Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

2420 - Ketschuas Mondflug

Titel: 2420 - Ketschuas Mondflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Schmerz, Lähmung und Qual. Wenn es nicht bald erlosch, würde es auch den Tod bedeuten. Tod für Ketschuas Geist und damit auch für seinen Körper.
    Vor dem jungen Laosoor tanzten blaue Flammen, bildeten Kugeln und bizarre Formen, deren Ränder flackerten. Doch dieses Feuer verströmte keine Hitze, sondern irrlichterte über den Boden und auf dem quaderförmigen, riesigen Ding neben Ketschua, ohne eine Spur der Zerstörung zu hinterlassen.
    Nun, da Ketschua klar denken konnte oder zumindest in der Illusion gefangen war, klar denken zu können – nun wünschte er sich, das Feuer hätte zerstörerische Wirkung, denn dann wäre es endlich vorbei und er müsste nicht mehr leiden.
    Er öffnete den Mund, um seine Pein hinauszuschreien ... Aber ein bläuliches Elmsfeuer zuckte heran, raste über seinen Körper und sprang auf das Metall, mit dem seine Reißzähne überzogen waren.
    Ketschua fühlte sich, als hämmere ein riesiger Felsen auf seinen Kopf, als würde sein Schädel platzen und Licht und Leben ebenso verströmen wie Dunkelheit und Tod.
    Sein Fell verkohlte, das Fleisch wurde von den Knochen geschält, das Blut verdampfte in stinkenden Schwaden.
    Sein Skelett erhob sich zum Totentanz, bis die Knochen klappernd zusammenfielen.
    Noch immer war es nicht vorbei, denn die Gebeine bewegten sich und fügten sich wieder zusammen, gebaren neues Leben.
    Es war nur eine Vision gewesen, ein düsterer Ausdruck seiner Qual, geschaffen von seinem Geist, um das in eine Form zu pressen, was keine Form besaß.
    Irgendwann – war Zeit vergangen? – quoll Ketschuas Geist wieder aus den Tiefen der Verwirrung empor. Er hörte jenes dumpfe Brummen, das diesen Vorgang stets begleitete, und er stellte sich die Fragen, die er sich jedes Mal stellte.
    War Zeit vergangen?
    Wo war er?
    Sollte er die Augen öffnen, um zu sehen, ob sich etwas geändert hatte?
    Es folgten der Schmerz, die Verwirrung, das Versinken, das Dämmern, das Erwachen, das Denken, die Entscheidung, der Schmerz, die Verwirrung, das Versinken, das Dämmern, das Erwachen, das Denken, die Entscheidung, der Schmerz ...
    Und irgendwann fragte er sich, ob er diesen Zyklus nicht schon einmal durchlaufen hatte und ob es nicht Zeit sei, ihn zu durchbrechen.
    Ein Wort tauchte aus der Tiefe des Vergessens auf, glasklar und in seiner Bedeutung überwältigend, ein Wort, von dem er im Unterricht auf der Akademie gehört hatte: Strangeness.
    In den Tiefen der JULES VERNE herrschten hyperphysikalische Phänomene, in deren Wirkung er gefangen war.
    Strangeness bedeutete für ihn Lähmung durch die lodernden Elmsfeuer, Qual für sein Gehirn, das mit einer Paragabe gesegnet und verflucht war.
    Lass die Augen zu!, befahl er sich und kroch auf allen vieren los. Als er eine unendliche Strecke hinter sich gebracht hatte, spürte er noch immer dieselbe Wand in seinem Rücken und wusste, dass er sich keinen Zentimeter bewegt hatte.
    Sein Geist versank in sich selbst, fiel in einen lodernden Wirbel, fing sich in der blauen Aureole und schrie.
     
    *
     
    War Zeit vergangen?
    Ketschua wusste es nicht, doch er sagte sich, dass es so sein musste.
    Qualvoll öffnete er ein Auge und fragte sich, wo er war und wie er hierhergekommen war.
    Ein kleines Feuer loderte nicht weit von ihm auf einem großen Container.
    Seltsamerweise brannte die Flamme in sattem Blau.
    Der junge Laosoor fauchte erschrocken, als er auf seinem Körper, dicht unterhalb seines Schultergurts, eine Flamme entdeckte. Er wollte sie mit der bloßen Hand ersticken, schwang den Ohrententakel – doch der Greiflappen ging durch sie hindurch, als sei sie nicht existent.
    Und das war sie im streng physikalischen Sinn tatsächlich nicht, erkannte Ketschua. Sie verströmte keine Hitze und war kein Ausdruck einer physikalischen Wirkung, sondern entstammte einem hyperphysikalischen Phänomen.
    Strangeness, dachte er erschrocken und warf einen Blick auf seinen Zeitmesser.
    Das Datum brannte sich in seinen Verstand. Es konnten unmöglich dreieinhalb Tausend Jahre vergangen sein, seit er sich an Bord der JULES VERNE geschmuggelt hatte.
    Ketschua drückte sich aus der Ecke der Lagerhalle, kam schwankend auf alle viere und knickte sofort mit den Vorderbeinen ein. Haltlos schlug er auf.
    Der Laosoor versuchte es noch einmal. Statt blauer Kreise explodierten mit einem Mal grell weiße Sterne vor seinen Augen.
    Dann war nichts mehr.
     
    2.
     
    Gucky: Schleifen der Zeit
     
    Gucky, der Mausbiber, seines Zeichens Multimutant und Retter des

Weitere Kostenlose Bücher