2404 - Versteck am Black Hole
umschloss. Das schalenförmige Gebilde an ihrem Körper versuchte etwas mitzuteilen und sah keine Möglichkeit, unmittelbar mit dem Bewusstsein der Trägerin in Kontakt zu treten.
Das Wispern in ihren Gedanken hörte auf. Als sie sich erleichtert in ihrem Sessel zurücklehnte und dabei die Orterholos Delfhals ansah, kehrte es vehement zurück. Es verursachte ihr leichte Übelkeit, die nachließ, sobald sie sich abwandte und sich mit etwas anderem beschäftigte. Immer wenn ihre Gedanken und ihr Blick zu den Holos und dem Stern zurückkehrten, war es wieder da.
Das war ein eindeutiger Zusammenhang.
„Etwas ist mit Delfhal nicht in Ordnung", verkündete Kamuko. „Was werden wir dort finden? Die JULES VERNE?"
Dieser Gedanke lag ihr inzwischen nicht mehr so fern wie noch vor Stunden. Ihr eigenes, schwankendes Urteilsvermögen stand im Wettbewerb mit dem Brustpanzer ihrer Nachtlicht-Rüstung, der konkrete Dinge zu erkennen schien.
Willst du mich vor Rhodan warnen?
Fieberhaft überlegte sie, wie sie es herausfinden konnte. Den fragenden Blick Hronfladdes bemerkte sie, auch ohne den Shoor’zai anzusehen.
„Wir ziehen uns zurück", sagte sie.
„Wer immer sich dort vorn versteckt hält, soll überzeugt sein, dass wir endgültig abgeflogen sind."
*
Die TAROSHI entließ eine winzige Sonde. Das Flaggschiff schleuste das Kügelchen nicht aus, sondern „gebar" es durch eine energetische Feldmembran. Hronfladde erhöhte den Innendruck in der kleinen Kammer, dann durchdrang das Kügelchen die Membran und driftete mit geringer Beschleunigung und wenig Drall hinaus ins All.
Kurz darauf verkündete die TAROSHI das Ende der Suche und flog davon. Die anderen Schiffe taten es ihr gleich.
Zwanzig Lichtjahre entfernt tauchte sie wieder auf.
Noch einmal berief Kommandant Hronfladde alle Schiffe zurück und bezeichnete den durchsuchten Bereich in einer ausgesprochen schäbigen schauspielerischen Darstellung als „gähnend ergebnislos, enttäuschend leer".
Kamuko hoffte, dass es genügen würde, den Feind zu täuschen. Hronfladde war zu sehr Soldat, um im darstellenden Spiel überzeugen zu können.
Mit dem Indexwert zwei wechselte die gesamte Flotte in den Halbraum und absolvierte eine Distanz von fünfhundert Lichtjahren, ehe sie in den Normalraum zurückkehrte.
„Wir warten sechs Stunden", entschied die Prinzipa. „Dann werden wir sehen, was geschieht."
Kamuko verbrachte die Wartezeit in ihrer Kabine. Ihre Gedanken weilten bei ARCHETIM und der Frage, ob er inzwischen so weit erwacht war, dass sie Kontakt zu ihm aufnehmen konnte.
Kamuko rechnete auch damit, endlich den Ruf zum Aufbruch des Trecks zu erhalten. Dann hätte sie alles andere stehen und liegen lassen und wäre diesem Ruf gefolgt.
Zunächst aber musste sie herausfinden, was es mit der Warnung des Brustpanzers auf sich hatte.
Die Aeganerin ging zunächst unruhig in ihrer Kabine umher. Dann ließ sie sich in einen Sessel sinken. Nach einer Weile schloss sie die Augen und versuchte, Kontakt zum Brustpanzer zu erhalten. Er reagierte nicht. Einer Eingebung folgend, nahm sie ihn ab und hielt ihn sich mit dem Relief gegen die Stirn.
Auch dieses Mal klappte es nicht.
Kamuko zog ihn wieder an und verbrachte die restliche Zeit mit der Sichtung von Nachrichten und Informationen aus der gesamten Galaxis. Überall dominierten die Meldungen von Traitank-Sichtungen und von Angriffen der Pressor-Garde. In Einzelfällen gelang es, diese zurückzuschlagen. In den meisten Fällen aber blieb nur die sofortige Flucht.
Eine Viertelstunde vor Ablauf der sechs Stunden kehrte Kamuko in die Zentrale zurück. Sie schleuste eines der Beiboote aus, eine Standardwalze mit 19,8 Metern Länge und einem Durchmesser von 6,6 Metern. Anschließend löste sie in der TAROSHI Alarm aus.
„Bemannt alle Beiboote, kontrolliert die Waffensysteme! Bei meiner Rückkehr von der Sonde muss das Schiff in jeder Hinsicht einsatzbereit sein."
Hronfladdes Augen glühten hellrot, ein deutliches Zeichen seiner Begeisterung. Der Shoor’zai gierte danach, endlich wieder einen Kampfeinsatz fliegen zu dürfen. Offiziere wie er fühlten sich dort wohl, wo sie ihre Fähigkeiten einbringen konnten. Im Alltagsbetrieb verkümmerten sie.
Kamuko wechselte in das Beiboot und flog in die Nähe des Delfhal-Systems. Die Aeganerin rieb ihre Kauleisten aneinander. Es stimulierte ihre Sinne und überdeckte ein wenig ihre Nervosität. Der Weltraum in der näheren Umgebung schien leer zu sein, aber
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