2404 - Versteck am Black Hole
Pflicht und der Schuld, auf beiden Seiten.
Kurz darauf stand sie erneut im Schaltzentrum und ließ sich die neuen Erkenntnisse zeigen.
„Es geht um die JULES VERNE!", erläuterte Folsson Brack und wies auf ein sich drehendes Hologramm des Hantelraumschiffs sowie eine Sternkarte. „Staffelkommandeur Facto Rimmfal hat uns eine Reihe von Beobachtungen übermittelt, die auf ihren Verbleib hinweisen könnten."
Gemeinsam mit ihrem Stellvertreter ging Kamuko die Daten durch. Anfangs hatten die Suchschiffe ihren Fund gar nicht bemerkt. Erst bei der späteren Auswertung aller Daten war es aufgefallen.
„Die Anomalien weisen auf den Einsatz hochwertiger, fremdartiger Ortungsdämpfer hin", erkannte die Generalin. „Sie arbeiten in Bereichen des Hyperspektrums, die wir mit unseren Geräten nur unzureichend erfassen können. Wo wurden diese Anomalien angemessen?"
„Im Sektor Elogriv", gab Brack Auskunft. Sein Gesichtsausdruck bewies, dass er ahnte, was nun kommen würde.
„Meldung an die TAROSHI: Ich komme an Bord und kümmere mich persönlich um diese Sichtung."
Sie wandte sich um. „Ist noch etwas?"
Folsson Brack machte eine zustimmende Geste. „Das Ergebnis der Untersuchung des Gewölbe-Tresors ist soeben eingetroffen. Zum fraglichen Zeitpunkt ist ein Zugriff auf die Daten des GESETZ-Gebers erfolgt."
„Wer hat den Zugriffskode eingegeben?"
„Niemand. Der Zugriff erfolgte intern."
Kamuko erstarrte für einen Moment.
Jemand hatte die Daten direkt in der Oghortronik abgefragt? Wie war das möglich?
Die Teile der Nachtlicht-Rüstung hatten fliehen können, der Datenspeicher nicht.
Der nächste Gedanke brachte die Prinzipa noch mehr durcheinander.
Wenn die Datendiebe unbemerkt ins Innere einer Oghortronik vordringen konnten, wozu waren sie außerdem in der Lage?
*
An der TAROSHI schätzte Kamuko vor allem die Weitläufigkeit der Räume, die ein wenig den Eindruck vermittelten, sich auf einem Planeten und nicht an Bord eines Raumers zu befinden. Es unterschied die großen Schlachtschiffe von den kleineren Einheiten des SYSTEMS. Die TAROSHI besaß eine Länge von knapp zwei Kilometern und einen Rumpfdurchmesser von 660 Metern. Dort, wo die Ringwulste das Schiff umgürteten, lag er bei 726 Metern.
Hronfladde, ihr diensthabender Kommandant-Stellvertreter aus dem Volk der Shoor’zai, holte die Prinzipa am Transmitter ab. Er überragte die meisten Shoziden um ein gutes Drittel, und seine rötlich braune, üppig eingeölte Haut ließ den kompakt gebauten Zweibeiner mit dem absurd winzigen Kopf wie einen Exoten in der schohaakisch dominierten Zentrale wirken.
Von der Projektionssäule in der Mitte des kreisrunden Raumes geleitete er die Generalin hinüber zu den Konsolen, die den Raum säumten.
„ARCHETIM sei mit dir, Prinzipa!", rollten ihr die Worte in der typisch getragenen, kraftvollen Tonlage entgegen. „Dein Flaggschiff ist startklar."
In knappen Worten informierte sie ihn über ihre Absichten. Was sich auf Oaghonyr ereignet hatte, behielt sie für sich. Es ging ihn nichts an.
„Du könntest dich aller Probleme mit diesem Rhodan und seinem Schiff entledigen, wenn du die JULES VERNE zum Abschuss freigeben würdest", sagte er.
„Das werde ich nicht tun. Noch nicht. Er besitzt eine Aura wie meine eigene, nur um einiges stärker und intensiver. Es ist die eines Ritters der Tiefe, und ich kann spüren, dass sie ihm von den Ordnungsmächten verliehen wurde. Niemand dient den Ordnungsmächten und entledigt sich seiner Pflichten dann, um für den Feind zu wirken."
„Ich verstehe." Die roten Schlitzaugen des Shoor’zai verengten sich weiter. „Damit ist er unser potenzieller Verbündeter."
Kamuko richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Anzeigen der Triebwerke.
Der Etarodd-Index erwachte zum Leben, kroch langsam aus dem Nichts die vorhandene Skala aufwärts. Gleichzeitig begann sich das kugelförmige Marasan-Ballonfeld am Heck des Schiffes zu verformen. Es bildete eine immer deutlichere Tropfenform nach hinten aus.
Die TAROSHI nahm Fahrt auf.
Die Antriebstechnik der SYSTEM-Schiffe hatte Kamuko fasziniert, seit sie zum ersten Mal eines gesehen hatte.
Die Kombination aus passivem und aktivem Antrieb, deren Grundlagen – der Überlieferung nach – von den drei Techno-Großmeistern Aslyr Etarodd, Shahan Oghor und Tanutuloch Marasan geschaffen worden waren, fand bis heute nichts Vergleichbares.
Die passive Komponente bildeten die Oghor-Hyperdimfelder, je nach ihrer spezifischen
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