2409 - Grenzwall Hangay
„Ich brauche dich wohl nicht daran zu erinnern, mein Ritter, dass eine Fehlerquote von fünf Prozent oder weniger fatale Folgen haben kann."
„Eben deshalb will ich notfalls auch die Raum-Zeit-Router nutzen können."
„Wobei vollkommen unklar ist, ob wir dies überhaupt vermögen."
„Doktor Indica", Atlan neigte den Kopf kurz der Wissenschaftlerin zu, bevor er wieder zum mächtigen Schädel seines ehemaligen Orbiters aufblickte, „wurde von mir gebeten, entsprechende Forschungen in die Wege zu leiten und zu koordinieren."
„Ich wünsche Ihnen viel und raschen Erfolg, Doktor. – Das ändert nichts daran, dass du unsere als unauffällig geplante Einreise in ein tödlich gefährliches Kommandounternehmen verwandeln willst und die Sicherheit des Geschwaders noch diesseits des Grenzwalls aufs Spiel setzt.
Statt uns mit ganzer Kraft der Barriere zu widmen, müssen wir wahrscheinlich gleichzeitig Angriffe der im Sektor Gan massierten Chaos-Truppen abwehren. Bei aller Freundschaft, Atlanos, das würde ich sogar im Zustand der Drangwäsche als fahrlässig erachten."
Cosmuel Cain, die lange Zeit geschwiegen hatte, räusperte sich und sagte: „Wir Friedensfahrer könnten euch hingeleiten und das Geschwader mit den OREON-Hauben unserer Kapseln schützen, zumindest bis zum Erreichen des Grenzwalls.
Dadurch sollte das Risiko einer Entdeckung deutlich reduziert werden."
„Davon bin ich ohnehin ausgegangen.
Meinem Planhirn zufolge reicht jedoch diese Sicherheitsvorkehrung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht aus. Zu stark ist die Präsenz der Kolonnen-Einheiten im fraglichen Sektor."
Die Cyno an Kantirans Seite zwinkerte schelmisch. „Unterschätzen Sie nicht die Möglichkeiten der Friedensfahrer. Einige von uns sind wahre Könner auf dem Gebiet der Illusion, Ablenkung und Verwirrung. Ich denke da etwa an ’nan-Si, den Luminisziden, Pardikkavom-Strich oder auch Ejdu Melia."
„Wir sind momentan personell sehr gut besetzt", bekräftigte Polm Ombar. „Neben dem Geleitschutz, den ich auf alle Fälle verdoppeln würde, könnten wir weitere zweiunddreißig OREON-Kapseln erübrigen, um das eine oder andere Ablenkungsmanöver zu veranstalten."
Er wechselte einen Blick mit Kantiran. „Selbstverständlich, ohne ihre Identität preiszugeben."
„Keine Sorge", nahm Perrys Sohn den Faden auf, „derartige Streiche sind unseren Leuten durchaus zuzutrauen. Shmock, Bylilin oder die Banthusische Schwesternfigur haben schon ganz andere Stückchen geliefert. Es geht schließlich nur darum, für kurze Zeit einige Kolonnen-Einheiten aufzuscheuchen."
Nun war es an Atlan, den Advocatus Diaboli zu mimen. „Wäre ich Kommandeur der TRAITOR-Truppen, würde ich hinter plötzlichen, offensichtlich unsinnigen Attacken sofort den Braten riechen und erst recht die Aufmerksamkeit erhöhen."
„Aber nicht, wenn das Ablenkungsmanöver just als solches kaschiert ist", sagte die Cyno. „Vorschlag ins ganz Unreine: An Punkt X gehen diverse Bomben hoch, energetisches Spektakel direkt im Kurs eines treibenden Kolonnen-Docks, es werden immer mehr ... Und während die Traitanks nachsehen kommen, kümmern sich als Piratenschiffe getarnte OREON-Kapseln schon um eine kleinere, unbewaffnete Transporteinheit abseits, die sie vorgeblich zu kapern versuchen! Nur kurz, dann hauen sie unerkannt ab."
Cosmuel Cain lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Womit die Kolonne eine Erklärung für das Ablenkungsmanöver hat – welches gleichwohl seinen Zweck erfüllt."
„Nicht schlecht", gab Atlan zu.
„Danke. Aber ich bin sicher, unserem Strategen Verturlidux-44 fällt eine noch viel elegantere Lösung ein. Jedenfalls könnt ihr die Details getrost uns überlassen."
Damit gab sich nun auch Domo Sokrat zufrieden. Nach Rücksprache mit den Schiffskommandanten und Werftingenieuren einigte man sich darauf, am 21. Juni 1346 NGZ um zwölf Uhr Mittag in Richtung des Sektors Gan zu starten.
Für den Flug über 18.818 Lichtjahre wurden bei einem mäßigen Überlichtfaktor von 850.000, also rund 97 Lichtjahren pro Stunde, knapp sieben Tage veranschlagt.
*
Nicht nur für die Teilnehmer der Expedition, auch für Kantiran und Cosmuel war die Stunde des Abschieds vom Irrläufermond Cala Impex gekommen.
Er habe weder seinen Vater noch seinen Halbbruder näher kennengelernt. Die Nachricht, dass Danton eventuell noch am Leben war, wolle er ihrer beider Vater Perry Rhodan persönlich überbringen, zusammen mit den konservierten
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