2403 - Mission CHEOS-TAI
Bein. Er spürte den eiskalten Körper seiner Schwester, sah ihre leblosen, toten Augen, die er in Wirklichkeit nie gesehen hatte, sondern nur in seinen Albträumen.
„Angst überwindet man durch Mut!", schrie er, und es war ihm völlig gleichgültig, dass Limbox es hörte. Er würde nicht zulassen, dass das alte Schreckgespenst seiner Kindheit zurückkam, das er besiegt gewähnt hatte. Nie mehr sollte ihn Furcht davon abhalten, das Richtige zu tun.
„Wir müssen landen!", rief Limbox.
„Fehlfunktionen mehren sich. Das ist eine teuflische Mischung aus Feuer und Strahlung, in die wir hier hineingeflogen sind.
Wenn ich weiterfliege, kann es passieren, dass wir mit irgendwas zusammenprallen und entweder abstürzen oder zudem noch Viz und Lyrami unabsichtlich töten."
Pothawk trug einen rundum geschlossenen Einsatzanzug und aktivierte den Schutzschirm. Noch während Limbox landete, verließ er durch eine Strukturlücke den Jet.
Per Anzugaggregat, Hand- und Sichtsteuerung flog er mitten durch die Flammen. Der Boden war zum Teil glutflüssig geschmolzen. Von den Gebäudeanlagen des Fort-Komplexes war kaum etwas übrig. Schwelende Mauerbruchstücke lagen wie willkürlich zerstreut.
Es war das reinste Chaos. Die Shariden hatten ganze Arbeit geleistet.
Pothawk bearbeitete die Anzeigen seines Anzugs. Sie flackerten und wechselten ohne erkennbares System. Zumindest die ausgesprochen robust konzipierten Aggregate für Antrieb und Schutzfelder funktionierten einwandfrei, wenn auch gewiss nicht mehr allzu lange. Die Hitze und die Strahlungswerte würden ihn in Sekundenschnelle töten, wenn die Schilde zusammenbrachen.
Pothawk versuchte sich der letzten bekannten Position des Einsatzteams zu nähern – ohne funktionierende Sensoren und Karteneinblendungen eine beträchtliche Herausforderung. Aber es ging um das Leben seines großen Bruders. Das war beinahe jedes Risiko wert. Er würde Viz nicht sterben lassen, so wie Pouxai. Er würde nicht zu spät kommen. Die Hitze würde nicht den gleichen Preis fordern wie die Kälte des Brunnens.
Viz und die anderen waren in einem Korridor in der dreiundzwanzigsten subplanetaren Ebene tätig gewesen, als die Explosionen der Mission ein jähes Ende setzten.
Die Zeit verging unbarmherzig. Mit jeder Minute sanken die Chancen der bislang Überlebenden. Mit jeder Minute stieg das Risiko für ihn.
Ein Krater tat sich vor ihm auf. Fetzen und dumpf gähnende dunkle Löcher an den Rändern des Kraters zeigten, wo einst die geordneten Stockwerke des unterirdischen Fort-Komplexes gewesen waren.
Flammen loderten an vielen Stellen, und immer wieder fielen krachend metergroße Bruchstücke in die Tiefe, gefolgt von malmenden Erdmassen.
Pothawk blieb keine Zeit, um nachzudenken. Er steuerte in den Krater. Zählte die Stockwerke, deren ausgeglühte Überreste ein trauriges Bild boten.
Feuer flackerten.
Siebzehn.
Neunzehn.
Einundzwanzig.
Ziel.
Pothawk flog in die dunkel gähnende Öffnung – wie einst der Brunnen, dachte er und schauderte. Hier brannte nichts. Das gab Viz und Lyrami eine Chance. Zumindest theoretisch.
Das Licht der in den Kampfanzug integrierten Lampe riss einen streng abgegrenzten Bereich aus der Dunkelheit. Die Orter zeigten nichts. Zumindest die Kampfanzüge der Überlebenden hätten ...
Ein Signal!
Nur wenige Meter neben ihm.
Pothawk steuerte es an und blickte in die toten Augen der jungen Laosoor Lyrami, die noch vor einer Stunde eine hoffnungsvolle Meisterdiebin gewesen war.
Ihre Wunden waren entsetzlich, und sie lag in einer riesigen Blutlache.
Das System seines eigenen Anzugs gab Alarm. Er musste umkehren, wenn er sich selbst in Sicherheit bringen wollte.
Fieberhaft suchte er die Ortungswiedergabe ab. Und fand eine weitere Anzeige.
Sie musste vom Einsatzanzug seines Bruders stammen.
„Du musst umkehren", warnte ihn sein Anzugssystem akustisch.
Pothawk achtete nicht darauf. Sein Bruder war ganz in der Nähe. Er folgte dem Signal. Ein Berg aus Schutt, den geborstenen Überresten einer Wand, in der ein Aggregat explodiert war.
Darunter musste Viz liegen.
Pothawk blieb keine Zeit. Er zog einen Desintegrator, schaltete ihn auf niedrigste Leistung und zerstrahlte den Schutt millimeterweise, bis er etwas Rotes schimmern sah.
Dann steckte er den Strahler weg und schob einen Brocken Metall beiseite. Über ihm knirschte es. Der ganze Schuttberg kam ins Rutschen. Mit gewaltigem Getöse brach ein riesiger Brocken aus der Decke und raste auf die
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