2407 - Aufbruch nach Tare-Scharm
visierte einen der Projektoren im stilisierten Schulterbereich der Maschine an. Der blassgrün flirrende Desintegratorstrahl schien jedoch von der Oberfläche abzuperlen wie Wasser von einer heißen Platte – nahezu gleichzeitig spürte Rhodan eine unsichtbare Kraft, die seine Finger vom Waffenkontakt löste.
„Irgendetwas ist mit dem Dual!", rief Gucky. „Ich spüre paranormale Impulse, die von dem Kopfsegment des Roboters ausgehen!"
„Genauer!"
„Geht nicht! Das ist wie ...", Gucky starrte den Trageroboter an, über dessen Oberfläche Flammenzungen wie Elmsfeuer huschten, „... als würde sich der Dual von uns entfernen ..."
„Ekatus Atimoss setzt Parapolarisatoren ein!", fauchte Pothawk dumpf.
„Das ist der einzige Weg, auf dem er uns noch entkommen kann."
„Wir folgen ihm!", entschied der Terraner. Pothawk hatte ihm erklärt, wie die Parapolarisatoren durch mentalen Befehl zu aktivieren waren.
Ein Schleier schien sich über das Geschehen zu legen. Für wenige Augenblicke war es Rhodan, als versinke die Umgebung in wehenden Nebelschwaden.
*
Seine Anspannung wich einer gewissen Erleichterung. Das erste der bernsteinfarbenen Kügelchen gehorchte ihm tatsächlich. Ebenso gut hätte es aber rebellieren und ihn behindern können, denn schließlich war es von einem Angehörigen der Chaos-Truppen hervorgebracht worden. Perry Rhodan wiederum trug die Aura eines Helfers der Ordnungsmächte. Damit waren sie Gegner.
Das Kügelchen, dessen Wirkung vier bis fünf Minuten lang anhalten würde, scherte sich darum offenbar nicht. Es hatte ihn auf ein Energieniveau versetzt, das sich von seiner Existenzebene nur um eine mikroskopische Nuance unterschied. Allerdings war er nicht eingeschlossen in ein winziges eigenständiges Kontinuum, sondern er konnte von diesem Niveau aus beobachten, obwohl er selbst jedem außerhalb verborgen blieb, der sich nicht desselben Hilfsmittels bediente.
Schattenhaft sah er Gucky, und er hätte nur den Arm ausstrecken müssen, um den Ilt zu berühren. Der Kleine schaute hastig um sich. Er schien nicht einmal mehr espern zu können, wo Rhodan sich befand.
In demselben Zustand, in den sich der Terraner versetzt hatte, waren Commander Pothawk und dessen Brüder in der Lage gewesen, durch Wände zu gehen.
Rhodan ging auf den Trageroboter des Ekatus Atimoss zu, der sich mittlerweile schwerfällig über den Boden schleppte.
Die Maschine war ein halbes Wrack, aber sie setzte sich mit der Sturheit ihrer Programmierung gegen die Laosoor zu Wehr.
„Pothawk!", rief Perry Rhodan. „Bist du hier, Pothawk?"
Die Sicht reichte nicht weit, und nicht einmal die Perfektion des SERUNS konnte daran etwas ändern. Alles ringsum schien in fortwährender Bewegung begriffen zu sein, eine Welt, deren Grenzen sich in unaufhörlich fließender Bewegung befanden, die keinen Stillstand kannte und wohl deshalb keine massiven Hindernisse.
Schwankend versuchte der Roboter, sich wieder aufzurichten. Mehrere Strahlschüsse trafen ihn und ließen die Hülle aufplatzen. Perry Rhodan konnte sehen, dass der Dual sich tatsächlich nicht mehr in der Kopfkanzel befand.
Ekatus Atimoss verbarg sich in der vermeintlichen Sicherheit des veränderten Energieniveaus. Ein nur achtzig Zentimeter großes Geschöpf, das aus zwei denkenden und fühlenden Individuen zusammengesetzt worden war, für die dieser Zustand nur die Hölle sein konnte. Oder eine Verheißung? Aus menschlicher Sicht war die Erschaffung eines Duals eine Perversität. Rhodan wusste nicht, was sich dahinter verbarg, was die Triebfeder dafür war, dass Duale über mindestens zwanzig Millionen Jahre hinweg in der Terminalen Kolonne TRAITOR eine exponierte Stellung einnahmen. Wurden sie für die Existenz in einer Negasphäre konditioniert? Oder kam in ihnen eine Art besonderer Verheißung zum Tragen?
Seine Gedanken schweiften ab zu seinem Sohn Michael. Sein eigen Fleisch und Blut war von der Kolonne zu einem Dual gemacht worden, zu einer Schimäre, halb Mor’Daer, halb Mensch. Auch wenn Rhodan sich alle Mühe gab, sein inneres Aufbäumen zu verbergen – er tat sich schwer, das zu begreifen.
Warum?, schrie manchmal alles in ihm, und dann suchte er nach Gründen und plausiblen Erklärungen, aber er fand sie nicht. Nichts jedenfalls, was ihm geholfen hätte, mit seinem Entsetzen fertig zu werden. Er kannte das Leben und glaubte, in beinahe drei Jahrtausenden alle Facetten menschlichen Daseins kennengelernt zu haben. Die Frage nach dem Sinn
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