2409 - Grenzwall Hangay
bei einem Wert von derzeit zwischen fünfzig und hundert Lichtjahren."
Atlans Augen begannen wieder einmal zu tränen. „Diese Distanz sollte sich bewältigen lassen. Falls es uns gelingt, eine solche Stabilzone zum Einflug zu erwischen, verbunden mit der korrekten Berechnung einer von dort ausgehenden Schneise oder eines Korridors, dürfte zumindest für eine gewisse Strecke der Betrieb von Linearaggregaten gewährleistet sein."
„Die BURTON, die drei Musketiere und die vier Tender könnten sich quasi in Schleichfahrt von einer Stabilzone zur nächsten vorantasten, meinst du?" Kantiran schüttelte zweifelnd den Kopf. „Was, wenn die angepeilte Zone unerwartet erlischt? Ohnehin kann man an die Verlässlichkeit dieser Prognosen glauben oder auch nicht."
Insgeheim gab Atlan ihm recht. Andererseits hielt der Nukleus der Monochrom-Mutanten große Stücke auf ESCHER ...
„Die Menschheit, die Milchstraße, die Lokale Galaxiengruppe", sagte er rau, „sind jedes Risiko wert."
Perrys Sohn presste die Lippen aufeinander und nickte bedächtig. Dann klatschte er in die Hände. „Lasst uns eine Pause einlegen, damit einfach gestrickte Hirne wie meines das Gehörte verarbeiten können."
Personalia (IV)
Ich bin ein Träumer.
Manche sagen auch, ein Chaot. Nein, kein Angehöriger der Chaosmächte; bloß ein junger Mann, der noch nicht so recht weiß, was er eigentlich will.
Ich habe halt so viele verschiedene Interessen! Und immer tausend Sachen gleichzeitig am Laufen. Schrecklich.
An meinem Arbeitsplatz kann ich ganz gut Ordnung halten. Privat hingegen geht es ständig drunter und drüber. Nicht erst einmal haben sich die anderen Bewohner meines Mannschaftsdecks über den Saustall beschwert, den ich schon nach kurzem Aufenthalt in den Gemeinschaftsräumen hinterlasse. Die Servo-Roboter sind restlos damit überfordert, hinter mir herzuräumen ...
Das war schon immer so. Ausgenommen die kurzen Phasen, in denen ich eine Freundin hatte. Da reiße ich mich offenbar zusammen.
Derzeit sieht es diesbezüglich aber eher schlecht aus. Ich bin vollauf damit beansprucht, mich innerhalb des Geschwaders und der BURTON zurechtzufinden.
Außerdem habe ich noch nicht so recht den Dreh heraus, wie so was unter derartigen Umständen abläuft. Das unterrichten sie nämlich nicht auf der Raumakademie! Und diese Expedition ist mein erster Langzeit-Einsatz.
Hoffentlich nicht mein letzter ...
Ich meine, schon morgen können wir alle Geschichte sein. Fängt man da gar nicht erst etwas an? Oder agiert man – und vor allem „frau" – deswegen umso freizügiger?
Keine Ahnung. Bis jetzt sind meine zugegeben halbherzigen Bemühungen im Sand verlaufen. Gefallen hätte mir so manche. Aber keine zeigte sich geneigt.
Ich habe nur Nieten gezogen, auf breiter Front. Denn selbstverständlich sind auch meine erotischen Interessen weit gefächert ...
Sogar in meinen Fachgebieten muss ich verdammt aufpassen, mich nicht zu verzetteln. Man sollte meinen, dass die verwandten Felder von Anästhesie und Pharmakologie längst lückenlos erforscht sind.
Irrtum! Selbst die Aras geben zu, dass sie ständig auf Neues stoßen.
Nicht zuletzt hat sich seit der Erhöhung der Hyperimpedanz wieder eine Fülle von Fragen aufgetan. Und ich will sie natürlich alle auf einmal beantworten.
Schon während des Studiums habe ich viel zu viele Fächer belegt, viel zu viele Herausforderungen zugleich angenommen. Bis heute hat sich daran nichts geändert. All die Newsletters, die ich abonniert habe, könnten zehn Burschen meines Kalibers nicht in der verfügbaren Zeit durchlesen.
So bin ich eben: Ich gucke mal hierhin, mal dorthin, und währenddessen stolpere ich über meine eigenen Füße.
Ein Gutes hat meine Zerstreutheit, vielmehr Zerrissenheit: Gewissermaßen verdanke ich ihr, dass ich für diese Mission ausgewählt wurde.
Bessere Bordärzte gäbe es wie Sand am Meer. Aber jemand, der zwar nicht viel Ahnung hat, das jedoch in unzähligen, teils sehr exotischen Bereichen – da mussten sie anscheinend mit mir vorliebnehmen.
Mein Name: Marc Alphonsinus Herren.
Mein Ziel: Hangay (glaube ich).
4.
Der Ritter und der Philosoph
Androiden der Friedensfahrer hatten diverse Getränke und Imbisse vorbereitet.
Indica verzichtete darauf, sich an der reich gedeckten Tafel zu bedienen. Stattdessen ließ sie sich von ihrem kleinen Arbeitsroboter Deco-2 einen nähr- und ballaststoffreichen Riegel geben, der genau auf ihre Bedürfnisse abgestimmt
Weitere Kostenlose Bücher