Flugzeug explodiert.
Er nahm Abby in seine Arme und schaute auf den Standstreifen. Oben auf dem Hang standen Dutzende von Menschen und schauten ihn an. Es hatten sich sicher Hunderte von Fahrzeugen gestaut. Ein filmreifes Verkehrschaos. Und wenn Hickey sich unter die Leute gemischt hatte? Egal -irgendjemand dort hatte bestimmt eine Waffe. Sie waren hier in Mississippi. Eigentlich müssten alle Waffen haben. Will hob Abby auf seinen Rücken und ging den Abhang hinauf.
Cheryl setzte sich zwischen die Bäume auf dem Hügel, der die nach Süden und Norden führenden Spuren trennte, und versuchte zu Atem zu kommen. Die Szene, die sich ihrem Blick bot, erinnerte an einen Spielberg-Film. Es war so, als sähe sie vom Dach eines Gebäudes einer Parade zu. Cheryl hatte das als Kind einmal gemacht. Mit ihrem leiblichen Vater. Aber bei dieser Parade war allerhand schief gegangen Das Flugzeug des Arztes brannte noch immer und schleuderte eine schwarze Rauchsäule wie ein Raffineriefeuer in die Luft. Der Fahrer des Schwertransporters stolperte rückwärts auf das Feuer zu, um sich vermutlich den Schaden, den sein Laster angerichtet hatte, anzusehen. Hinter dem Flugzeugwrack stauten sich Fahrzeuge, so weit das Auge reichte, und Hunderte von Menschen stiegen aus den Wagen. Am Flugzeug standen erst wenige Menschen, als ob die Schaulustigen spürten, dass die Show noch nicht vorbei war. Zumindest war dem kleinen Mädchen nichts passiert. Cheryl hatte gesehen, dass der Arzt Abby die Straße hinauf getragen hatte.
Wenn sie nicht im Gefängnis landen wollte, musste sie jetzt abhauen. Am besten wäre es wahrscheinlich, wenn sie zu der nach Norden führenden Spur gehen würde und sich von einem geilen Vertreter mitnehmen ließ. Sie sah sicher nach dem Absturz ziemlich mitgenommen aus, doch das interessierte Männer in der Regel überhaupt nicht. Jedenfalls nicht, wenn man 26 war und einen makellosen Körper hatte, mit dem man für die teuersten Dessous Modell stehen konnte.
Cheryl richtete sich auf, als sie sah, dass Hickey hinter einem Wagen
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