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243 - Das namenlose Grauen

243 - Das namenlose Grauen

Titel: 243 - Das namenlose Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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wirklich so rot aus wie der weißhäutige Davie nach einem Sonnenbad. Das neuste Mitglied ihrer Gruppe hatte extrem helle Haut und konnte sich um diese Jahreszeit nur wenige Minuten im Freien aufhalten. Auch jetzt war Davie bereits dunkelrot, obwohl der mächtige Dschungel das Sonnenlicht nahezu aussperrte.
    »Ich habe etwas gefunden«, erklang die dröhnende Stimme Takeos. Trashcan wandte sich neugierig zu dem Androiden aus Plysterox um, der sich langsam zum Boden bückte und einen länglichen, metallischen Gegenstand aufhob.
    »Ein Lasergewehr«, stellte er fest.
    Mr. Black nahm es näher in Augenschein. »Es ist das Gewehr, das ich den beiden Spähern mitgegeben hatte.« Black kontrollierte den Ladestand. »Sie haben es benutzt, der Energiespeicher ist zu zwei Dritteln leer«, sagte er. Ihn fröstelte.
    »Es hat ihnen offenbar nichts genutzt«, meinte Percival Roots. Der fünfundzwanzigjährige Bunkermann entsicherte sein eigenes Gewehr und schwenkte es hin und her.
    »Nee, kann man wirklich nicht sagen«, merkte Trashcan schaudernd an. Sein Blick war auf eine glutrote Pflanze gefallen, die fünf Ausläufer hatte und in Spiralen wuchs. In einem grüngrauen Haufen unter dem seltsamen Gewächs ragte ein Knochen hervor. Der Anführer der Kids-Gang griff mit seinen behandschuhten Fingern danach und zog ihn mit einem Ruck hervor. »Oberschenkelknochen. Von einem Menschen.«
    Alle starrten ihn an. Der Knochen war nicht mehr weiß. Eine schwarzbraune Schicht überzog ihn und hatte sich wie ein Schutzfilm darüber gelegt. Trashcan fühlte, dass er fest war wie Beton.
    »Wirf ihn weg«, meinte Mr. Black hart, während die Androiden näher kamen. Trashcan schleuderte den Oberschenkelknochen davon und Miki Takeo fing ihn geschickt auf. Er betrachtete die feste Kruste, die darum lag.
    »Unser junger Freund hat recht. Das ist ein menschlicher Knochen. Die Schicht, die sich darauf abgelagert hat, lässt sich nicht analysieren.«
    »Und er sendete Dämonen aus, das Fleisch der Ungläubigen zu fressen, und zurück blieben nur ihre bleichen Gebeine…«, murmelte Bruder Mercy.
    »Bleich sind die Gebeine nicht gerade«, spottete Loola. Trashcan sah ihr an, dass sie damit nur ihre Angst überspielen wollte.
    Takeo und Shiro gingen die nähere Umgebung ab und auch die Soldaten und die Kids begannen zu suchen, während die Novizen fleißig beteten. Nach nicht ganz zehn Minuten hatten sie die Gebeine zweier Menschen fast vollständig zusammen.
    Bruder Faith musste sich übergeben. Selbst die hart gesottenen Soldaten waren bleich.
    »Vielleicht war es eine Pflanze«, mutmaßte Takeo. »Einige der Gewächse sondern Säure ab.«
    »Dies ist verfluchtes Land«, meinte Bruder Faith blass. »Bruder Mercy und ich haben beschlossen, nicht weiter in die Gefilde der Hölle vorzudringen. Wir kehren –«
    »Wir gehen gemeinsam weiter«, fuhr ihm Black dazwischen und unterband auch jede weitere Diskussion. »Es wäre viel zu riskant, uns zu trennen. Wir haben noch eine Stunde, ehe die Sonne untergeht. In dieser Zeit suchen wir die Umgebung nach Hinweisen auf Überlebende ab. Dann kehren wir um.« Er warf einen harten Blick auf die Novizen. »Ist das klar?«
    Die Ordensbrüder sahen einander blass an. »Um des Friedens willen«, murmelte Faith mit seiner nasalen Stimme kaum hörbar.
    Trashcan verzog verächtlich die Mundwinkel und folgte Takeo und Shiro. Das Bild der schwarzbraun überzogenen Knochen stand wie ein Fanal vor seinem inneren Blick. Er hatte Angst, aber er war auch neugierig. Ein letztes Mal blickte er zu den Knochen, die vermutlich zu den beiden Spähern gehört hatten, dann verbot er sich weiter darüber nachzudenken.
    Ob Mr. Hacker auch tot is? Um ihn würd’s mir leid tun.
    Sie suchten die Umgebung ab. Es gab keine weiteren Spuren. Keine Knochen. Keine Gebrauchsgegenstände, Kleidungsfetzen oder andere Hinweise auf menschliches Leben. Der Dschungel wucherte um sie herum, als stünde er seit dem Anbeginn der Zeit an diesem Ort.
    Davie Gun hielt sich dicht bei Trashcan und Loola. Little Rock blieb ein Stück zurück, zwischen den schwer bewaffneten Soldaten. Man merkte ihm seine Angst deutlich an. Seine blauen Augen blickten gehetzt und sein Atem ging fast so schnell wie der der beiden Novizen.
    Takeo, Black und die Militärs gingen souverän mit der Situation um. Trashcan bewunderte sie dafür. Buck sollte froh sein, dass er sich diese Scheiße nich antun muss…
    »Hey, Rocki, ruhiger atmen«, rief er aufmunternd nach hinten.

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